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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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hat ein Zertifikat, Astrid hatte Niederländisch als Leistungskurs in der Schule, selbst Norbert kommt ganz gut durch.»
    «Dat is’ ja au’ einfach, wenn man von hier kommt. Ich hab et ja au’ so automatisch aufgeschnappt, weil ich anne Grenze groß geworden bin. Richtig gelernt hab ich dat nie.»
    Er hatte zwei Zigaretten gedreht und hielt Toppe eine hin.
    Er nahm sie, obwohl Ackermanns «Javaanse» ihm eigentlich viel zu stark waren.
    Die Chefin hatte ihn heute Morgen überfallen, kaum dass er im Büro gewesen war. Ein holländischer Offizier hatte sie aufgesucht, um ihr mitzuteilen, dass Bouma ein Militärbegräbnis bekommen würde, und um zu fragen, wann Boumas Leichnam freigegeben wurde. Ferner hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass der Geheimdienst eigene Ermittlungen in diesem Mordfall anstellen würde.
    «Die ganze Sensationspresse und die Geier vom Privatfernsehen stehen bei mir auf der Matte, weil die Geschichte doch so schön plakativ ist: nur ein halber Fuß, die blutigen Reste im Maishäcksler und dann dieses idyllische Dörflein.» Sie hatte maliziös gelächelt. «Die können auf der Matte stehen, bis sie schwarz werden. Jeder bekommt dieselbe sachliche Presseerklärung, basta!»
    Toppe staunte immer noch. Die Meinhard stand zu ihrem Wort, sie hielt ihm den Rücken frei. Das war nicht immer so gewesen. Es hatte Jahre gedauert, bis sie miteinander klargekommen waren. Als sie ihm vor die Nase gesetzt worden war, hätte er am liebsten das Handtuch geschmissen, aber es hatte keine Alternative gegeben. Er hatte zwei Familien zu ernähren gehabt, zumindest seinen Beitrag dazu leisten müssen. Irgendwann hatte er gelernt, deutlicher seinen Standpunkt zu vertreten, bestimmter Grenzen zu ziehen und klare Forderungen zu stellen. Eine Sprache, die Charlotte Meinhard verstand und schätzte; mittlerweile waren sie Partner.
    Die Landstraße zwischen Alkmaar und Den Helder führte an einem breiten Kanal entlang.
    Toppe erinnerte sich an ein langes Wochenende mit Astrid auf Texel vor Jahren, als sie sich gerade verliebt hatten. Es war im Spätsommer gewesen, und sie hatten sich Zeit gelassen auf dem Weg durch die sonnige Landschaft mit den geduckten Reetdachhäusern und den alten Bäumen auf der einen und dem lebhaften Treiben auf dem Kanal auf der anderen Seite – Hunderte von Segelbooten, Kinder in «Optimisten», die gewandt zwischen den Jollen hin und her flitzten.
    An einem Café hatten sie Rast gemacht und unter dem ausladenden Dach einer Linde Apfelkuchen gegessen, den Duft von frisch gemähtem Gras in der Nase, und den Geräuschen des Kanals gelauscht.
    Jetzt war das Wasser gefroren, die Landschaft erstarrt.
    Auch Ackermann hing Erinnerungen nach. Um diese Jahreszeit wimmelte der Kanal normalerweise nur so von Schlittschuhläufern und Jugendlichen, die Eishockey spielten, es gab Glühweinstände und Frittenbuden. Dieses Jahr würde wohl sogar der große «Nikolauslauf», an dem er selbst schon dreimal mit Nadine, seiner Ältesten, teilgenommen hatte, ausfallen. Der stetige Wind Noord-Hollands machte einen Aufenthalt im Freien unerträglich.
    In den Sommermonaten war Den Helder ein summendes, buntes Hafenstädtchen mit gut gelaunten Feriengästen und Leuten, die für ein paar Stunden die Cafés und Restaurants bevölkerten und die kleinen Lebensmittelmärkte plünderten, bevor sie die Fähre nach Texel nahmen, wo sie zwei, drei Wochen in einem Ferienhaus verbringen würden. Im restlichen Jahr war Den Helder ein ruhiger Ort – die Saisonläden packten ihre Straßenstände weg und ließen die Gitter herunter –, nur Segler waren eigentlich immer da, unabhängig von der Jahreszeit. Heute war Den Helder eine Geisterstadt, selbst die Ampeln waren ausgefallen. Sie fanden das Revier auf Anhieb. Mit den Kollegen in Nimwegen, Arnheim und Umgebung lief die Zusammenarbeit seit vielen Jahren blind. Regelgerecht hätte bei grenzüberschreitenden Ermittlungen Interpol eingeschaltet werden müssen, ein zeitaufwendiges, zermürbendes Verfahren, fruchtlos, wenn man schnelle Informationen brauchte oder fix handeln musste.
    Im Norden an der Küste kannte man den «kleinen Grenzverkehr» nicht. Die Kollegen hatten sich zwar nach einigen Telefonaten und Rückversicherungen auf die unkomplizierte Amtshilfe eingelassen, aber man konnte sicher nicht behaupten, dass die beiden Beamten, die mit ihnen zu Boumas Haus fuhren, vor Arbeitseifer und Sympathie übersprudelten. Selbst Ackermanns launige Sprüche entlockten ihnen

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