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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ja, wenn du erst mal Mitte fünfzig bist, rückt das sehr schnell näher, glaub mir.»
    «Warum bist du eigentlich so muffelig?», wandte sich Bonhoeffer an Toppe.
    «Ich bin doch nicht muffelig», wehrte der sich halbherzig. «Ich komme einfach nicht von dem Fall los, an dem ich gerade sitze. Irgendwas hakt da bei mir.»
    «Der Fall, so, so», antwortete Bonhoeffer. «Warum hakt denn dann bei Astrid nichts? Es ist schließlich auch ihr Fall, oder?»
    «Den Schuh habe ich mir jahrelang angezogen», unterbrach Astrid ihn. «Und oft genug hat er ganz schön gedrückt. Aber inzwischen weiß ich, dass Helmut anders tickt als ich. Manchmal liegt er richtig, aber manchmal ist seine Marter auch völlig umsonst.»
    Sie hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Monatelang schoben Helmut und sie jetzt schon ein unausgesprochenes Problem vor sich her. Seit er seine Familie verlassen hatte und mit ihr zusammenlebte, hatte er, egal wo sie wohnten, immer auf getrennten Schlafzimmern bestanden, eine Regelung, mit der sie immer schlechter zurechtgekommen war. Hier gab es die gemütliche Bibliothek in der Halle, die Galerie, auf der sie einen Wohn- und einen Arbeitsbereich geplant hatten, zwei geräumige Zimmer, von denen das größere Katharinas sein würde, und die kleine Dachkammer.
    «Mit den Böden seid ihr so gut wie fertig, nicht?» Bonhoeffer hatte sie beobachtet. «Dann geht es also ans Möbelschleppen. Ich könnte mir ein, zwei Tage freinehmen, wenn ihr mich braucht.»
    Astrid trat die Flucht nach vorn an. «Wir haben noch gar nicht richtig über die Raumaufteilung gesprochen. Ich weiß nur, dass ich nicht in der Kammer schlafen werde.»
    Toppe legte das Besteck aus der Hand. «Die Kammer wäre ganz schön als Gästezimmer, dachte ich.»
    «Aha.»
    «Du hast dich doch in dieses Himmelbett verguckt, oder?»
    «Aber das ist ein Doppelbett.»
    Er sah ihr lange in die Augen. «Eben.»
    Bonhoeffer grinste. «Zeit, die Tafel aufzuheben. Mir wird das hier zu romantisch. Ich übernehme freiwillig den Abwasch.»
     
    Am Montag nutzte Toppe seine Mittagspause, um beim Getränkemarkt in Kellen einzukaufen. Normalerweise war hier am Wochenanfang wenig Betrieb, aber heute schien halb Holland scharf auf deutsches Bier zu sein. Die Gänge zwischen den Kastentürmen waren eng, und er musste sich an einem Mann mit einem enormen Bierbauch vorbeizwängen, um zur Mineralwasserabteilung zu kommen. Er bückte sich, hob einen Kasten an und erstarrte mitten in der Bewegung – Lowenstijn! Seine Nackenhaare stellten sich auf.
    «Alles in Ordnung, Meister?» Der dicke Mann beugte sich zu ihm herunter und verströmte dabei einen solchen Knoblauchgeruch, dass es Toppe ganz flau wurde.
    «Ja, schon gut.» Er stellte den Wasserkasten auf die Einkaufskarre und richtete sich auf. «Alles in Ordnung.»
    Ich bin jedenfalls nicht traurig, dass mein Klient sich nicht mehr meldet, hat seine Pläne wohl geändert. Lowenstijn. Bis vor ein paar Wochen wusste ich nicht einmal von der Existenz dieses Ortes, aber dann hatte ich einen Klienten aus Schenkenschanz … nicht traurig, dass mein Klient sich nicht mehr meldet, hat seine Pläne wohl geändert.
    Toppe schob den Wagen zur Kasse, bezahlte mechanisch, hievte die Kästen ins Auto und griff dann endlich zum Handy. Baldwin, der Butler, meldete sich. «Nein, die Herr ist nicht hier. Er ist derzeit in Antwerpen, aber er ist doch über seine mobile Telefon bereichbar.»
    Die Verbindung mit Lowenstijn war schlecht. «… bin auf dem Heimweg … Autobahn … Höhe Eindhoven.» Immer wieder wurden sie durch sphärisches Rauschen unterbrochen.
    «Wohin soll ich kommen? Ins Präsidium? … keinen Fall … Laune … derben … Stadtcafé … zwei Stunden … dann.»
    Toppe war zwanzig Minuten zu früh. Ohne nachzudenken, bestellte er ein Kännchen Pfefferminztee und fragte sich danach erst verwundert, seit wann er eigentlich eine Schwäche für dieses Getränk entwickelt hatte, das ihm als Kind so zuwider gewesen war.
    Lowenstijn hatte es nicht eilig. Von der Tür aus winkte er Toppe kurz zu, widmete sich dann ausgiebig den Auslagen der Kuchentheke und brach auf dem Weg durchs Café noch schnell ein Herz, indem er der jungen Kellnerin mit einem sinnlichen Lächeln seine Bestellung ins Ohr flüsterte.
    Er feixte, als er Toppes nachsichtiges Kopfschütteln bemerkte. «Wo brennt’s denn, mein Freund?»
    «Dein Klient aus Schenkenschanz, hat der sich inzwischen gemeldet?»
    «Nein, ich kann ihn nicht erreichen.»

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