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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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dabei spreche ich noch nicht einmal von dem positiven Einfluss, den gebildete und intelligente Frauen auf nachfolgende Generationen haben. Ruth möchte studieren. Dazu muss sie aber erst ihre Reifeprüfung ablegen. Joanna muss deshalb unbedingt ohne Verzug eine andere Schule für sie finden. Und das heißt, dass jemand -« sie piekste mit dem Finger nach ihm - »nämlich Sie, ihr erklären muss, dass Ruth hier ist, dass sie aus gutem Grund hier ist, und dass Joanna herkommen und die Angelegenheit mit ihr durchsprechen muss, ehe Ruth jede Chance verliert, ihre Ausbildung weiterzuführen.« Sie richtete ihren Blick auf das junge Mädchen. »Und wenn Sie es jetzt wagen, mir zu sagen, Ruth, dass Sie Ihre Zukunft aufgegeben haben, drehe ich Sie durch die erste Mangel, die ich finden kann, und ich kann Ihnen versprechen, angenehm wird das nicht werden.«
    Darauf folgte ein langes Schweigen.
    Schlie ßlich sagte Jack: »Sie sehen wohl allmählich, was Sarahs Bedingungen bedeuten. Für menschliche Schwächen ist da kein Platz. Gewiss, die qualvollen Unvollkommenheiten, an denen die meisten von uns leiden - als da sind Unzul änglichkeit, Mangel an Vertrauen, Unentschlossenheit -, werden unterschwellig und in seitenweise Kleingedrucktem angesprochen, aber das sind Grauzonen, die sie mit unerträglicher Geduld behandelt. Und eins können Sie mir glauben, wenn Sie sich das von ihr gefallen lassen, tun Sie es auf eigene Gefahr.« Er sah Cooper mit einem warmen Lächeln an. »Sie haben mein ganzes Mitgefühl, Sergeant, aber Sarah hat wie immer recht. Jemand muss mit Joanna sprechen, und Sie sind derjenige, bei dem die höchsten Schulden aufgelaufen sind. Denn es ist ja wahr, dass Sie an Ruths Schulausschluss schuld sind und dass Sie ein Glas Wein getrunken haben, das mehr als sieben Pfund kostet.«
    Cooper sch üttelte den Kopf. »Ich kann nur hoffen, dass Miss Lascelles es mit Ihnen beiden überhaupt aushält. Ich könnt's jedenfalls nicht, das weiß ich. Ich würde die Wände hochgehen.«
    Die Wendung »mit Ihnen beiden« blieb von Sarah nicht unbemerkt. »Wie kommt es, dass Sie über meine häuslichen Verhältnisse mehr wissen als ich, Sergeant?« fragte sie beiläufig.
    Er lachte freundlich und stand auf. »Weil ich niemals nie sage, Dr. Blakeney.« Er zwinkerte ihr zu. »Wie jemand einmal zu mir gesagt hat, das Leben ist voller Tücken. Es schleicht sich von hinten an und packt einen immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet.«
    Sarah merkte, wie Ruth zu zittern begann, als sie die T ür zum Gästezimmer öffnete und Licht machte. »Was ist denn?« fragte sie.
    »Das Zimmer ist unten«, stieß Ruth hervor. »Wenn Dave kommt, kann er leicht rein.«
    »Tja, das war Geoffrey Freelings Entscheidung, nicht meine. Er hat das Haus auf den Kopf gestellt, weil er meinte, die Aufenthaltsräume sollten den besten Blick haben. Wir wollen das wieder ändern, aber es braucht Zeit.« Sie öffnete eine Verbindungstür. »Es hat ein eigenes Bad.« Als sie sich nach Ruth umdrehte, sah sie das angstvoll verkrampfte Gesicht. »Sie haben Angst, nicht? Möchten Sie lieber oben in meinem Zimmer schlafen?«
    Ruth brach in Tr änen aus. »Es tut mir alles so leid«, stammelte sie weinend. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Dave bringt mich um. In der Schule war ich sicher. Da war er nie reingekommen.«
    Sarah nahm Ruth in den Arm und hielt sie einen Moment fest. »Kommen Sie mit nach oben«, sagte sie freundlich. »Bei mir sind Sie sicher. Jack kann hier unten schlafen.« Und recht geschieht ihm, dachte sie. Ausnahmsweise erwischte es mal den Richtigen. Sie hatte sich mit Gedanken an Kastration getragen, war jedoch bereit, sich auf den Kompromiss eines kalten Betts und einer kleinlauten Entschuldigung einzulassen. Es war ein sehr fauler Kompromiss. Tatsächlich war sie so froh, dass er zurück war, dass sie am liebsten Freudentänze aufgeführt hätte.
    Joanna ist letzte Woche in die Wohnung in London gezogen, und zum ersten Mal seit ihrem fehlgeschlagenen Versuch mit der Ehe bin ich allein im Haus. In gewisser Weise ist es ein Sieg, aber ich versp üre keinen Triumph, Ich fürchte, der ganze Aufwand hat sich nicht gelohnt. Ich bin einsam. In gewisser Weise, denke ich, brauchen Joanna und ich uns gegenseitig. Das Einverständnis, das zwischen uns besteht, ist nicht zu leugnen. Natürlich kommen wir nicht miteinander aus, aber das ist weitgehend belanglos angesichts der Tatsache, dass wir auch sonst mit niemandem auskommen. Es lag doch ein

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