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Die Schatten schlafen nur

Die Schatten schlafen nur

Titel: Die Schatten schlafen nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Zwillingen von Ulrike Meinhof. Um mich rum waren alle so was von antiautoritär, es war zum Kotzen! Am Anfang ging’s noch, da war ich auch noch klein, aber dann stiegen meine Eltern in die Hausbesetzerszene ein und wir sind nur noch rumgezogen. Und immer war es scheißkalt. Ein bisschen später beschlossen sie, Sympathisanten zu werden. Ich weiß bis heute nicht genau, wer alles bei uns untergekrochen ist. Das war dann auch die Zeit, als meine Eltern auf harte Drogen umgestiegen sind.«
    »Scheiße«, sagte Toppe. »Gib mir noch ’n Schnaps.«
    »Und dann?«, fragte Astrid vorsichtig.
    »Dann wurde es hart, wie man sich denken kann. Ist ja nichts Neues mehr heute. Um die Schule musste ich mich selbst kümmern, dass ich saubere Klamotten hatte, die mir passten, auch. Nichts zu essen zu haben war am schlimmsten. Ich habe ziemlich viel geklaut. Tja, und dann hatten meine Eltern irgendwann mal wieder einen größeren Deal gemacht. Das Geld lag auf dem Küchenschrank und die beiden waren total breit. Da hab ich mir ein paar Scheine eingesteckt, bin zum Bahnhof und dann zu meiner Oma nach Viersen. Ich war fünfzehn. Bei ihr bin ich geblieben, hab mein Abi gemacht und auch da gewohnt, als ich studiert habe. War ganz okay. Bin allerdings treudoof in allen Ferien mit einem großen Koffer voller Fressalien und ein paar hundert Mark von Oma nach Berlin und hab meine Eltern aus dem ärgsten Sumpf gezogen, dreimal im Jahr. Ein wirklich gutes Kind, die Ulli! Och, Mensch!« Sie umarmte Astrid. »Jetzt guck doch nicht so traurig! Ich hab’s ja überlebt. Und heute geht’s mir gut, richtig gut sogar.«
    »Leben deine Eltern noch?«
    »Ja, die leben immer noch in so einer Bruchbude in Kreuzberg. Klassische Altjunkies, abgezockt und zäh. Aber jetzt reicht’s. Jetzt will ich eure Geschichte hören. Ihr beide sollt ja seinerzeit ganz schön Furore gemacht haben im Städtchen.«
    Toppe legte den Kopf schief. »Hm, na ja, so wild war es nun auch wieder nicht.«
    »Ha!« Van Appeldorn lachte. »Spiel das jetzt nur nicht runter, du Bigamist!«
    Sie saßen noch zusammen, als die Schnapsflasche längst leer war.

31
    »Du brauchst einen Kleintransporter, das siehst du doch wohl ein.« Norbert van Appeldorn schleppte mit Ulli zusammen die ganzen Arbeitsmaterialien, die sie für ›ihre‹ Vorschulkinder angefertigt hatte, nach draußen. »Wann hast du das bloß alles gemacht?«
    »Immer, wenn du auf Mörderfang warst. Halt mal!« Sie packte ihm noch einen Karton mit Sandpapierbuchstaben auf den ohnehin schon beachtlichen Stapel, den er ungeschickt balancierte, und schloss den Kofferraum auf. »Und das ist erst der Anfang.«
    »Soll das heißen, du hast jetzt jeden Abend Bastelstunde?«, fragte van Appeldorn miesepetrig.
    »Wir, mein Liebling, wir!« Aber dann lachte sie. »Nein, ich mache nur Quatsch. So schlimm wird’s nicht werden. Mal am Wochenende vielleicht.«
    Sie umarmten sich. »Drück mir die Daumen, ja?«
    »Den ganzen Tag lang, versprochen. Wann bist du zu Hause?«
    »Heute wird’s wohl später als normalerweise. Ich muss ja erst mal alles einräumen und sortieren. Aber um fünf bin ich bestimmt zurück.«
    Dann stieg sie ein, warf ihm noch eine Kusshand zu und fuhr ab.
    Auch van Appeldorn machte sich auf den Weg zur Arbeit, obwohl er noch eine gute Stunde Zeit hatte, aber er wollte die Berichte lesen und sehen, ob sich übers Wochenende noch was getan hatte.
    Als er die Bürotür aufschloss, klingelte das Telefon. Es war Lowenstijn.
    »Bist du plötzlich unter die Frühaufsteher gegangen?«
    »Ganz im Gegenteil!«, gab Lowenstijn mürrisch zurück. »Ich war noch gar nicht im Bett. Aber ich hab was für euch und dachte, ich bin mal liebenswürdig und geb’s weiter, bevor ich mich hinlege.«
    So unglaublich es klang, Jocelyne war von Bahlow tatsächlich auf die Spur gekommen, und zwar über die alten Brillanten, die die Köchin erwähnt hatte. »Im 18. Jahrhundert hat man Brillies stumpfrechteckig geschliffen«, berichtete Lowenstijn. »Frag mich bloß nicht, was das heißt, nennt sich jedenfalls Altschliff.«
    Waldemar von Bahlow hatte die auffallenden und sehr kostbaren Steine in den fünfziger Jahren so nach und nach verkauft.
    »Jocelyne ist aber noch auf etwas anderes gestoßen. Ich weiß nicht, ob ihr damit etwas anfangen könnt.«
    Wenig später kamen Toppe und Astrid.
    »Ich glaube, wir haben was zu feiern!« Van Appeldorn erstattete gut gelaunt Bericht. »Und jetzt kommt noch ein kleines Bonbon: Bereits 1949 ist

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