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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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hatte, hatte er sich einen gebrochenen Arm und eine ausgerenkte Schulter eingehandelt. Und nun das.
    Ich mochte Gabriel zwar nicht sonderlich, aber Schmerzen machten ihn menschlicher. Seine grünen Augen verengten sich, und er wirkte verletzlich, weniger abweisend. Ausnahmsweiseeinmal erinnerte er mich an Asher. Ich kämpfte gegen den Drang an, ihn zu trösten, denn ich wusste, er würde mich eher in Stücke reißen als eine Schwäche einzugestehen.
    »Ist das nicht sonnenklar?« Ich verdrängte meine Schmerzen. »Ich habe dich zu Fall gebracht. Den Boden mit dir gewischt. Glatte Niederlage. Und das zweimal hintereinander!«
    »Von wegen!«
    Ich fuhr mit der Hand über seinen Rücken, und er atmete ganz flach durch die Nase. Meine Energie konnte ich ihm zwar nicht leihen, wie das die Beschützer für die Heilerinnen tun konnten, aber ich konnte sie einsetzen, um seinen Körper wieder in Ordnung zu bringen. Gabriel mochte meine Berührungen nicht und die Empfindungen, die damit einhergingen, doch in Situationen wie dieser nahm er sie notgedrungen in Kauf. Ich bekam Mitleid mit ihm und passte meine Energie dem Rhythmus seines unsterblichen Körpers an. Sein Herz raste wie ein frisch geölter Motor und schlug um ein Vielfaches schneller als bei irgendeinem Menschen. Das alles war zu bedenken, wenn ich meine Energie in seinen Körper wirbeln ließ. Die Luft wurde mit einem Summen aufgeladen, und dort, wo meine Finger ihn berührten, knisterten grüne Funken.
    »Doch, doch, zweimal«, jubilierte ich. Als seine Bandscheibe an ihren Platz zurückrutschte, stöhnte Gabriel auf.
    Ich tätschelte ihm die Schulter, denn ich wusste, diese gönnerhafte Geste würde ihn ärgern. Dann brach ich zusammen. Der für schwierige Heilungen typische Schüttelfrost setzte ein. Ashers warme Hand strich über meinen Rücken und ein wenig von seiner vertrauten Energie durchdrang mich. Mit geschlossenen Augen lieh ich mir seine Kräfte und stellte mir meine Wirbelsäule wieder in perfektem Zustand vor. Als sich die Bandscheibe mit einem grässlichen Geräuschwieder an ihren Platz bewegte, fuhr ich zusammen. Seufzend ruhte ich einen Augenblick aus und genoss Ashers Wärme. So war die Zusammenarbeit von Beschützern und Heilerinnen gedacht. Vor dem Krieg. Ehe die Beschützer Jagd auf die Heilerinnen gemacht und sie beinahe ausgelöscht hatten.
    Etwas später ließ ich mich von Asher auf die Füße ziehen. Ich schlang die Arme um seine Taille, und er schnappte sich die Gürtelschlaufen meiner Jeans, damit ich ihm nicht entwischen konnte. Er roch nach allem, was ich liebte – nach Wald, dem Meer und nach ihm.
    Lässig erhob sich Gabriel und starrte uns angewidert an. Es war ihm immer noch schleierhaft, wie ich ihn hatte überwältigen können, egal, wie kurz der Augenblick auch gewesen sein mochte. Die ganzen Monate unseres Trainings hatte ich mich nie mit seiner Geschwindigkeit oder Kraft messen können. Ich war zwar groß, aber trotzdem hatten die meisten siebenjährigen Jungs schon mehr Muskeln aufzuweisen als ich.
    Bislang hatte ich mich nur dadurch gegen Gabriel wehren können, dass ich meine Verletzungen auf ihn übertrug, was sich aber schlecht kontrollieren ließ. Außerdem klappte das Ganze nur, wenn ich selbst Verletzungen davongetragen hatte. Und Körperkontakt war dazu auch noch nötig. Ich hatte nie den Hauch einer Chance und kassierte eine Prellung nach der anderen, wohingegen er höchstens mal einen Kratzer abbekam.
    Doch vor einem Monat hatte sich das Blatt gewendet, als mein Stiefvater hier in Maine aufgetaucht war. Dean hatte mich aus meinem neuen Heim in Blackwell Falls entführt und beinahe zu Tode gefoltert. Auf meine Halbschwester hatte er geschossen, damit er sehen konnte, wie meine Fähigkeiten funktionierten, als ich Lucy heilte. Auch Asher wärebeinahe ums Leben gekommen, als er sich weigerte, aus der Schusslinie zu treten. Um uns beide zu retten, hatte ich Ashers Energie an mich gerissen und sie gegen Dean eingesetzt. In jener Nacht war mein Stiefvater ums Leben gekommen. Das wussten nur Lucy, die Blackwells und ich.
    Als ich Asher geheilt und er seine Kräfte wieder zurückgenommen hatte, hatte ich geglaubt, dabei zu sterben. Stattdessen war ich zwei Tage später im Krankenhaus wieder aufgewacht und hatte entdeckt, dass einige seiner Beschützerfähigkeiten noch immer in mir steckten. Eine Kleinigkeit, die ich Gabriel verschwiegen hatte, um mich für die vielen Male, als er mir gedroht oder mich verspottet hatte,

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