Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
wenig wie möglich daran zu denken.
    »Das müssen Sie für uns herausfinden«, erklärte der Kontaktmann. »Fegan war der Letzte, der McKenna lebend gesehen hat. Eigenartiger Zufall, finden Sie nicht?«
    »Warum buchten Sie ihn dann nicht ein?«
    »Er wurde gestern Abend verhört«, berichtete der Kontaktmann. »Er gab an, Caffola aus den Augen verloren zu haben, als sie vor der Polizei davonliefen.«
    Campbell grunzte. »Und glauben Sie etwa, so einer wie der lügt nicht?«
    »Unser Insiderfreund sagt uns, dass McGinty ihm glaubt. Fegan verhält sich seit Jahren unauffällig. Es gibt keinen Grund, warum er sich plötzlich gegen seine Freunde wenden sollte. Außerdem haben wir keine Hinweise, dass er tatsächlich etwas mit McKennas Tod zu tun hatte. Alle Indizien deuten daraufhin, dass er zu diesem Zeitpunkt zu Hause war, und zwar stockbetrunken.«
    »Und wer hat McKenna dann umgebracht?« Campbell lehnte sich vor und heftete sich an die Blutspur.
    »McKenna hat mit einem Litauer namens Petras Adamkus herumgekungelt, es ging um Schleusergeschäfte. Ein sehr zwielichtiger Typ. Die Parteiführung bekam Wind davon und übte Druck auf McGinty aus, die Sache zu unterbinden. Der Letzte, der Kontakt zu McKenna hatte, war ein Barmann, den er anrief und ihm sagte, er würde noch jemanden bei den Docks treffen. Das Nächste, was wir wissen, ist, dass McKennas Gehirn über die Windschutzscheibe verteilt war und Adamkus wie vom Erdboden verschluckt ist.«
    »Aber das reicht Ihnen nicht«, sagte Campbell.
    »Nein, tut es nicht«, bestätigte der Kontaktmann. »Auf den ersten Blick sieht es so aus, dass die Partei auf McKennas und Adamkus’ Kosten reinen Tisch gemacht hat und es ihr gut in den Kram passt, Caffolas Tod der Polizei in die Schuhe zu schieben. Wir wissen, dass Caffola mit der politischen Entwicklung nicht einverstanden war, besonders nicht damit, dass die Partei plötzlich für Recht und Gesetz eintrat. Die Partei duldet keine Abweichler in ihren Reihen. Schon in der Vergangenheit haben sie öfter ihre eigenen Leute umgelegt und dann die Sicherheitskräfte oder die Loyalisten dafür verantwortlich gemacht. Das wäre also nichts Neues. Aber trotzdem passt das alles nicht zusammen.«
    »Und jetzt wollen Sie, dass ich der Sache auf den Grund gehe.« Campbell lehnte sich zurück und verbarg seine Erregung tief in seinem Innern.
    Der Privatschul-Schnösel gönnte dem Kontaktmann ein herablassendes Lächeln. »Sie sagten ja schon, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist«, bemerkte er mit öliger Stimme. Dann blickte er an der Kopfstütze vorbei Campbell an. »Wir wollen, dass Sie zurück nach Belfast gehen. Erzählen Sie denen, dass Sie mit den Dissidenten nicht zufrieden waren und wieder zur Herde zurückkehren wollen. Sehen Sie, ob Sie etwas über Fegan herausfinden können. Wenn er dahintersteckt, kümmern Sie sich um ihn. Oder stecken Sie der Partei was, damit die die Drecksarbeit übernimmt.«
    »Die werden mir sagen, ich soll mich zum Teufel scheren«, erklärte Campbell. »Die wissen, dass ich mich in Dundalk McSorleys Leuten angeschlossen hatte. Das wird McGinty nicht gefallen. Haben Sie keinen anderen Mann fürs Grobe, der die Sache übernehmen kann?«
    Er kannte die Antwort schon.
    »Wir hatten noch nie einen Agenten, der so dicht an McGinty dran war wie Sie«, sagte der Privatschul-Schnösel. »Unser Insiderfreund wird Ihnen schon den Weg ebnen. Außerdem schuldet McGinty Ihnen noch einen Gefallen, wenn ich richtig unterrichtet bin. Man wird Sie mit offenen Armen willkommen heißen. Vertrauen Sie mir.«
    »Keine Sekunde«, gab Campbell zurück.
    Der Schnösel funkelte ihn an. »Sie erhalten einen großzügigen Bonus. Fünfzehntausend als Startgeld und noch einmal fünfzehntausend, falls Sie Angelegenheit zur Zufriedenheit aller regeln.«
    Campbell sah abwechselnd den Privatschul-Schnösel und den Kontaktmann an. »Fünfundzwanzig jetzt und fünfundzwanzig danach. Und außerdem das, was mir für Dundalk zustand. Es war nicht meine Entscheidung, dort abzuhauen.«
    »Sie sind also doch nur ein mieser kleiner Söldner«, konstatierte der Privatschul-Schnösel grinsend. »In Ordnung. Ich bin sicher, Sie sind das Geld wert.«
    »Jeden Penny«, gab Campbell zurück. Er versuchte, nicht an Gerry Fegans blutbesudeltes Gesicht oder die Leichen zu seinen Füßen zu denken.

Fegan stand zwischen den Grabsteinen, der Schweiß lief ihm in kühlen Rinnsalen über den Rücken. Es war der wärmste Frühling, an den er sich

Weitere Kostenlose Bücher