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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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vernommen wurden, erzählten sie was ganz anderes, bestritten die Nötigung und behaupteten steif und fest, sie hätten von sich aus gestohlen. Eine schöne Geschichte ist das. Man kann ihm ohne die Mädchen nichts anhaben, und die Väter lassen nicht zu, dass wir ihren Töchtern was anhaben.« Er lächelte zynisch. »Zu viel unerfreuliche Publicity.«
    »Aus was für Kreisen kommen die Mädchen?«
    »Wohlhabender Mittelstand. Sie sind alle über sechzehn, wir können also auch wegen Unzucht mit Minderjährigen nichts machen. Ich bin sicher, dass diese drei und Miss Lascelles lediglich die Spitze eines sehr großen Eisbergs sind. Ich hab den Eindruck, er hat in dem Verfahren eine gewisse Kunstfertigkeit entwickelt.«
    »Nötigt er sie denn tatsächlich?«
    Cooper zuckte die Achseln. »Miss Lascelles hat nur gesagt, er tue fürchterliche Dinge, wenn er wütend sei. Er drohte ihr, in der Schule eine Riesenszene zu machen, wenn sie ihm nicht gehorche, aber auf der Fahrt zu Dr. Blakeney, als diese besondere Drohung ihre Wirkung verloren hatte, weil sie ja bereits aus der Schule ausgeschlossen war, fragte ich sie nochmals nach den fürchterlichen Dingen, und da brach sie nur in Tränen aus und sagte kein Wort.« Er zupfte sich nachdenklich an der Nase. »Er muss eine Form der Nötigung anwenden, sonst hätte sie nicht solche Todesangst, er könnte sie finden. Ich hab mir schon überlegt, ob er Videos von ihnen macht, aber als ich in Bournemouth anfragte, ob man entsprechende Geräte bei ihm gefunden habe, sagten sie nein. Ich hab wirklich keine Ahnung, Charlie. Er hat die Mädchen irgendwie in der Hand, und meiner Ansicht nach macht er den Druck mit Angst. Aber wie genau er es anstellt, weiß ich nicht. «
    Der Chief Inspector runzelte die Stirn. »Aber wieso haben sie keine Angst, ihn zu nennen?«
    »Vermutlich weil er ihnen erlaubt hat, das zu tun, wenn sie geschnappt werden. Schauen Sie, er weiß bestimmt, wie leicht es für uns wäre, ihm auf die Spur zu kommen. Hätte Miss Lascelles mir keine Auskunft gegeben, hätte ich nur die Schulleiterin nach der Asphaltfirma zu fragen und auf diesem Weg weiter zu forschen brauchen. Ich denke, er arbeitet ungefähr nach folgendem Verfahren: Man nimmt ein junges Mädchen aus gutem Haus aufs Korn, bei dem damit zu rechnen ist, dass die Eltern alles tun werden, um es zu schützen, gewinnt die Kleine für sich und stellt dann mit Hilfe irgendeiner Drohung sicher, dass sie auch sich selbst beschuldigen wird, wenn man gefasst wird. So kann er praktisch sicher sein, dass keine Klage gegen ihn erhoben wird, und wenn doch, so reißt er das Mädchen mit hinein. Vielleicht besteht darin seine ganze Drohung.«
    Der Chief Inspector hatte seine Zweifel. »Verdienen kann er damit nicht viel. Wie lange dauert es denn, ehe Eltern merken, was läuft?«
    »Sie werden staunen. Eines der Mädchen hat sich monatelang die Kreditkarte der Mutter ausgeliehen, bevor der Vater sich über die Beträge zu wundern begann, die seine Frau ausgab. Es war eine Gemeinschaftskarte. Die Ausgaben wurden jeden Monat automatisch vom gemeinschaftlichen Girokonto abgebucht. Keinem der beiden Eltern fiel auf, dass die Ausgaben pro Monat sich um fünfhundert Pfund und mehr erhöht hatten. Oder wenn doch, so glaubten sie, der andere wäre dafür verantwortlich. Wir leben heute in einer anderen Welt, Charlie. Beide Eltern arbeiten und verdienen gut, und es flog so viel Geld herum, dass die Diebstähle der Tochter gar nicht auffielen. Als die Eltern dann doch stutzig wurden und der Sache nachgingen, stellten sie fest, dass ihre Kleine Silber und Schmuck verkauft hatte, den ihre Mutter nie trug, dazu ein paar wertvolle Erstausgaben ihres Vaters und eine 500-Pfund-Kamera, von der der Vater glaubte, er hätte sie im Zug liegen gelassen. Ich würde sagen, dass Hughes mit der Masche ganz gut fährt, besonders wenn er mehrere Mädchen zugleich laufen hat.«
    »Ja, du lieber Gott! Was hat denn dann Ruth Lascelles alles gestohlen?«
    Cooper zog einen Zettel aus seiner Tasche. »Sie hat eine Liste der Gegenstände aufgestellt, an die sie sich erinnern kann. Hier ist sie.« Er legte das Papier auf den Schreibtisch. »Das gleiche Muster wie bei dem anderen Mädchen. Schmuckstücke, von denen ihre Großmutter gar nicht mehr wusste, dass sie sie besaß. Eine silberne Bürstengarnitur aus dem Gästezimmer, die nie benutzt wurde. Porzellanfiguren und Porzellangeschirr, die in Schränken aufbewahrt wurden, weil Mrs. Gillespie sie nicht

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