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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Sie mich rein.«
    »Vielleicht steht es ja immer noch im Zimmer. Ich gehe nachsehen.«
    Fegan drückte fester. »Lassen Sie mich rein.«
    Hopkirk hielt dagegen. »Bin sofort wieder da.«
    Fegan stemmte sich mit der Schulter gegen die Tür, bis sie nachgab. Hopkirk taumelte zurück und stieß gegen einen der staubigen Tische.
    »Na gehen Sie schon«, sagte er. Die Augen hinter der dicken Brille waren zusammengekniffen. »Los, sehen Sie nach. Wenn Ihr Gepäck da ist, können Sie es mitnehmen und hier verschwinden. Ich will Ihr Geld nicht.«
    Fegan durchquerte den Raum. »Wo ist sie hin?«
    »Ich weiß es nicht. Gegen sieben ist sie mit der Kleinen zum Essen weggegangen. Sie ist nicht mehr wiedergekommen.«
    »War sonst noch jemand da?«
    Hopkirks schlug die Augen zu Boden. »Nein.«
    »Sie lügen.«
    Der Hotelier schnaufte kurz. »Da war ein Mann. Er sagte, er sei Polizist, aber das habe ich ihm nicht geglaubt.«
    Fegan packte Hopkirk am Arm. »Wie hat er ausgesehen?«
    Hopkirk versuchte, Fegans Finger aufzubiegen. »Er war groß und schlank, so wie Sie, nur jünger. Er hatte rotbraune Haare und einen schütteren Bart. Er sah so aus, als hätte er sich geprügelt. Außerdem hat er gehumpelt.«
    »Campbell«, stieß Fegan hervor. »Campbell war hier.«
    Hopkirk befreite sich aus Fegans Griff und trat den Rückzug an. »Seinen Namen hat er mir nicht genannt.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat mich nur gefragt, wo Sie sind.« Hopkirk schlängelte sich um den Tisch herum, der nun zwischen ihm und Fegan stand.
    »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Die Wahrheit. Dass ich es nicht wusste.«
    »Mein Gott.« Fegan presste die Hände an die Schläfen, damit seine Angst nicht zutage trat. »Mein Gott.«
    Er marschierte zur dunklen Treppe in der Ecke. Als er an der Bar vorbeikam, verlangsamte sich sein Schritt. Er wischte sich über den Mund und hielt den Blick gesenkt, selbst dann noch, als seine Kehle trocken wurde. Über die gewundene Treppe stieg er in den ersten Stock. Das Zimmer lag am Ende des Ganges. Als er an der Tür war, wurde ihm klar, dass er keinen Schlüssel hatte. Egal. Direkt unterhalb des Griffes trat er fest gegen die Tür.
    »Ich habe den Schlüssel«, rief Hopkirk von der Treppe her. »Nicht!«
    Fegan achtete nicht auf ihn und trat noch einmal zu. Mit dem Knirschen zersplitternden Holzes krachte die Tür nach innen auf. Energisch betrat Fegan das Zimmer und schaltete das Licht an. Das Gepäck war noch am selben Ort wie am Nachmittag. Seine Tasche stand wie zuvor am Fußende des Bettes, der Reißverschluss war zugezogen. Trotzdem ging er hin, um nachzusehen, aber da stand schon Hopkirk in der Tür.
    »Raus hier«, befahl Fegan.
    Hopkirk verschwand wieder im Dunkel des Flures. Fegan hob die Tasche aufs Bett und öffnete sie. Der vertraute metallische Geruch von Geld stieg ihm in die Nase. Er schob die Geldscheinbündel und die paar Kleidungsstücke beiseite und überprüfte, ob das, was er brauchte, noch da war. Ja, die losen 9-Millimeter-Patronen rollten immer noch über den Boden. Campbells Glock schepperte dagegen. Fegan schaute sich rasch über die Schulter um, dann nahm er die Walther aus seiner rechten Jackentasche und warf sie hinzu.
    Fast wäre ihm die Tasche aus der Hand geglitten, als sein Telefon an seiner Brust vibrierte. Fegan nahm es aus der Tasche und sah aufs Display.
    Sein Herz machte einen Satz. Er drückte auf die grüne Taste und nahm das Telefon ans Ohr. »Marie?«
    Alles, was man hörte, war statisches Rauschen, das Geräusch von ächzenden Bodendielen unter irgendeinem Körper und Maries heftiges Schluchzen.
    »Marie?«
    Die Stimme eines Mannes, leise und harsch. Sie flüsterte, und Fegan verstand nicht. Etwas schnürte ihm die Kehle zu, schlimmer als sein Durst.
    »Marie?«
    »Gerry?«
    Fegan schloss die Augen.
    »Gerry, sie halten mich und Ellen gefangen …«

»Er kommt«, sagte Campbell. Er stand im Schutz der inzwischen finsteren Scheune und versuchte, den Brechreiz zu unterdrücken, den der vom Kampfplatz aufsteigende Gestank bei ihm auslösen wollte.
    »Und?«, fragte der Kontaktmann.
    »Und was? Fegan ist ein toter Mann. Sie werden ihn erledigen, sobald er herkommt.«
    »Wissen die gar nicht, was passiert ist?«
    »Das mit dem Cop in Toners Wagen? Doch, das wissen sie.«
    Der Kontaktmann schwieg einen Moment. »Aber das müsste doch die Pläne geändert haben. Wenn sie Fegan nicht den Behörden ausliefern, werden die Unionisten sie für den Cop verantwortlich machen. Sie kriegen

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