Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
gewachster Terracottaboden, blau und weiß eingedeckte Tische.
    «Hab ich alles renovieren lassen», betonte Frau Lentes. «Ich will schließlich auch Gäste von außerhalb, die es gern was moderner haben.»
    Sie war nicht begeistert, dass das Hochzeitsbuffet von außerhalb geliefert werden sollte, aber selbst Ulli hatte dem Schenkenschanzer Angebot – «Macht bei uns alles die Frau Boos aus der 16, die ist Profi» – nichts Romantisches abgewinnen können: Jägerbraten, Römerbraten, Putengeschnetzeltes. «Mit alles, was Sie an Beilagen wollen, und für Nachtisch Herrencreme, Zitronencreme und alles; warten Sie mal, ich hol den Prospekt.»
    Die Hände auf eine Stuhllehne gestützt, beugte die Wirtin sich vor. «Also, Essen nicht von uns! Da kann ich bloß hoffen, dass anständig was getrunken wird, sonst rechnet sich das für mich nämlich nicht. Ich mein, das müssen Sie verstehen, die Saalmiete alleine, die bringt es nicht. Ich hab ja schließlich die ganze Wäsche.»
    Sie war recht jung, Anfang dreißig vielleicht, und hatte ein hübsches Gesicht, das sie leider unter zu schwerem Make-up, schwarzem Lidstrich und hellblauem Lidschatten versteckte.
    «Es wird bestimmt gut getrunken», beeilte Ulli sich. «Auf alle Fälle hätten wir gern Champagner, wenn die Gäste eintreffen. Ich glaube, so zehn bis zwölf Flaschen können es schon sein.»
    Die Wirtin guckte stumpf. «Wir haben bloß Sekt.»
    «Meinen Sie nicht, dass Sie über Ihren Lieferanten auch Champagner besorgen könnten?» Van Appeldorn merkte, wie bemüht freundlich er klang.
    Knapp eine Stunde später schien alles geregelt zu sein.
    Auf dem Parkplatz an der Dorfeinfahrt strubbelte er Ullis Koboldhaare. «Na, zufrieden?»
    Sie lächelte. «Musst du zurück ins Präsidium?»
    «Ja, aber nur kurz. Es ist so viel Schreibkram liegen geblieben, und Helmut wollte, wenn’s geht, heute früher weg. Die stecken immer noch in ihrer Renovierung. Aber so, wie’s aussieht, bin ich spätestens um sieben zu Hause.»
    «Fein, dann mache ich in der Zwischenzeit endlich die Einladungen fertig.» Sie drehte sich langsam um und betrachtete die sonnenbeschienene Ebene. «Hoffentlich hält sich das Wetter noch ein paar Wochen. Ich glaube, es bringt Unglück, wenn es einem den Schleier verregnet.»
    «Hast du denn einen Schleier?»
    «Selbstverständlich!»
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und deutete auf die Schiffsmasten, die so gerade eben über den Deich lugten. «Die werden ihre Boote bald rausholen müssen. Das Wasser steigt. Drück mal ganz fest die Daumen, dass dein Plan mit der Kutsche und der Fährfahrt klappt. Wenn es im Süden so weiterregnet, kriegen wir hier richtig Probleme.»

Zwei
    Die Luft in dem kleinen Büro war zum Schneiden dick. Wie immer, wenn sie längst überfällige Berichte schreiben mussten, rauchten van Appeldorn und Toppe eine Zigarette nach der anderen. Peter Cox zerknüllte seine Lucky-Strike-Packung. Er hatte das tägliche Kontingent, das er sich zugestand, schon vor einer Stunde ausgeschöpft und rang mit sich.
    «Gibst du mir eine Zigarette, Helmut?», fragte er schließlich resigniert.
    «Nimm dir eine!» Sein Chef wandte den Blick nicht vom Bildschirm ab, er beschäftigte sich gerade mit dem tätlichen Angriff dreier alkoholisierter Jugendlicher auf einen Kinobesucher am letzten Freitag. Auch als das Telefon klingelte, reagierte er nicht, also griff Cox quer über den Schreibtisch zum Hörer: «KK 11, Cox am Apparat.» Er lauschte eine Weile und notierte eine Adresse.
    «Ich sage das jetzt wirklich ungern», meinte er dann in die Runde. «Mir ist klar, dass du in vier Tagen heiratest und jede Menge um die Ohren hast, Norbert, ich weiß auch, dass Helmut unbedingt Bilder aufhängen muss, von meinen eigenen dringenden Plänen mal ganz abgesehen, aber ich fürchte, wir müssen das für den Moment vergessen. Es gibt Arbeit. Ein Bauer in Schenkenschanz will einen Menschen geschreddert haben.»
    Van Appeldorn schauderte. «Vorsätzlich?»
    Cox zuckte die Achseln. «Er sagte, er erntet gerade sein Maisfeld ab, und da sei ihm was in den Häcksler gekommen. Zuerst dachte er an ein Reh, aber es guckt noch ein halber Fuß mit Schuh raus.»
    Toppe runzelte finster die Brauen. «Ich hatte so etwas vor Jahren schon einmal. Ein Tippelbruder, der im Maisfeld seinen Rausch ausschlafen wollte. Wenn das einer von diesen alten Häckslern ist, können wir uns auf was gefasst machen.» Er nahm seine Jacke. «Schick uns den ED raus, Peter,

Weitere Kostenlose Bücher