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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Zahnbürste. Toppe öffnete den Spiegelschrank und fand verschiedene Aftershaves, ein teures Eau de Toilette, ein ledernes Necessaire mit Schere, Hornhauthobel und Nagelfeile, einen Deoroller, Körperlotion und Fußcreme, Kamm und Bürste.
    «Helmut, Mieke, kommt mal runter!» Lowenstijn hatte sich draußen umgesehen.
    Im Carport neben dem Haus stand Boumas Volvo.
    Toppe schob die Hände in die Hosentaschen. Bouma hatte zum Einkaufen in die Stadt fahren wollen. Hatte ihn jemand davon abgehalten? Es gab nirgendwo eine Spur von Gewalt.
    «Seine Koffer sind auch da», sagte Mieke, «und seine Kleider … soweit ich sie kenne. Was ist denn nur geschehen?»
    Auf dem Fernseher im Wohnzimmer stand eine goldgerahmte Fotografie, das einzige Bild, das Toppe bisher im Haus entdeckt hatte. Sie zeigte drei Menschen, links Mieke Bouma, auf der rechten Seite einen älteren Mann in einem grauen Zweireiher und in der Mitte eine Frau im Rollstuhl, ausgemergelt, mit brennenden Augen.
    «Das war vor fünf Jahren», erklärte Mieke. «In Burgers’ Zoo in Arnheim. Die fotografieren einen dort, wenn man einverstanden ist.» Ihre Stimme wurde schwer vor Trauer. «Der letzte Ausflug mit meiner Mutter. Sie hatte Leukämie.» Mit dem kleinen Finger tippte sie auf das Foto. «Mein Vater hat sich seitdem sehr verändert. Er hat viel längere Haare, zieht Jeans an und Pullover. Aber es ist nicht nur äußerlich. Er ist jetzt sehr engagiert in der ökologischen und der sozialen Bewegung. Ich besuche ihn nicht sehr oft, ich habe immer mehr mit meiner Mutter … ich meine …»
    «Mindestens vierzehn Tage!» Lowenstijn brachte einen Schwall frischer Luft mit herein. «Ich habe den Briefkasten geleert, da ist seit mindestens vierzehn Tagen niemand mehr dran gewesen.»
    Toppe rieb sich den Nacken. «Frau Bouma», begann er und ließ seinen Blick über die Papier- und Bücherstapel auf dem Schreibtisch unterm Fenster wandern. Es juckte ihm in den Fingern. «Ihr Vater hat Ihnen erzählt, dass in den letzten Monaten … ja, wie soll man es nennen … Anschläge auf ihn verübt worden sind. Hat er sich bedroht gefühlt?»
    Sie gab einen trockenen Laut von sich. «Nein, bestimmt nicht! Er war nur schrecklich wütend.»
    «Warum hat er sich nicht an die Polizei gewandt?»
    Sie schlug die Augen nieder, schaute ihn aber sofort wieder an. «In Holland hätte er das vielleicht getan, aber die deutsche Polizei … ich meine, die Generation meines Vaters … Sie wissen doch. Dann ist mir Wim eingefallen.» Ihre Hände legten sich kurz auf ihren Bauch. «Wir kennen uns ganz gut. Herr Toppe, warum sucht die Polizei meinen Vater?»
    Es war nicht leicht, ihr von dem gehäckselten Toten im Maisfeld zu erzählen, aber sie nahm es gefasst. «Mein Vater trägt nur noch Siouxschuhe, seit er sein Leben verändert hat, aber das haben Sie bestimmt schon registriert.»
    Toppe nickte. «Wenn Sie einverstanden sind, leite ich Untersuchungen ein.»
    «Ja, natürlich! Ich will wissen, was passiert ist. Ich muss wissen, ob mein Vater tot ist.»
    Toppe ging zum Telefonieren nach draußen. Zu Boumas Haus gehörte ein Anleger. Der Altrhein stand unbewegt und stumpf, ein hauchdünner Eisfilm hatte sich über die Wasseroberfläche gelegt.
    Van Gemmern stellte keine Fragen, er würde in spätestens einer Stunde da sein.
    Toppe überlegte, ob er Peter Cox Bescheid sagen sollte, aber der hatte sicher längst Feierabend gemacht, und im Grunde drängte ja nichts.
    Lowenstijn und Mieke Bouma schwiegen, als Toppe ins Zimmer zurückkam. «Auf der anderen Seite ist ein Anlegesteg. Hat Ihr Vater hier auch ein Boot?»
    «Das weiß ich nicht, tut mir Leid.»
    «Hat er», fiel Lowenstijn ihr ins Wort. «Eine Segeljolle, liegt gegenüber bei den Booten vom Segelverein. Bouma ist dort Mitglied.»
    Mieke rieb sich die Oberarme. «Mir ist kalt. Kann ich einen Tee kochen?»
    Toppe wollte ablehnen, aber sie hielt ihm ihre behandschuhten Hände hin. «Ich bin ganz vorsichtig.»
    «Wissen Sie, Sie brauchen gar nicht hier zu bleiben. Fahren Sie nach Hause, wenn Sie möchten. Ich melde mich bei Ihnen, sobald es etwas Neues gibt.»
    «Ich will aber hier bleiben!» Mit steifem Rücken ging sie hinaus in die Küche.
    Toppe ließ sich von Lowenstijns herausforderndem Grinsen einfangen. «Wirst du etwa Vater?»
    «Sie wird Mutter … Jetzt guck mich nicht so schockiert an! Mieke weiß nicht, wer der Vater ist. Außer mir gibt es da noch einen Anwärter. Herrgott, du kennst mich lange genug. Ich will

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