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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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forderte Bull. »Wenn du aufhörst, uns für blöd zu verkaufen, bekommst du einen leichten Tod. Wenn du mir verrätst, wer sonst noch deinem Kontaktmann Tipps gibt, mache ich ihn dir vielleicht sogar noch leichter. Das ist doch wirklich fair.«
    Campbell sah vom Boden aus hoch. »Ich weiß nicht, wovon Sie…«
    O’Kane versetzte Campbell einen kräftigen Tritt in die Rippen. Der Schotte wand sich in qualvollen Zuckungen, der Mund war weit zu einem lautlosen Schrei aufgerissen. Stumme Tränen quollen aus seinen Augen und verschafften O’Kane große Genugtuung. Es war nicht ganz einfach, einen harten Mann zum Heulen zu bringen, aber er hatte damit noch nie Schwierigkeiten gehabt.
    Er sah Coyle an. »Willst du auch mal?«
    »Mit Vergnügen«, sagte Coyle und kam herbei. Sein zerschlagenes Gesicht war zu einem schmerzhaften Grinsen verzogen.
    O’Kane machte Platz. »Dann mal los, aber wenn ich es sage, hörst du auf, verstanden?«
    Coyle packte den anderen beim Schopf und zog Campbells Kopf hoch. »Das wird mir Spaß machen, du Scheißkerl.«
    Campbell rutschte auf die Knie. »Fick dich doch«, fluchte er.
    Coyle trat Campbell in die Genitalien. Der Schotte stöhnte tief und sackte nach unten weg, aber Coyle hielt ihn weiter fest beim Schopf gepackt. »Ich soll mich ficken?« Coyle stieß ein raues, wildes Lachen aus. Dann beugte er sich vor und sprach in Campbeils Ohr: »Ich soll mich ficken? Sieht mir eher so aus, als wärst du derjenige, der hier gefickt wird, Davy.«
    Coyle holte mit dem rechten Arm aus, machte eine Faust und ließ sie auf Campbells Kinn krachen. Bei dem harten, trockenen Geräusch zuckte McGinty zusammen. O’Kane musste sich ein Lachen verkneifen, als er sah, wie Coyle angesichts seiner schmerzenden Fingerknöchel das Gesicht verzerrte.
    Campbell sackte zusammen, aber Coyle hatte ihn immer noch am Schopf gepackt und verhinderte so, dass der andere zu Boden rutschte. Er schlug dem Schotten noch einmal fest ins Gesicht. »Komm schon, du Scheißkerl. Sieh mich an.«
    Ein kurzes Wispern drang über Campbells Lippen. O’Kane wurde mulmig zumute, er hielt jedoch den Mund.
    Coyle schlug erneut zu. »Was?«
    Campbell hob die Augen. Sein Mund bewegte sich, aber man hörte nur leises Murmeln.
    Coyle beugte sich hinunter und legte sein Ohr ganz dicht an Campbeils Mund. »Was?«
    »Du blöder Schwachkopf«, kommentierte O’Kane, als Campbeils Zähne sich in Coyles Ohr gruben. Seufzend schüttelte er den Kopf, als er Coyles Schrei hörte. »In Ordnung, das reicht. Meine Güte!«
    Ein weiterer Tritt in die verletzten Rippen ließ Campbeils Kampfeswillen erlahmen. Er lag ausgestreckt am Boden, Arme und Beine zuckten, und Blut troff ihm aus dem Mund. Es war Coyles Blut. Coyle ließ sich neben ihn hinfallen und drückte schreiend beide Hände an sein Ohr.
    »Gütige Muttergottes«, sagte O’Kane an McGinty gewandt, »wo hast du nur diesen Schwachkopf aufgegabelt? Der ist zu nicht mehr zu gebrauchen als Zitzen an einem Eber.«
    McGinty schüttelte nur den Kopf und drückte auf dem Fensterbrett seine Zigarette aus.
    »Hier.« O’Kane holte ein Taschentuch aus der Tasche und warf es auf den Boden. »Es ist sauber. Halt das gegen dein Ohr. Pädraig, hilf dem Blödian mal auf, ja?«
    »In Ordnung, Da.« Pädraig hievte sich von der Couch hoch und schlurfte zu Coyle hinüber. Er hob das Taschentuch auf, knüllte es zu einem Ballen zusammen und hielt es Coyle ans Ohr. »Jetzt komm schon. Dir fehlt doch nichts.«
    Coyle rappelte sich hoch und wollte Campbell in das ungeschützte Gesicht treten. Pädraig hielt ihn zurück.
    »Ich will ihn kaltmachen«, winselte Coyle mit tränenerstickter Stimme. »Wenn ihr mit ihm fertig seid, dann lasst mich ihn kaltmachen.«
    »Schaff ihn hier raus!«, befahl O’Kane. »Drüben in der Scheune liegt Verbandszeug und anderer Kram für die Hunde.
    Da ist auch eine Flasche Chloroform dabei. Sei so gut und bring die und ein bisschen Watte mit.«
    »In Ordnung, Da.« Pädraig führte den flennenden Coyle hinaus in die Küche. Als die Außentür geöffnet wurde, wehte Hundegebell aus der Nacht herein und verklang bei ihrem Schließen wieder.
    O’Kane baute sich über Campbells erbarmungswürdigem Leib auf. »Du kennst die Regeln, Davy. Aus der Sache kommst du nicht mehr raus. Du wirst heute Nacht sterben.«
    Er sah auf seine Armbanduhr, dann hockte er sich mit knackenden Knien hin. »Streng genommen ist ja schon Morgen. Du wirst sterben, und fertig. Das Einzige, worüber du dir noch

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