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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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nicht entkommen können.«
    Wieder schnellte die Peitsche nach vorn und zwang Sofia, hinter dem Schornstein in Deckung zu gehen.
    »Zurück, Sofia!« Osborne hatte geschwiegen, aber jetzt konnte er sich nicht länger zurückhalten. Wenn Lady Serena noch ein paar Schritte zur Seite trat, würde sie Sofia in die Falle gelockt haben. »Sie ist das Risiko nicht wert! Lass sie gehen. Mit General Burrands Männern an den Fersen wird sie nicht weit kommen.«
    »Männer.« Verächtlich schürzte Lady Serena die Lippen. »Ich habe sie doch alle an der Nase herumgeführt.« Sie hatte ihren Vorteil ebenfalls erkannt und sprang rasch nach rechts.
    Aber die Peitsche konnte nicht beide gleichzeitig treffen, sondern nur einen. Osborne wollte gerade nach vorn stürzen, als Sofia die Knie beugte und hochsprang. Mit der Hand klammerte sie sich oben an den Kaminschacht, und nach einem im Dämmerlicht nur verschwommen erkennbaren Salto rückwärts katapultierte sie sich leichtfüßig auf die andere Seite des Schornsteins.
    »W ... wie ...« Überrascht wich Lady Serena einen Schritt zurück. »Man braucht Flügel, um so durch die Luft fliegen zu können!«
    »Ich bin ein Falke.« Sofia tauchte wie durch Zauberhand aus den wabernden Rauchwolken auf. »Genauer gesagt, ein Merlin.«
    »Sofia!«, warf Osborne wieder ein.
    »Schon gut, Deverill! Die Sache geht nur mich etwas an.«
    »Du bist eine Soldatin!«, erinnerte er sie. »Du darfst es nicht zulassen, dass deine Gefühle dir die Gefechtsstrategie durchkreuzen. Es wäre ein Fehler.«
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte Lady Serena und ließ den Blick zwischen den beiden hin und her schweifen.
    »Jemand, der Ihrem eigenen machiavellistischen Verstand mehr als gewachsen ist«, erwiderte Osborne, ging Schritt für Schritt bis zum vorderen Geländer und hoffte, dass Sofia bemerken würde, was er vorhatte. »Genau wie Sie ist Sofia nicht das, was sie zu sein scheint. Sie ist eine geübte Mörderin! Und nachdem ihr klar wurde, dass Sie, Lady Serena, ihren Cousin Lord Robert Woolsey umgebracht haben, hat sie nicht die Absicht, Sie sang- und klanglos in die Nacht eintauchen zu lassen.«
    »Du lügst!«, gellte Lady Serenas Stimme. »Die Söhne des Herzogs haben keine Töchter.«
    »Aber die Tochter des Herzogs«, widersprach Osborne.
    »Ausgeschlossen!«, zischte sie. »Elizabeth Woolsey ist vor langer Zeit gestorben. Sie hat keine Kinder zurückgelassen.«
    »Dann bin ich vielleicht einfach ein Racheengel«, warf Sofia ein.
    Während sie sprach, ging sie an der niedrigen Steinmauer in Stellung. Ihr Blick begegnete seinem; sie nickte kurz. Lady Serena war jetzt zwischen ihnen gefangen und würde sich entweder in die eine oder in die andere Richtung drehen müssen, um ihre Waffe einzusetzen. Wie auch immer sie sich entschied, der andere würde sich auf sie stürzen können.
    »Fahr zur Hölle!« Lady Serena hob die Peitsche - und sah, dass sie in der Klemme steckte.
    Unten von der Straße drangen Schreie nach oben. Osborne erkannte Marcos Stimme.
    »Ergeben Sie sich!«, forderte Sofia sie auf. »In wenigen Minuten werden die Behörden sämtliche Straßen abgeriegelt haben.«
    »Ich soll eine Niederlage eingestehen? Ich verliere nie. Niemals!« Lady Serena schaute sich um. Trotz der Wut in ihrem Blick wirkte sie eiskalt und berechnend. »Ha! Nicht nur Sie können fliegen, ich kann es auch.« Die Peitschenschnur überbrückte den Abstand zwischen den Gebäuden und wickelte sich um ein eisernes Ziergitter.
    »Verdammt!« Lady Serena wollte die Peitsche offenbar benutzen, um auf den niedriger gelegenen Balkon des benachbarten Hauses zu segeln. Von dort aus hatte sie vielleicht die Chance, zu den hinteren Gärten zu gelangen, bevor Lynsleys Männer die Gegend abriegeln konnten.
    Die Lady lächelte zum Abschied und sprang vom Mauervorsprung ... Ihre fliegenden Röcke erweckten den Eindruck einer riesigen boshaften Krähe, die sich von den blassen Rauchwolken abhob.
    Es gab nur eine Möglichkeit, sie aufzuhalten. Osborne schätzte die Distanz und hob den kirpan. Die rasiermesserscharfe Klinge würde das Leder ...
    »Nein!« Sofia fiel ihm in den Arm.
    »Aber ...« Er brach ab, als er beobachtete, wie die Peitschenschnur sich langsam von dem Eisengitter abwickelte.
    Lady Serenas leises Gelächter verklang in einem schrillen Schrei, als sie bemerkte, was passierte. Ihr atemberaubender Fall endete mit einem dumpfen Aufschlag auf die Terrasse.
    Osborne schaute nicht hinunter. Sofia stand neben ihm; ihre

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