Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
allenfalls ein sehr müdes Lächeln. Toppe hatte den Eindruck, dass die beiden Deutsche – Polizist hin oder her – nicht so furchtbar gern mochten, aber er verbot sich den Gedanken sofort.
    Ein sehr kleines, aber solides Backsteinhaus am Ende einer Sackgasse, direkt am Deich. Der Schlüssel aus der unteren Schublade passte ins Schloss der dunkelgrünen dicken Holztür.

Zwölf
    Ein großer quadratischer Raum mit einer Küchenzeile an der rechten Seite, ein runder Buchentisch, drei hochlehnige gepolsterte Stühle, zwischen den Sprossenfenstern zwei Sessel, ein heller gewebter Teppich auf dem Holzboden. Die Möbel waren noch relativ neu, Massenware aus einem ländlichen Möbelmarkt. Eine schmale Vitrine voller Bücher – fast alle drehten sich ums Segeln – und ein Aktenschrank aus grauem Metall.
    Toppe warf einen Blick in die Küchenschränke: Staubsauger, Putzzeug, ein Topf, eine Pfanne, Geschirr, Besteck und Gläser vom Nötigsten, auf Besuch war Bouma nicht eingerichtet gewesen. Im hinteren Teil des Hauses ein Schlafzimmer mit einem schmalen Kiefernbett, einem Nachttisch und einem zweitürigen Kleiderschrank. Das Bett war nicht bezogen, der Schrank leer. Nebenan ein lila gekacheltes, muffiges Bad.
    Durch eine Hintertür trat man auf eine kleine Grasfläche, von der eine lange Reihe Betonstufen den Deich hinaufführte. Linker Hand stand ein offener Holzschuppen, in dem Bouma seinen Bootstrailer untergebracht hatte. An den Wänden hing und stapelte sich Segelzubehör: Tampen, Kleber, Harze, Holz, Schekel jeder Größe, eine Persenning, Segeltuch, Fender.
    Ackermann kletterte auf den Deich und blieb oben einen Moment regungslos stehen.
    «Chef», rief er dann, «dat müssen Se gesehen haben, dat Polarmeer is’ nix dagegen! Aber vorsichtig, die Stufen sind glatt.»
    Der Himmel war von einem klaren Blau, dicht an dicht trieben große Eisschollen auf dem Ijsselmeer und glitzerten in der Herbstsonne. Toppe atmete tief durch.
    «Schön, wa? Da wird einem ganz anders bei. Aber auch unheimlich ir’ndwie.» Auch Ackermann hielt inne, kurz nur. «Gucken Se ma’ da unten. Dat kann bloß Boumas Boot sein – wat für ’n schönes Mädken!»
    Weiter rechts gab es ein kleines Hafenbecken mit vier Steigern und etlichen Anlegeplätzen. Nur ein einziges Boot lag dort regungslos im Eis.
    «Wir müssen der Mieke sagen, dat se dat rausholen lässt.»
    Vorsichtig tasteten sie sich die rutschigen Stufen hinunter und gingen ins Haus zurück.
    Die beiden holländischen Kollegen waren gelangweilt bei der Haustür stehen geblieben, ab und zu murmelten sie etwas miteinander.
    Ackermann ging zum Aktenschrank und drehte am Griff. «Hoffentlich ist der nicht abgeschlossen!» Aber sie hatten Glück. Da waren sie: Boumas berufliche Unterlagen, die Erinnerungen an seine Militärzeit, säuberlich sortiert in Schubern, Kopien von Berichten, Auszeichnungen, Beförderungen, auch Fotos.
    «Was ist das hier?» Toppe zog einen prall gefüllten roten Ordner heraus.
    Ackermann blätterte flüchtig. «Sieht aus wie Prozessakten.» Er legte den Ordner auf den Tisch, schob seine Brille hoch und sah sich Seite für Seite an. «Srebrenica? Wat war dat no’ ma’?»
    «Das ist ein Ort in Ex-Jugoslawien.» Toppe überlegte. «Da ist etwas passiert im Bosnienkrieg.» Er bekam es nicht mehr zusammen.
    «Stimmt, ir’ndwat war da, hatte auch wat mit Holland zu tun. War wat mit de Regierung, aber ich weiß et nich’ mehr. Auf jeden Fall muss Bouma drin verstrickt gewesen sein, sons’ hätt’ er ja wohl die Akten nich’ hier liegen.» Er ließ die Brille wieder auf die Nase rutschen. «Wir müssen den ganzen Rummel hier mitnehmen.»
    Aber damit waren die niederländischen Kollegen nicht einverstanden. Toppe redete mit Engelszungen – der Dienstweg würde Tage dauern und endlosen Schreibkram bringen –, aber die Polizisten ließen sich auf nichts ein. Schließlich hatte Ackermann den rettenden Einfall: Wenn Mieke Bouma es ihnen erlaubte, die Papiere mitzunehmen, gäbe es doch kein Problem. Das wäre natürlich etwas anderes, aber diese Einwilligung müsste schriftlich vorliegen. Toppe raufte sich innerlich die Haare, gab sich gleichwohl gelassen. Er würde die Tochter anrufen und dafür sorgen, dass sie umgehend eine Mail schickte.
    Das sei im Prinzip eine gute Idee, nur leider hätten sie auf dem Revier ein paar Schwierigkeiten mit dem Netz, könnte an der Kälte liegen. Schließlich erbarmte sich der Ältere der beiden: Auf der Polizeistation stünde

Weitere Kostenlose Bücher