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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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mit Lowenstijn anscheinend genossen. «Wenn der zwei, drei Bier intus hat, is’ der nich’ mehr ganz so überkandidelt. Hat ganz schön über Bouma hergezogen, war aber nix bei, wat wir uns nich’ auch schon gedacht hätten. Auf alle Fälle ham wer jetz’ ’ne Aufstellung von alle Anschläge un’ wann se passiert sind.»
    Toppe überflog die Liste und erzählte dann von den Bauern, die Bouma angezeigt hatte.
    «Heinz Ingenhaag kenn ich», meinte Ackermann. «Den Unkrig bloß von Ansehen. In meine Jugend hab ich ma’ auffe Schanz gefreit, die Tochter vom Dorfschullehrer. Damals hatten die noch ’ne eigene Schule, bloß eine Klasse für alle, aber immerhin. Wat machen wer jetz’? Nehmen wer uns die drei zur Brust?»
    Toppe schaute auf die Uhr. «Bis zwölf hab ich Zeit, dann muss ich zur Chefin. Am liebsten würde ich mir als Erstes Dellmann vorknöpfen. Ich bin wirklich gespannt, welches Märchen der mir heute auftischt.»
    «Na, dann steigen Se ein! Ihren Wagen können wer ja nachher wieder abholen.»
    Ackermann fuhr ganz gemächlich und plauderte dabei munter vor sich hin. «Ei’ntlich kenn ich jeden vonne Schanz ’n bisken vonne Schützenfeste. Die laden uns Schützen aus Scheffenthum immer ein un’ umgekehrt.»
    Das Lenkrad hielt er locker mit der linken Hand, während er sich mit der rechten auf dem Oberschenkel eine Zigarette drehte. «Un’ Paul Dellmann sein Sohn is’ bei meine Jeanette inne Jahrgangsstufe. Is’ ’n netter Kerl, ganz anders wie der Alte. Will sogar den Hof übernehmen, wenn er fertig studiert hat.»
    Toppe fragte nach der zugezogenen Frau, über die man sich im Dorf das Maul zerriss.
    «Ich glaub, ich weiß, wen Sie meinen. Dat muss die Freya Fuchs sein. Die schreibt so Kinderbücher. Meine Mädkes haben die verschlungen, wie die noch klein waren. In Wirklichkeit heißt die aber anders, mein ich. Gesehen hab ich se noch nich’.»
    Als sie hinter Griethausen auf den Deich kamen, bot sich ihnen ein überwältigender Ausblick: Die überfluteten Wiesen rund um Schenkenschanz waren völlig zugefroren, eine gigantische weiße Fläche zog sich bis zum Horizont, hier und dort, wie mit Tusche gezeichnet, die Wipfel der Pappeln, Erlen und Weiden. Eine jungfräuliche, gähnend leere Fläche – Frau Lentes’ Schlittschuhkunden blieben aus. Kein Mensch, der bei Verstand war, hielt sich bei minus zweiundzwanzig Grad freiwillig draußen auf.
    Ackermann hatte am Straßenrand angehalten und genauso still wie Toppe den Anblick in sich aufgenommen. «Ich hab gehört, dat auffem neuen Rhein auch schon Eisschollen treiben. Man glaubt et gar nich’!»
    Sie fanden Dellmann im Stall, wo er versuchte, zwei uralte Ölöfen in Gang zu bringen.
    «Na, Paul, musste stochen, dat dir dat Vieh nich’ eingeht?»
    Der Bauer machte einen Riesensatz und presste sich die Faust gegen die Brust. «Mann Gottes, musst du mich so erschrecken?» Dann erkannte er Toppe, und die Farbe kehrte blitzschnell in sein Gesicht zurück. «Ich habe es heute Morgen in der Zeitung gelesen.»
    Toppe sagte nichts, schaute ihn nur aufmerksam an.
    «Ja», Dellman zog ein schmuddeliges Tuch aus der Tasche und schnäuzte sich die Nase, «dass es wohl der Bouma war, den ich in meiner Maschine hatte.»
    «Stimmt.» Toppe trat dicht an ihn heran, er war gute zwanzig Zentimeter größer. «Ich würde gern wissen, warum Sie mich angelogen haben.»
    «Hab ich das?»
    «Sie haben mir gesagt, Sie wüssten nichts von Anschlägen auf Bouma.»
    Dellmann sah ihm fest in die Augen. «Weiß ich auch nichts von!»
    «Frau Lentes allerdings …»
    «Ach die!» Der Bauer machte eine wegwerfende Handbewegung und wich ein, zwei Schritte zur Seite. «Die quatscht viel, wenn der Tag lang ist. Ich weiß jedenfalls von gar nichts.»
    Ackermann lachte herzhaft. «Un’ ich bin der Kaiser von China! Du meins’, da kommste mit durch? Wenn ich mich jetz’ gleich ma’ bei all meine Schänzer Freunde umhör’, wat glaubste, wie schnell ich raushab, wat du in Wirklichkeit weißt!»
    «Gej könnt min de Kont kösse!», spie Dellmann.
    «Wenn ich übersetzen darf», Ackermann rieb die Handflächen aneinander, pustete hinein, rieb wieder. «Du kannst mir das Hinterteil küssen. Besser bekannt unter: Du kannst mich am Arsch lecken.»
    «Ich will damit nichts zu tun haben!» Dellmanns Stimme überschlug sich.
    «Das glaube ich Ihnen gern», meinte Toppe kühl. «Wo waren Sie am 3. September zwischen 19 und 22 Uhr 30?»
    Der Bauer gab ein Geräusch von sich wie

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