Die scharlachrote Spionin
ist, wenn es darauf ankommt, sich mit echten Profis zu messen. Es war ein fataler Fehler, mit gezogener Waffe hier hereinzuplatzen.« Sie lachte kurz, als sie ihren beiden Henkersleuten einen kurzen Blick zuwarf. »Sie hat nur eine Kugel, aber wir sind drei Leute. Erschießt sie!«
Die Lady hat Nerven, dachte Sofia, und sie ist überaus niederträchtig. Und was ihre eigenen Gefühle betraf ... Sie wagte es nicht, den Blick auf Osborne zu richten. Nein, sie musste sich disziplinieren, leidenschaftslos bleiben.
Sie beschloss, Lady Serenas Anschein eisiger Gleichgültigkeit nachzuahmen. »Sie haben recht - die schlichte Rechenkunst schlägt zu Ihren Gunsten aus. Vorausgesetzt, dass ich keine Taschenpistole in meiner Hose versteckt habe.« Sofia krümmte den Finger um den Abzugshahn. »Nun, also, wer will das Opferlamm spielen?«
»Sforza, die Ehre liegt ganz bei Ihnen!«, befahl Lady Serena. »Selbst wenn es ihr gelingen sollte, einen Schuss abzufeuern, wird sie wohl kaum ein offenes Scheunentor treffen.«
»Ich?« Der Italiener wich zurück, während er sich die Lippen befeuchtete. »Blutvergießen gehört nicht zu unserer Abmachung.«
»Ganz besonders nicht, wenn es sich um das eigene handelt«, ergänzte Sofia und lachte kurz, als sie sah, wie Sforzas Unsicherheit sich in De Wintons Augen spiegelte. »Ihr Scarlet Knight scheint ebenfalls keine Eile zu haben, den Helden zu spielen. Kein Zweifel, dass er es vorzieht, wenn die Farbe seiner Schärpe nicht aus dem Blut seiner Venen stammt.«
»Erschieß sie, Sofia!«, rief Osborne. »Nichts anderes hat sie verdient.«
»Halt die Klappe!«, befahl Lady Serena. Sie stand immer noch neben ihm und hielt das blutverschmierte Skalpell gefährlich nahe an seinen Hals.
Zu nahe. Sofias Schussbahn war frei, aber eine simple Drehung des messerscharfen Stahls konnte seine Halsschlagader aufritzen. Und trotz des mörderischen Wahns der anderen Lady brachte Sofia es nicht fertig, kaltblütig zu töten. »Lady Serena, treten Sie zurück von Lord Osborne, und legen Sie das Messer ab! Bestimmt sind Sie klug genug, um zu erkennen, dass das Spiel aus ist. Während wir hier reden, werden die Behörden alarmiert. Es gibt keine Möglichkeit zur Flucht.«
»Sie lügen!« Zum ersten Mal gab Lady Serenas Stimme eine kleine Unsicherheit zu erkennen.
»Nein. Ich lüge nicht.« Sofia sprach ruhig und gemessen, obwohl das Herz in ihrer Brust wie verrückt pochte. Die undurchschaubare Düsterkeit im Blick der Witwe war Furcht einflößend. Weit über jeglichen Hass hinaus, unerreichbar für vernünftige Argumente. »Geben Sie auf, und zwar ohne weiteres Blutvergießen. Dann werde ich dafür sorgen, dass die Regierung Ihr kooperatives Verhalten berücksichtigt.«
»Glaubt ihr kein Wort!« Lady Serena warf einen Seitenblick auf ihre Komplizen. »Außer diesen beiden weiß niemand Bescheid.« Sie schürzte die Lippen. »Und könnt ihr euch wirklich vorstellen, dass die Regierung Gnade walten lässt? Nein, wenn wir geschnappt werden, werden wir alle am Galgen baumeln. Wir haben also nichts zu verlieren.«
Sofia bemerkte, wie die Angst in De Wintons Blick aufflackerte. Er riss die Hand hoch.
Verdammt. Ihr blieb keine Wahl. Sie musste zuerst feuern.
»Sieht so aus, als hätte ich Sie unterschätzt, Contessa!« Lady Serena beobachtete, wie De Winton zu Boden sackte. »In der Tat, Sie haben Nerven. Aber keinen Verstand.« Spöttisch gestikulierte sie mit dem Messer in Richtung Sofia. »Mach Schluss mit ihr, Lorenzo!«
Der Italiener fummelte an seiner Pistole herum.
Sofia nutzte den Bruchteil der Sekunde, der ihr blieb. Sie sprang nach vorn, riss sich die versteckten Wurfgeschosse aus dem Ärmel und ließ sie durch die Luft fliegen. Der Wurf ihrer linken Hand zerschnitt Lady Serenas Handgelenk, sodass das ihr Skalpell aus den Fingern flog. Der zweite Stahldolch traf Sforza mitten in die Brust.
Schreiend taumelte er rückwärts, stieß die Lampe zu Boden. Das Glas zersprang, heißes Öl spritzte an die Damastvorhänge, Funken stoben. Flammen schossen aus dem schweren Stoff.
»Deverill!« Sofia sprang auf den Stuhl zu, schnappte nach der Rückenlehne, stürzte sie um und bedeckte Osbornes festgebundenen Körper mit ihrem eigenen, während Lady Serena die Pistole fluchend aus dem schlaffen Griff des Italieners riss.
Ein Schuss explodierte über ihren Köpfen, als sie auf den Teppich fielen und gleich darauf ein zweiter spitzer Fluch ausgestoßen wurde.
»Verdammt!«, fluchte Osborne. »Hör
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