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Die Schatten von Belfast

Die Schatten von Belfast

Titel: Die Schatten von Belfast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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war einfach. Aber es war Gerry Fegan, der die Jungs von der UFF erwischt hat.«
    »Wenn du Ihnen nicht auf den Zahn gefühlt hättest, hätte Fegan sie nicht beseitigen können und ich stünde heute nicht hier. Ihm und dir verdanke ich viel. Das ist der einzige Grund, warum Gerry Fegan an diesem Nachmittag noch lebt.«
    »Was meinen Sie damit?«
    McGinty kniff die Augen zusammen. »Fällt dir sonst noch einer ein, der den Mumm hätte, Michael McKenna und Vincie Caffola kaltzumachen?«
    »Ich habe gehört, es war …«
    »Vergiss, was du gehört hast«, unterbrach ihn McGinty. Er winkte Campbell nahe zu sich heran. »Die Einzelheiten brauchst du nicht zu wissen. Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, es war Fegan.«
    Um McGinty noch ein bisschen hinzuhalten, spielte Camp-160 bell den Skeptischen. »Ich habe gehört, er hat den Verstand verloren und angefangen zu trinken.«
    »Kann sein.« McGinty nickte, und ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Gerry Fegan darf man allerdings nie unterschätzen. Er ist stark, aber es gibt stärkere. Er ist schlauer, als er tut, aber kein Genie. Willst du wissen, was Gerry Fegan so gefährlich macht?«
    Wohl oder übel musste Campbell mitspielen. »Was?«
    McGinty holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche, steckte sich eine in den Mund und verstaute das Päckchen wieder. »Er ist vollkommen furchtlos. Es gibt niemanden auf der Welt, vor dem Gerry Fegan Angst hat. Niemanden.«
    »Wer keine Angst hat, macht auch Fehler«, bemerkte Campbell.
    »Für manche mag das gelten. Nicht für Gerry.« McGinty zündete sich die Zigarette an und schob das Feuerzeug zurück in die Tasche. Er nahm einen Zug. »Ich erzähle dir mal was über Gerry Fegan. Vor Jahren, Ende der Siebziger, da waren er und Michael McKenna noch junge Kerle, vielleicht fünfzehn oder sechzehn. Ich und Gusty Devlin, Gott hab ihn selig, sind damals öfter mal mit ein paar von den Jungs zum Campen runter in den Carnagh Forest gefahren, direkt hinter der Grenze. Michael hat mich immer wieder bestürmt, ich solle Gerry mitnehmen, aber ich wollte nicht. Der Bursche gefiel mir nicht. Er war mir zu schweigsam, so ein stiller Beobachter. Doch Michael hat mich bequatscht, und so sind wir schließlich alle zusammen in dem alten VW-Bus losgefahren, den ich damals hatte.«
    McGinty lächelte und strich sich über sein Designer-Jackett. Blaue Qualmwölkchen wirbelten aus den Nasenlöchern. »Damals hatte ich noch nicht so schicke Sachen an. Hielt mich für einen Helden der Arbeiterklasse, du weißt schon. Jedenfalls wurden wir kurz vor der Grenze an einem Kontrollpunkt angehalten.
    Die Bullen wussten alles über uns und dachten, wir hätten Waffen dabei. Ein paar von den Jungs haben sich fast in die Hosen gemacht, als die Cops sie durchsuchten und sie sich am Straßenrand bis auf die Socken und Unterhosen ausziehen mussten. Aber nicht Gerry. Gerry sah diesen Mistkerlen einem nach dem anderen in die Augen. Dann kamen wir im Wald an und bauten das Lager auf, und danach ging Gusty mit ihnen ein paar Stunden an den Seen wandern. Danach waren alle todmüde, also haben wir uns hingehauen. Um zwei oder drei Uhr nachts war plötzlich die Hölle los. Gerry war aufgesprungen und schrie, da seien Leute in den Bäumen, die uns beobachteten. Stell dir das mal vor! Da ist ein Junge, der einen Bullen in Grund und Boden starrt und der ihm am liebsten den Kopf abreißen würde, und dann hat er Angst vorm Dunklen!«
    Campbell versuchte, keine Miene zu verziehen, als McGinty lachte und ihm dabei Qualm ins Gesicht blies. »Sie haben doch gesagt, er hätte vor nichts Angst.«
    »Nicht vor Leuten. Vor der Dunkelheit vielleicht, aber nicht vor Menschen. Jedenfalls kam am nächsten Morgen Bull O’Kane mit den Waffen, von denen die Bullen glaubten, wir hätten sie dabei. Nichts Besonderes, nur ein paar Luftgewehre und ein altes Kaliber .303 aus dem Krieg. Gusty und ich hängen also Pappscheiben auf, damit die Burschen ein bisschen üben können, und meine Scheiße, Gerry trifft nicht die Bohne. Von nahem ist er absolut tödlich, aber aus mehr als acht Metern Entfernung? Der könnte nicht mal den Arsch einer Kuh mit einer Schaufel treffen. «
    Campbell nickte lächelnd und speicherte diese Information ab.
    »Einer von den anderen Jungs - hab den Namen vergessen, irgendein unterbelichteter Blödmann, der sich später mit einer Rohrbombe in die Luft gejagt hat - der jedenfalls fängt an, Gerry runterzumachen. Dass er nichts taugt, Angst vor dem Gewehr hat,

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