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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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die Lupe zu nehmen, die auf der Liste in der Tabakdose verzeichnet waren, während Marco sich um die Lagerräume kümmerte.
    Und was ihre eigenen Anstrengungen in der Mission betraf, so hatte Sofia einen parfümierten Brief an De Winton geschickt, worin sie für ihr Benehmen um Entschuldigung bat. Hoffentlich war der Mann so empfänglich für ihre Schmeicheleien, wie sie vermutete. Der Appell an seine Eitelkeit sollte dafür sorgen, seine Gunst zurückzugewinnen - sie hatte ihn förmlich angefleht, sie am kommenden Tag zu einer Ausfahrt in den Park mitzunehmen.
    Sofia hatte vor, ihn mit ihrem Wunsch zu bedrängen, an der nächsten Versammlung der Schlüsselbesitzer teilzunehmen. Keinesfalls würde sie eine Ablehnung akzeptieren. Obwohl ihr Unterleib sich schon entsetzt verkrampfte, wenn sie nur daran dachte, ihn in vertrauliche Nähe rücken zu lassen.
    Ganz im Gegensatz zu Osbornes Zärtlichkeiten, die ihr den Hauch einer Röte in die Wangen trieben.
    »In der Tat, es ist recht warm hier drinnen«, murmelte Miss Pennington-Pryce und wedelte mit dem Fächer. »Wir wollen hoffen, dass der Professor uns nicht mit einer Diskussion über die Herrschaft des Marcus Aurelius beehrt.«
    Sofia lächelte. Aber der leichte Lufthauch rührte eine weitere Warnung in ihr auf. Obwohl der Unterricht im Fach »Disziplin für Körper und Geist« sehr gründlich gewesen war, musste sie sich anstrengen, sich auf die Mission anstatt auf Osborne zu konzentrieren. Vor allem nicht auf das, was sich in der letzten Nacht zwischen ihnen abgespielt hatte.
    Konzentration. Der Yoga-Lehrer in der Akademie hatte sie in der Kunst unterwiesen, ihre Energie auf ein einziges Ziel zu richten.
    Ihr Blick fiel auf Sterling, der in der ersten Reihe saß, genau neben der Gastgeberin. Nur seinetwegen war sie hier erschienen. Am Nachmittag hatte eine Ahnung sie überfallen, und sie hegte die Hoffnung, dass er ihr auf die Sprünge helfen konnte.
    »Und mit diesen Worten«, verkündete der Professor, »werde ich meinen Vortrag darüber beschließen, wie die Grundsätze der Gestaltung von den alten Römern auf unsere Zeit überkommen sind. Falls jemand Fragen hat, würde ich mich glücklich schätzen, sie ...«
    »... zu beantworten, während wir die Erfrischungen reichen«, schloss Lady Wilberton so laut, dass selbst Caesar vor Neid erblasst wäre. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich über einen Tee oder Sherry freuen würden. Genau wie das Publikum.«
    »Dem Himmel sei Dank!« Miss Pennington-Pryce erhob sich, hakte sich bei Sofia unter und führte sie in das große Wohnzimmer, wo ein kaltes Büffet für die Gäste vorbereitet war.
    »Leider kann ich seinen Ausführungen über die Proportionen des Kolosseums nicht ganz zustimmen«, fuhr Miss Pennington-Pryce fort. »Ich habe die Maße geprüft, die Brighton anlässlich seines Besuchs im Jahr 1763 genommen hat, und habe mir meine eigenen Gedanken zum Thema gemacht.«
    »Ich bin sicher, der Professor wäre höchsterfreut, sie zu hören«, versicherte Sofia und knabberte am hauchdünn geschnittenen Schinken.
    Ermutigt stürmte die altjüngferliche Lady zum Teetisch. Sofia war es selbst überlassen, sich den Weg durch das Wohnzimmer zu bahnen. Sterling hielt sich neben einer Ausstellung architektonischer Stiche auf und machte den Eindruck, als sei er in ein angeregtes Gespräch mit Reverend Tilden vertieft.
    Sofia wurde aufgehalten, weil sie verpflichtet war, mit einigen neuen Bekanntschaften ein paar höfliche Worte zu wechseln. Als sie sich von Sir Pierson abwandte, stellte sie fest, dass der Duke sie merkwürdig anschaute.
    Er fing ihren Blick auf, verzog das Gesicht und beugte sich über ihre Hand. »Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie anstarre. Es ist nur ... Nun, Sie erinnern mich an jemanden.«
    Sofia hatte ein schlechtes Gewissen, als sie seine melancholische Miene studierte. Konnte es sein, dass sie die Erinnerung an einen alten Streit wachgerufen hatte, an altes Leid? »Ich hoffe inständig, dass es keine unangenehmen Erinnerungen sind«, meinte sie sanft. Ganz bestimmt wollte sie ihm nicht wehtun. Aber an der Pflicht führte nun einmal kein Weg vorbei.
    Als Sterling den Blick abwandte, glaubte sie zu beobachten, wie er kaum merklich die Schultern zuckte. Seine Stimme klang verdächtig gedämpft. »Nein, keineswegs. Keineswegs.«
    Natürlich war es absurd für eine namenlose Waise, für einen wohlhabenden Duke Mitgefühl zu empfinden. Der Mann konnte sich jeden Luxus leisten, besaß jedes Privileg,

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