Die Schatten schlafen nur
vorsichtig – nach van Gemmern hin, un’ wat sacht der mir grad? Na?«
»Ich will nicht mehr«, jammerte Astrid. »Als hätten wir nicht schon genug Chaos. Ich weiß, ich bin die Jüngste hier, aber so langsam schwirrt mir der Kopf.«
»Dann nehme ich Ackermann mit«, beschloss Toppe. »Du kannst dich ja an die Berichte setzen. Wir sind ganz schön im Verzug.«
Ackermann fühlte sich geehrt. »Erzählen Se mir unterwechs ’n bisken mehr über diesen alten Schwerenöter, Chef? Un’ am besten wäret wohl, wenn ich ers’ ma’ meine große Klappe halt, wa?«
Es war erst elf Uhr und an der Rezeption trafen sie nur Mechthild von Bahlow an. »Mein Mann schläft noch. So haben wir das eingeteilt. Richard bleibt bis zum Schluss im Restaurant, dafür übernehme ich dann die Frühschicht im Hotel. Aber ich kann ihn gerne wecken.«
Es dauerte lange, bis von Bahlow, umgeben von einer Wolke morgenfrischen Aftershaves, auftauchte. »Meine Herren«, begann er, aber dann fiel sein Blick auf Ackermann und er kam aus dem Konzept.
»Wir sollten in den Frühstücksraum gehen«, bemerkte Toppe kühl.
»Ja, selbstverständlich, wie Sie wünschen. Mechthild? Kaffee bitte!«
Als seine Frau mit dem Tablett kam, war von Bahlow längst eingebrochen. »Ein Dumme-Jungen-Streich, mehr nicht.«
Mechthild knallte die Tassen auf den Tisch. »Bist du endlich aufgeflogen?«
»Sie haben davon gewusst?« Toppe sah zu ihr hoch.
»Gewusst? Gewusst! Denken Sie, ich kriege nicht mit, wenn mein Mann sich heimlich aus dem Bett schleicht? Ich brauchte nur zwei und zwei zusammenzuzählen.«
»Gut«, sagte Toppe und wandte sich wieder Richard zu, der jetzt so gar nichts Glattes, Gebügeltes mehr hatte. »Wer war noch mit dabei?«
»Keiner!«
Mechthild quietschte und von Bahlow erdolchte sie mit seinem Blick. »Meine Brüder«, gab er leise zu. »Max und Conny. Sonst keiner.«
»Und Ihr Vater wusste davon?«
»Nein!«
»Ha!« Wieder Mechthild. »Und wie der davon wusste! Allerdings erst hinterher. Ich hab nämlich mitgekriegt, wie du ihm das ganz stolz erzählt hast. Der kleine Prinz wollte Streichel von seinem Papa, weil er so brav gewesen war. Hat doch auch sonst immer die Drecksarbeit erledigt, das gute Kind. Aber diesmal hat der Alte dir eine geschallert und euch zurückgepfiffen. Die ganze Blase, die drei lieben Bubis. Und dieses Weihnachten könnt ihr euch die üblichen 10.000 von der Backe putzen, hat er auch noch gesagt. Ich stand direkt hinter der Tür.«
»Ja, denn …« Ackermann gähnte. »Wollen wer doch ma’ sehen, dat wir die Chose in trockene Tücher kriegen. Ich würd sagen, rufen wer die grünen Kollegen, dat se die anderen Vandalen einsacken. Spart uns Arbeit für Doofe. Den Kandidat hier nehmen wer mit un’ dann treffen wer uns alle auffe Wache für die Aussagen. Wat steht eigentlich auf so wat, Chef? Ich glaub, dat is’ nich’ zu knapp. Könnt sein, liebe Frau, Se müssten schon ma’ Ausschau halten nach so ’n Übergangsprinz, der genauso schöne optische Kilometer in ’t Geschäft bringt.«
30
Van Appeldorns Umzug, der eigentlich still und heimlich hatte vonstatten gehen sollen, wurde zu einem Großereignis.
Am Samstagmorgen um elf Uhr stand Ackermann auf der Matte, flankiert von zwei Töchtern, und krempelte demonstrativ die Ärmel hoch. »Wo steht dat Klavier? Obwohl, so viel Kultur hasse ja hoffentlich nich’ auffer Pfanne.«
Auch Toppe war da und Anna hatte drei Freunde anrollen lassen, die stärksten von denen, die keine Widerworte gaben.
Es war eine ziemliche Plackerei, zwei Haushalte aufzulösen und neu zusammenzufügen, aber sie hatten alle so viel Spaß dabei, dass van Appeldorn immer mal wieder innehielt und sich fragte, in welchem Film er eigentlich war. Aber Ulli ließ ihm keine Chance, sie küsste innig jede Frage weg.
Die Küche war das größte Problem, da war so einiges auf Maß zu sägen und einzupassen.
»Alles weg hier«, rief Ackermann. »Kann ’n paar Stündkes dauern, aber ich mach dat schon. Her mit de Stichsäge! Un’ ich will den Chef dabei. Dat is ’n Akkurater, so wat braucht man bei de Küchentechnik. Un’ dann Tür zu und uns bloß noch in Ruh lassen. Klar? Un’ dat mir hier keiner abhaut, bevor dat letzte Bild hängt! Sons’ is’ man nämlich nich’ zu Hause, ich kenn dat. Keiner verlässt dat Anwesen, bevor wer nich’ Spiegeleier gebraten un’ verputzt haben. So isset Tradition. Ich hab extra ’ne Palette Eier gekauft.«
Gegen drei Uhr morgens war sogar das
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