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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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»Wir hatten dich bereits ein wenig früher erwartet.«
    » W en küm m ern ein paar W ochen Verspätung«, erwiderte die rothaarige Da m e, »wenn m an d a für die W under des Palais Cardinal zu sehen bekommt!« Sie blickte sich übertrieben ehrfürchtig u m . »Die G e m älde von Poussin! Die Statuen von Bernini! Ist es der Kardinal, der dafür bezahlt hat, oder der E rste Minister?«
    Dann tat sie etwas, das Charlotte verblüffte. Sie u m a r m t e die Herzogin, was keine der anderen Ver w and t en getan hatte. In d ieser Fa m ilie, dachte Charlotte, schien m a n sich übe r haupt sehr selten zu berühren. D i e rothaarige Margot mußte eine Ausnah m e sein. Sie preßte Mada m e an sich, küßte s i e auf beide Wangen und auf den Mund, und Mada m e erwiderte die U m a r m ung. Dann allerdings löste sie sich sehr nachdrücklich von ihrer Cousine und sagte zu Charlotte:
    »Bitte sor g e da f ür, daß Mada m e de Grammonts Gepäck in das blaue Zimmer gebracht wird, und kümmere dich um die Unterbringung ihrer Dienerschaft.«
    »Habt ihr S chwierigkeiten auf der Reise geha bt ?« fragte Charl o tte Mada m e de Grammonts Zofe, in dem Versuch, freundlich zu sein.
    »Schwierigkeiten? O nein. Mada m e hat gesagt, es genügt, wenn sie am Hochzeitstag ankom m t . Sie will das alte U n geheuer n i cht län g er sehen als nötig.«
    Mada m e de Grammont, konstatierte Charlotte, die darauf verzichtete, sich danach zu erkundigen, wer m it dem »alten Ungeheuer« ge m eint war, schien auch eine entschieden andere Einstellung zum The m a Geschwätz und Diskretion zu haben als Mada m e de V i gnerot.
     
    Margot ließ sich auf die sa m tbesetzte Chaiselongue fallen, nahm ihren Hut ab und warf ihn in die Ecke. »Sei ein Engel und laß m ir ein Glas heißen Gewürzwein bringen. Es schneit draußen, und hier bringt einen bereits die große E m po r e zum Frösteln.«
    »Du solltest weniger trinken, Mar g ot«, sagte Marie. »Es ist noch nicht ein m al Mittag.«
    Margot starrte s i e fein ds elig an. » W ird es dir eigentlich n i e zuviel, so perfekt zu sein, Marie? So s elb st gefällig und vollkom m en.
    Sie fischte einen Fächer aus ihr e m Ä r m el und fächelte sich heftig Luft zu. »Ich dachte, du friers t «, entgegnete Marie m ilde. Margot schleuderte ihr den Fächer ins Gesic h t, ab e r M ar ie sah ihn r e chtz e itig genug kom m en, um auszuweichen.
    »Also schön, ich brauche den W ein. Es ist m eine Medizin, die einzige Möglichkeit, die Begegnung m it d e m Moloch zu überleben, d e m du hier dein Leben widmest.«
    Sie holte tief Luft. »Ich weiß wirklich nicht, wie du erwarten konntest, daß ich eher hierherkom m en würde. Ich finde es schon zie m lich erstaunlich von m i r, daß ich überhaupt einen Fuß in das Haus des Mannes setze, der m ich zur W itwe ge m acht hat.«
    Marie stand vor dem Fenster, durch das m an auf die Rue Saint Honoré sah. Ohne sich u m zudrehen, erwiderte sie: »Du weißt genau, daß das nicht stim m t .«
    Sie hörte Margot lachen. »Oh, nat ü rlich, es war reiner Zufall, daß irgendein Unbekannter den ar m en Puylaurens umgebracht hat, nachdem das Haus Lothringen Frank r eich den Krieg erklärt hatte und unser geliebter Onkel m i ch für ein neues Bündnis brauchte.«
    »Nebenbei be m erkt«, warf Marie ein, »warum hat dich dein Ge m ahl nicht begleitet?«
    »Nebenbei be m erkt, du lenkst ab. H a st du eigentlich nie schlaflose Nächte deswegen, Marie? Im m erhin hat dich das zur Herzogin ge m acht.«
    Margots e r s ter Gatte, der Sieur de Puylaurens, weitläu f ig m it den Herzögen von Lothringen verwand t , hatte ein ebenso weitläufiges Recht auf den Besitz A iguillon geh a bt. Nach seinem Tod hatte der Kardinal di e sen Besitz v on sei n er C ousine auf s eine Nichte übertragen und vom König zum Herzogtum ernennen lassen.
    »Marguerite«, sagte Marie und wandte sich ihr zu. Sie gebrauchte Margots vollen Na m en nur sehr s e lten und sah an der Art, wie Margot sich aufsetzte, daß sie ihr zuh ö rte. »Ich versichere dir, ich schwöre dir, er hat es nicht getan.«
    Einen Moment lang flackerte M a rgots grüner Blick. » W arum du, Marie?« fragte sie leise. » W arum du und nicht ich? Ich bin klüger als du, ich bin schöner als du, und dennoch warst von Anfang an du es, und ich wurde zu einem Leben in der Provinz verurteilt. Kannst du m ir erkläre n , waru m ? «
    Es war nur allz u l eicht, in die a lten Gesprächsmuster m it M argot zurückzuverfallen. » W e nn du das wir k

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