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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Cedar House in Fontwell. - Ja, ich warte.« Sie legte ihre Hand über die Sprechmuschel. »Ich möchte, dass Sie mit zu mir kom men und mit Ruth sprechen. Jack und ich bem ühen uns nach besten Kräften, aber wir können Sie nicht ersetzen. Sie braucht ihre Mutter.«
    Ein kleiner Nerv zuckte an Joannas Mundwinkel. »Ich finde es unerhört, dass Sie sich in Dinge einmischen, die Sie nichts angehen. Ruth ist durchaus in der Lage, für sich selbst zu sorgen.«
    »Mein Gott, Sie sind wirklich unglaublich«, sagte Sarah erschüttert. »Ihnen ist alles scheißegal, stimmt's?«
    »Das tun Sie absichtlich, Dr. Blakeney.«
    »Wenn Sie von meinen Kraftausdrücken sprechen - ja, Sie haben vollkommen recht, ich tu es absichtlich«, erwiderte Sarah. »Ich möchte gern, dass Sie über mich genauso schockiert sind wie ich über Sie. Wo bleibt eigentlich Ihr Verantwortungsgefühl, Sie verfluchtes Miststück? Ruth ist Ihnen nicht aus heiterem Himmel in den Schoß gefallen. Sie und Ihr Mann haben sich verdammt gut amüsiert, als Sie sie zeugten, vergessen Sie das nicht.« Abrupt wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Telefon zu. »Hallo, Sergeant, ja, ich bin im Cedar House. Ja, sie ist auch hier. Nein, keine Probleme, aber ich glaube, ich weiß jetzt, wie Mathildas Mörder ins Haus gekommen ist. Hat Ihnen jemand gesagt, dass sie immer einen Schlüssel zur Küchentür hinten unter einem Blumentopf liegen hatte? Ich weiß, aber ich hatte es ganz vergessen.« Sie schnitt ein Gesicht. »Nein, er liegt nicht mehr dort. Er liegt jetzt auf dem Küchentisch. Ich hab ihn benutzt, um hier reinzukommen.« Sie hielt den Hörer von ihrem Ohr weg. »Ich hab's doch nicht mit Absicht getan«, sagte sie kalt. »Sie hätten gleich zu Anfang ein bisschen gründlicher suchen sollen, dann wäre das nicht passiert.« Sie legte den Hörer mit unnötigem Nachdruck auf. »Wir müssen beide hier bleiben, bis die Polizei kommt.«
    Joanna verlor pl ötzlich die Fassung. »Verschwinden Sie aus meinem Haus!« schrie sie. »Ich lasse in meinem Haus nicht in diesem Ton mit mir sprechen.« Sie rannte die Treppe hinauf. »Sie werden schon sehen. Ich beschwere mich bei der Ärztekammer über Sie. Dreck bleibt immer hängen. Ich werde den Leuten sagen, dass Sie zuerst Mr. Sturgis umgebracht haben und dann meine Mutter.«
    Sarah folgte ihr, sah sie ins Badezimmer laufen und die T ür zuschlagen. Sie ließ sich auf den Boden hinunter und blieb im Schneidersitz vor dem Bad sitzen. »Wutanfälle und Krämpfe haben vielleicht bei Mathilda gewirkt, aber bei mir wirken sie bestimmt nicht. Gottverdammt noch mal!« brüllte sie plötzlich, den Mund dicht an der Eichentür. »Sie sind eine erwachsene Frau von vierzig Jahren, Sie dumme Gans. Benehmen Sie sich endlich Ihrem Alter entsprechend.«
    »Unterstehen Sie sich, so mit mir zu sprechen!«
    »Aber Sie machen mich stinksauer, Joanna. Einen Menschen, der nur funktionieren kann, wenn er bis obenhin mit Drogen voll ist, kann ich nur verachten. « Tranquilizer hatte Jack vermutet.
    Keine Antwort.
    »Sie brauchen Hilfe«, fuhr sie sachlich fort, »und der beste Mann dafür sitzt in London. Er ist ein Psychiater, der sich auf alle Formen von Drogenabhängigkeit spezialisiert hat, aber er nimmt Sie nur, wenn Sie wirklich bereit sind aufzuhören. Wenn Sie interessiert sind, empfehle ich Sie, wenn nicht, schlage ich vor, Sie bereiten sich auf die Konsequenzen vor, die dauernder Drogenmissbrauch für den menschlichen Körper hat, darunter vor allem eine, die Sie ganz bestimmt nicht wollen. Sie werden viel schneller altern als ich, Joanna, weil Ihr Körper ständigen Attacken ausgesetzt ist, meiner hingegen nicht.«
    »Verschwinden Sie aus meinem Haus, Dr. Blakeney.« Sie wurde allmählich ruhiger.
    »Das kann ich nicht. Ich muss auf Sergeant Cooper warten. Und es ist nicht Ihr Haus, es ist meines. Was nehmen Sie?«
    Es blieb sehr lange still. Dann sagte Joanna schlie ßlich: »Valium. Dr. Hendry hat es mir verschrieben, als ich nach Stevens Tod hierher zurückkam. Ich wollte Ruth in ihrem Bett ersticken, da hat meine Mutter ihn angerufen und ihn gebeten, mir etwas zu geben.«
    »Warum wollten Sie Ruth ersticken?«
    »Es erschien mir als das Vernünftigste. Ich war als Mutter eine ziemliche Niete.«
    »Und haben die Tranquilizer geholfen?«
    »Ich weiß nicht mehr. Ich war ständig müde. Daran kann ich mich erinnern.«
    Sarah glaubte ihr, weil sie Hugh Hendry eine solche Ma ßnahme zutraute. Klassische Symptome einer schweren postnatalen

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