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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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knüllte Cox’ Nachricht zu einem Papierball zusammen. «Machen wir Schluss für heute.»
    «Ja?» Ackermann stutzte, er hatte gerade angefangen, seinen gut zwei Meter langen Strickschal abzuwickeln. «Okay, wenn Se meinen, ich hab nix dagegen, klar, bloß … vom Zeitpunkt her, ich mein, wenn wer auffe Schanz ’ne Schnitte kriegen wollen …»
    «Sicher», sagte Toppe. «Gleich morgen früh.»
    «Ingenhaag?»
    «Ingenhaag zuerst.»
    «Ich komm Sie abholen. Wie viel Uhr?»
    «Das ist doch ein Riesenumweg für Sie.»
    «Macht nix!» Ackermann öffnete die Tür zum Flur, Toppe knipste das Licht aus. «Käm’ Ihnen halb neun zupass?»
    «Halb neun hört sich gut an. Ich muss heute Abend noch einen Fußboden verlegen.»
    «Brauchen Se Hilfe?»
    «Wenn, sag ich Bescheid.»
    Sie waren schon auf der Treppe.
    «Chef, ich weiß, dat ich dat scho’ ma’ gesagt hab: Die Schänzer sind eigen, mein’twegen auch bekloppt, aber wenn der Bouma bloß, ich mein, keiner von denen würd’ den einfach so abknallen. Et sei denn, jemand hat da richtig Dreck am Stecken, un’ der Bouma hat dat rausgekriegt. Ich kann mich ja ma’ umtun. Heut Abend noch. Die Mutti weiß, dat ich jetz’ in Ihre Abteilung bin un’ dat et da nie anständige Arbeitszeiten gibt, also is’ et egal.»
     
    Schenkenschanz wurde belagert.
    Übertragungswagen von drei verschiedenen Privatsendern blockierten die schmale Zufahrtsstraße. Zig Reporter, Kameramänner und Tonleute wimmelten durcheinander. Toppe entdeckte einen Redakteur von der Niederrhein Post , den er kannte und der sich köstlich zu amüsieren schien.
    «Die Schänzer haben die ganze Meute hier mit Mistgabeln und Schüppen aus dem Dorf gejagt», erklärte er, «und dann haben sie die Fluttore geschlossen. Da kommt kein Mensch mehr rein.»
    «Wat soll der Aufstand?», wunderte sich Ackermann. «Die sind doch an Fernsehen gewohnt, werden doch bei jedem Hochwasser gefilmt.»
    «Aber heute geht es ja nicht ums Hochwasser», gab der Journalist zu bedenken. «Es geht um Mord, einen sehr spektakulären noch dazu. Gut, dass ich Ihnen gerade über den Weg laufe …»
    Toppe ließ ihn nicht ausreden. «So Leid es mir tut, aber wenn Sie Fragen haben, müssen Sie sich an Frau Meinhard wenden. Ich bin im Augenblick nur für die Ermittlungen zuständig.»
    Ackermann tippte ihm auf die Schulter und zeigte auf die Festungsmauer. Ein paar findige Fernsehmänner hatten irgendwo eine Leiter aufgetrieben und sie gegen die Mauer gelehnt. Einer der Kameraleute schulterte sein schweres Gerät und machte sich an den Aufstieg. Er hatte gerade mal die fünfte Sprosse erklommen, da erschien auf der Mauerkrone ein Kübel, und ein dicker Schwall brauner Flüssigkeit ergoss sich über den Mann. Der brüllte vor Schreck und schüttelte sich voller Ekel – es war Gülle.
    «Scheiße, Scheiße, Scheiße!», schrie ein anderer und trampelte wütend mit den Füßen. «Wieso hat das keiner gedreht?»
    «Ich fass es nicht», murmelte Toppe.
    Gott sei Dank lag Ingenhaags Hof am Deich, selbst für die Polizei würde es schwierig sein, ins Dorf zu kommen.
     
    Heinz Ingenhaag sei «der dickste Bur» der Gemeinde, erklärte Ackermann, dem ginge es noch besser als Dellmann. Er hätte den größten Landbesitz, bekäme dementsprechend Subventionen und hätte frühzeitig auf Öko-Rindermast gesetzt. Toppe wusste, dass Ingenhaag einundsechzig Jahre alt war und keine Kinder hatte.
    «Zu meinem Mann? Was will denn die Kripo von meinem Mann?»
    Agathe Ingenhaag reichte Toppe nicht einmal bis zur Schulter. Mit ihrem kurz geschnittenen grauen Haar, dem schmalen Gesicht und den fixen, abrupten Bewegungen erinnerte sie ihn an einen Terrier. Sie trug einen karierten Wollrock, schwarze Schnürschuhe, Pullover und Schürze. Offenbar ihre Arbeitskleidung, aber sie hatte sich mit einem schweren goldenen Panzerarmband und mehreren dicken Ringen geschmückt. «Kommen Sie mit in die Küche. Mein Mann ist im Stall.»
    Die Küche war rundum, bis hin zur Deckenlampe, mit geschnitzter Eiche eingerichtet, der gekachelte Boden glänzte feucht, alles blitzte vor Sauberkeit. Am Tisch stand ein Mädchen und knetete Teig.
    «Anna», herrschte Frau Ingenhaag sie an. «Mein Mann, du holen! Sofort!» Bei jedem Wort pochte sie fest mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte.
    Das Mädchen wischte sich nicht einmal die Hände ab, sondern lief.
    «Aus Kasachstan», erklärte Agathe Ingenhaag rau, «meine Haushaltshilfe. Lachhaft! Hatte gerade eine Fehlgeburt, und

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