Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
Lowenstijn setzte sich und schlug die Beine übereinander. «Was mir, ehrlich gesagt, nicht gefällt, denn er hat seine Rechnung noch nicht bezahlt. Aber warum interessiert dich das?»
    Von der Leiche im Maisfeld hatte er nichts gehört, weil er die letzten vierzehn Tage in Antwerpen verbracht hatte und nur zu Norberts Hochzeit kurz an den Niederrhein zurückgekommen war.
    «Nein, bitte keine Details! Ich möchte mir den Appetit nicht verderben lassen. Aber alles, was du mir gerade erzählt hast, passt durchaus auf Bouma. Willem Bouma, ein niederländischer Oberst im Ruhestand. Ich schätze ihn auf Anfang sechzig. Er wohnt nicht direkt auf der Insel, sondern kurz davor in einer Katstelle am Deich.»
    «In diesem aufgemotzten Haus mit dem Glasanbau?»
    «Ja, genau. Bouma ist mir nicht sonderlich sympathisch, aber vor einer Weile hatte ich mal eine kleine Geschichte mit seiner Tochter, und ich war ihr einen Gefallen schuldig, deshalb habe ich den Auftrag angenommen. Sie ist Dozentin an der Uni Nimwegen.»
    Toppe verdrehte innerlich die Augen. Lowenstijn war seit Jahren fest mit Jocelyne liiert, einer Diamantenhändlerin aus Antwerpen, was ihn allerdings nicht davon abhielt, immer wieder «kleine Geschichten» zu haben.
    «Und ihre Telefonnummer hast du vermutlich in deinem kleinen schwarzen Buch.»
    Wim Lowenstijn feixte wieder und zog einen ledergebundenen Kalender aus der Innentasche. «Richtig, aber es ist blau. Soll ich sie anrufen und fragen, wo ihr Vater steckt?»
    «Warte noch einen Moment. Wann hast du zum letzten Mal mit Bouma geredet?»
    «Da muss ich überlegen … Ah, da kommt meine Marzipantorte!» Er nahm der Serviererin den Kuchenteller aus der Hand und strich dabei sanft über ihre Finger. Als sie das Kaffeetablett abstellte, klirrten Tasse und Untertasse bedenklich.
    «Am 18. Oktober», sagte er und versenkte die Gabel in seinem Tortenstück.
    «Wie bitte?»
    «Am Freitag, dem 18. Oktober, habe ich Willem Bouma zum letzten Mal gesprochen, am Telefon.»
    «Weswegen hat er dich eigentlich engagiert?»
    Lowenstijn kaute in Ruhe zu Ende. «Vandalismus, wie das so schön heißt. Bouma hat das Haus am Deich vor zwei Jahren gekauft, als Alterssitz. Anfangs hat er da wohl seine Ruhe gehabt, aber seit ein paar Monaten ist es immer wieder zu Anschlägen gekommen, wenn er nicht zu Hause war. Man hat ihm zum Beispiel eine ganze Hängerladung Kuhmist vor die Haustür gekippt, ihm den Schornstein mit Lumpen zugestopft, angeweste Karnickel in seinen Briefkasten gesteckt und sogar seinen Hund vergiftet.»
    «Immer, wenn er nicht zu Hause war …»
    «Ja, ganz klar, es muss jemand aus seiner Umgebung sein, aber im Dorf habe ich auf Granit gebissen. Es ist offensichtlich, dass Bouma nicht gerade beliebt ist, aber konkret geäußert hat sich keiner, da konnte ich mich auf den Kopf stellen. Ich hab’s sogar mit Bestechung versucht.» Er lachte über Toppes ungläubige Miene. «Ich darf das, du nicht.»
    «Und wie hat Bouma sich so unbeliebt gemacht?»
    «Der Mann ist Naturschützer – und er hat eine ziemlich große Klappe.»
    «Zugezogen ist er auch noch», vollendete Toppe, «aber das sind doch alles keine ausreichenden Gründe.»
    Lowenstijn rührte in seiner Tasse. «Bouma behauptet jedenfalls steif und fest, dass er mit niemandem persönlich Knatsch hat. Ich habe mich schließlich auf die Lauer gelegt, weiß gar nicht mehr, wie viele Nächte ich mir um die Ohren geschlagen habe, aber es ist immer alles ruhig geblieben.»
    «Warum hat er sich nicht an die Polizei gewendet? Die hätte möglicherweise Spuren finden können.»
    «Was weiß ich?» Lowenstijn blickte kühl. «Das hat ja meistens einen guten Grund. Aber mir konnte es so ja ganz recht sein.»
    «Und bei eurem Telefonat am 18. Oktober, worum ging es da?»
    «Ich hatte ihm eine Zwischenrechnung geschickt, die er noch nicht bezahlt hatte, und war leicht angesäuert, aber er meinte, er habe das Geld am Tag zuvor überwiesen – was übrigens nicht stimmt. Er erzählte mir, er habe vormittags in der Dorfkneipe laut und deutlich verkündet, dass er am Montag für ein paar Tage verreisen würde. Er hoffte, den oder die Übeltäter damit wieder auf den Plan zu rufen, die ich dann auf frischer Tat ertappen sollte. Am Sonntag wollte er sich wieder bei mir melden, um die Einzelheiten zu besprechen. Das hat er nicht getan. Seitdem klingelt bei ihm zu Hause das Telefon durch, und ein Handy besitzt er nicht. Aber ich guck jetzt mal, ob ich Mieke erreiche.»
    Er

Weitere Kostenlose Bücher