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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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schnappen.«
    Eine schlanke blonde Frau trat beiseite, um sie durchzulassen. Campbell erkannte in ihr McKennas Nichte wieder. Sie erwiderte weder McGintys noch seinen Blick, obwohl beide sie beim Vorbeigehen musterten. Die anderen Frauen hatten eine Kette gebildet und beförderten Teller und Gläser vom Spülbecken in die Schränke. Sie warfen Campbell neugierige Blicke zu, als McGinty ihn in den Hinterhof führte.
    Zwei junge Männer standen da und rauchten. McGinty wies ruckartig mit dem Kopf zur Tür, worauf die Männer ihre Zigaretten auf den Boden warfen und mit den Hacken austraten.
    »Schmeißt gefälligst keinen Dreck in Mrs. McKennas Hof«, wies McGinty sie zurecht. »Ein bisschen Respekt bitte. Hebt sie wieder auf und nehmt sie mit.«
    Schweigend gehorchten die beiden jungen Männer, bückten sich und hoben die zertretenen Stummel auf. Als sie auf dem Weg zur Tür an McGinty vorbeikamen, hielt der den Jüngeren am Ärmel fest.
    »Wenn ich mit meinem Freund zu Ende gesprochen habe, könntet ihr beiden mal den Hof ausfegen, in Ordnung?«
    »Okay«, sagte der junge Mann, den Blick gesenkt.
    »Brav. Und jetzt ab.« Lächelnd wandte McGinty sich wieder Campbell zu. »So, Davy, jetzt bist du also wieder da. Ich kann mich gar nicht erinnern, dir gesagt zu haben, du solltest zurückkommen. Ich kann mich nicht erinnern, dir gesagt zu haben, dass deine Arbeit in Dundalk schon erledigt ist.« Er trat noch näher heran und senkte die Stimme. »Und wenn ich mich nicht irre, fließt immer noch Geld auf das schnuckelige Konto, das wir für dich eingerichtet haben. Was zum Teufel machst du also hier? Schließlich war es doch von Anfang an deine Idee, sich in McSorleys Bande einzuschleusen.«
    »Wie ich schon sagte, Mr. McGinty, ich habe da eigentlich nur meine Zeit verschwendet. Die waren für Sie keine Bedrohung.«
    McGinty schnaubte. »Herrgott, um das herauszufinden, hätte man ja wohl nicht mit denen ins Bett steigen müssen. Jetzt pass mal auf: Wenn ich dir einen Job gebe, dann machst du ihn. Ohne Wenn und Aber.« Er bohrte Campbell einen Finger in die Brust. »Ist mir egal, ob du findest, das bringt nichts. Das entscheide ich.«
    Campbell senkte den Blick und demonstrierte dem Politiker die Fügsamkeit, die der erwartete.
    McGinty seufzte. »Na schön - aber vergiss nicht, die Sache bleibt zwischen uns. Ich will nicht, dass jemand denkt, ich könnte mir Sorgen wegen McSorley machen. Nicht in der gegenwärtigen Situation.«
    »Natürlich«, sagte Campbell und hob den Kopf wieder. »Also, was hast du jetzt vor?«
    »Nichts Bestimmtes«, antwortete Campbell. »Ich dachte mir, vielleicht hätten Sie ja ein paar Sachen zu erledigen.«
    »Vielleicht«, sagte McGinty. »Du warst immer ein guter Mann. Nur ein bisschen hitzköpfig. Tom hat mir aus der Bar eine SMS geschickt. Eddie Coyle wird gerade genäht.«
    »Er wollte eine Schlägerei, also hat er eine bekommen.«
    »Eddie Coyle ist ein Blödmann, aber das heißt noch lange nicht, dass er Prügel verdient.«
    Campbell wusste, wann man besser klein beigab. »Ja, stimmt wohl. Tut mir leid.«
    McGinty lächelte. »Du kannst dich ja bei ihm entschuldigen, wenn ihr euch das nächste Mal begegnet. Man wird ihm sagen, dass er die Sache auf sich beruhen lassen soll. Egal, ich hätte jedenfalls einen kleinen Job für dich. Eine etwas heikle Sache.«
    »Ach ja?«
    »Du konntest doch immer schon gut Unruhestifter ausfindig machen. Unser internes Sicherheitssystem hat einen guten Mann verloren. Vincie Caffola war zwar der Besre, wenn es darum ging, Verräter und ähnliche Typen auszusondern, aber ich meine mich zu erinnern, dass du da auch einiges draufhattest.«
    Campbell schaute zum Geräusch eines Helikopters auf. »Ein paar Sternstunden hatte ich wohl.«
    McGinty stellte sich ganz dicht an die Außenmauer des Hofes, wo der Eindringling aus der Luft ihn nicht sehen konnte. »Du hast diesen Mistkerl Delaney entlarvt, als er mich an die Loyalisten verraten hat«, bestätigte McGinty und grinste höhnisch. »Ulster Freedom Fighters, dass ich nicht lache. Nichts als ein paar Flachwichser, die sich für Al Capone hielten, dabei hatte keiner von denen auch nur ein bisschen Grips. Was hat sich Delaney eigentlich dabei gedacht? Damit wären die doch nie durchgekommen. Aber vielleicht hätten sie ja Glück gehabt, wenn du es nicht rausgekriegt hättest. Du warst derjenige, der es aus ihm herausgeprügelt hat. Das habe ich nicht vergessen, Davy.«
    Campbell sah McGinty wachsam an. »Delaney

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