Die Schanz
Ecke, betrachtete die verkohlten Trümmer des Schuppens und die angrenzende Garage und sortierte seine Gedanken.
Dann stieg er die drei Stufen zu Jens Molenkamps Haustür hinauf und schellte.
Der Junge sah aus, als hätte man ihm die Luft herausgelassen. Keine Spur von Lässigkeit, als er Toppe ins Haus ließ, keine flapsigen Sprüche, als er ihn in sein Wohnzimmer führte, das voll gepfropft war mit Möbeln vom Trödel. Höflich bot er Toppe einen Platz an und ließ sich ihm gegenüber in einen Sessel sinken, seine Hände zitterten. Toppe beobachtete ihn schweigend.
«Ich kann nicht mehr», brach es schließlich aus dem Jungen heraus. «Ich hab immer diesen verbrannten Menschen vor Augen. Das war so schrecklich, das war so … o Gott! Ich kann überhaupt nicht mehr schlafen, die ganze Zeit seh ich das vor mir.»
Er schaute Toppe aus wässrigen Augen an. «Das war die Wetterborn, oder?»
«Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit.»
«Wer soll es denn sonst gewesen sein? Ist sie … ist sie auch umgebracht worden?»
Toppe nickte. Molenkamp zog die Unterlippe zwischen die Zähne und kaute darauf herum, in seinen Augenwinkeln hockte die Angst. «Ich schnall überhaupt nichts mehr, ich blick einfach nicht mehr durch, was abgeht. Erst wird einer erschossen, dann jemand verbrannt. Wer tut denn so was? Warum?»
Toppe bot ihm eine Zigarette an, Jens Molenkamp nahm sie, ohne richtig hinzuschauen.
«Ich kenne doch alle. Das kann keiner von hier gewesen sein, das kann einfach nicht!»
Auf einmal fixierte er Toppe, der immer noch seinen Mantel trug, den Kragen hochgeschlagen. «Ist Ihnen kalt?»
«Ziemlich, ja.»
«Die Heizung steht auf voll, aber …» Er klang ein wenig hilflos. «Soll ich Tee kochen? Wir haben Apfel und Jasmin.»
Toppe schüttelte sich innerlich. «Danke, es geht schon. Erzählen Sie mir etwas über Rose Wetterborn.»
«Über die?» Der Junge wurde langsam ruhiger. «Die kenn ich kaum, nur so vom Ansehen.»
«Sie wohnen gleich gegenüber. War Rose Wetterborn mit Willem Bouma befreundet? Hat er sie mal besucht?»
Von draußen schallten dumpfe Rufe herein, und Molenkamp sprang auf. «Da ist was los!»
Toppe folgte ihm. Als er auf die Gasse trat, stand er bis über die Knöchel im Wasser.
«Die machen die Tore zu», erklärte Molenkamp, dann brüllte er die Straße hinunter: «Braucht ihr mich?»
«Nein, alles klar.» Dellmann kam um die Ecke. «Steigt ein bisschen, langsam, alles im grünen Bereich, normal.»
Er schaute Toppe an. «Hier kommt kein Wasser mehr rein und kein Mensch mehr raus. Wie das Leben manchmal so spielt.» Dann spuckte er aus und ging.
«Sie müssen sich keine Sorgen machen», sagte Molenkamp. «Bis es hier auf der Insel kritisch wird, das dauert Tage.» Er schaute in den Himmel. «Und es regnet auch nicht mehr.» Dann glitt sein Blick an Toppes Beinen hinab. «Sie hätten Gummistiefel anziehen sollen.»
«Wem sagen Sie das?» Toppe hob einen Fuß, seine Hose hatte sich mittlerweile bis übers Knie mit Wasser voll gesogen, er spürte seine Zehen nicht mehr.
«Ich würde mich gern weiter mit Ihnen unterhalten.»
«In Ordnung, dann kommen Sie doch wieder mit rein.»
Jens Molenkamp wandte sich zum Gehen und prallte gegen Klaus Voss, der aus der Gegenrichtung kam. «Scheiße, Voss! Kannst du nicht aufpassen? Wie dämlich darf man eigentlich sein?»
Toppe stapfte weiter, ohne sich darum zu kümmern.
«Dass die Wetterborn mit Bouma befreundet war, glaub ich eigentlich nicht. Jedenfalls habe ich den nie bei ihr gesehen.»
«Und was ist mit den anderen Männern hier? Was ist mit Fink und Dahmen?»
Der Junge lief rot an. «Weiß ich ehrlich nicht. Ich meine, die helfen ihr öfter bei dem ganzen Umbau und so, aber … Ich habe ihr auch schon mal geholfen, als die Heizkörper geliefert worden sind. Ich stand gerade draußen, und da hat sie mich gefragt. Die ist wirklich nett.»
«Hat sie Ihnen Avancen gemacht?»
«Was?» Molenkamps Haut färbte sich noch einen Ton dunkler. «Wissen Sie, wie alt die ist?» Er schüttelte den Kopf. «Avancen!» Dann beruhigte er sich wieder. «Nein, so ist die nicht. Die ist nicht nuttig oder so. Aber ich hab keinen Schimmer, was die anderen … ich meine, für die Frauen im Dorf ist die ein rotes Tuch …» Er druckste. «Aber Sie müssen doch was wissen! Da war doch was mit dem Auto. Sie müssen doch wissen, ob der Bouma, ob die Wetterborn …»
«Jetz’ sei do’ ma’ still», zischelte Ackermann, «ich versteh’
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