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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Depression, und anstatt der armen Frau Antidepressiva zu verschreiben, um ihre Stimmung aufzuhellen, hatte dieser Idiot sie mit Sedativen in einen Zustand völliger Lethargie hineingetrieben. Kein Wunder, dass es ihr so schwerfiel, mit Ruth zurechtzukommen. Eine der tragischen Folgen der postnatalen Depression, wenn sie nicht richtig behandelt wurde, war ja, dass die Mütter große Schwierigkeiten hatten, eine natürliche liebevolle Beziehung zu ihren Kindern herzustellen, die sie als Ursache ihrer plötzlichen Unfähigkeit sahen, das Leben zu meistern. Mein Gott, vieles, was mit dieser Familie geschehen war, ließ sich ganz leicht erklären, wenn die Frauen eine Neigung zu postnataler Depression hatten.
    »Ich kann Ihnen helfen«, sagte sie. »Wollen Sie sich von mir helfen lassen?«
    »Viele Leute nehmen Valium. Es ist nicht verboten.“
    »Und sehr wirksam unter den entsprechenden Umständen und bei sachkundiger Überwachung. Aber Sie bekommen Ihr Valium nicht von einem Arzt, Joanna. Die Probleme der Diazepam-Abhängigkeit sind so gründlich dokumentiert, dass kein verantwortungsbewusster Arzt Ihnen das Medikament weiterhin verschreiben würde. Und das heißt, dass Sie einen privaten Lieferanten haben und die Tabletten eine Menge Geld kosten. Schwarzmarktdrogen sind niemals billig. Lassen Sie mich Ihnen helfen«, sagte sie wieder.
    »Sie haben nie in Ihrem Leben Angst gehabt. Was wissen Sie schon, wenn Sie nie Angst gehabt haben.«
    »Wovor hatten Sie denn Angst?«
    »Ich hatte Angst davor zu schlafen. Jahrelang habe ich mich gefürchtet einzuschlafen.« Sie lachte plötzlich. »Aber jetzt nicht mehr. Sie ist ja tot.«
    Drau ßen läutete es.
    Sergeant Cooper war sehr gereizter Stimmung. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren ein einziger Frust gewesen, und nicht nur, weil er über das Wochenende harte arbeiten und auf das Sonntagsessen mit Kindern und Enkelkindern hatte verzichten müssen. Seine Frau, selbst müde und ärgerlich, hatte ihm den unvermeidlichen Vortrag über sein mangelndes familiäres Engagement gehalten. »Du solltest endlich mal mit der Faust auf den Tisch hauen«, sagte sie. »Du bist nicht Eigentum der Polizei, Tommy.«
    Sie hatten Hughes über Nacht auf der Dienststelle Learmouth festgehalten, hatten ihn aber gegen Mittag, ohne etwas erreicht zu haben, wieder auf freien Fuß gesetzt. Nachdem er sich am vorangegangenen Nachmittag beharrlich geweigert hatte, auch nur ein Wort zu sagen, war er am Morgen auf seine ursprüngliche Aussage zurückgekommen, dass er ziellos herumgefahren sei, ehe er in seine Wohnung zurückgekehrt sei. Die Zeit seiner Rückkehr gab er mit einundzwanzig Uhr an. Cooper, der Charlie Jones losgeschickt hatte, die jungen Leute zu befragen, die die Wohnung in dem besetzten Haus mit ihm teilten, war wütend und verärgert zurückgekehrt.
    »Das ist ein abgekartetes Spiel«, erklärte er dem Chief Inspector. »Das lief wie geschmiert. Ich hab mir jeden einzelnen vorgenommen und mir erzählen lassen, was er am Abend des sechsten November getan hat, und alle hatten sie die gleiche Story parat. Sie hätten in Hughes Zimmer gesessen und ferngesehen, und Punkt neun wäre Hughes rein marschiert. Er wäre dann die ganze Nacht dagewesen, genau wie sein Wagen, der draußen auf der Straße gestanden hätte. Ich hab Hughes nicht ein einziges Mal erwähnt und durch nichts erkennen lassen, dass ich mich für ihn oder seinen gottverdammten Wagen überhaupt interessiere. Sie haben mir diese Auskünfte ganz von selbst gegeben.«
    »Woher konnten sie aber wissen, dass er zu uns neun Uhr gesagt hatte?“
    »Von seinem Anwalt?«
    »Sehr unwahrscheinlich. Ich hab den Eindruck, der mag seinen Mandanten genauso wenig wie wir.«
    »Dann war's vorher ausgemacht. Immer wenn Hughes von der Polizei in die Mangel genommen wird, behauptet er, um neun zu Hause gewesen zu sein.«
    »Oder sie sagen die Wahrheit.«
    Cooper lachte h öhnisch. »Nie im Leben. Das waren ganz abgefeimte Burschen. Wenn die an dem Abend brav vorm Fernseher gesessen haben, fress ich einen Besen. In Wirklichkeit waren sie wahrscheinlich unterwegs und haben alten Frauen die Handtaschen geklaut oder gegnerische Fußballfans verdroschen.«
    Charlie Jones lie ß sich das eine Weile durch den Kopf gehen. »Es gibt kein Alibi, das auf alle Situationen anwendbar ist«, sagte er schließlich. »Es sei denn, Hughes hat die Gewohnheit, Verbrechen immer nur nach neun Uhr abends zu verüben, und wir wissen, dass das nicht der Fall ist, denn

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