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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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entgegnete Cinq Mars und holte tief Luft, »spanische Truppen nützen Euch nichts, solange der Kardinal noch fest im Sattel sitzt. Ich sagte vorhin, ich könnte d e n König nicht einfach bitten, ihn zu entlassen, aber wenn Ihr m i r etwas Zeit gebt, dann kann ich etwas viel Besseres tun.«
    Er stellte befriedigt fest, daß aller A ugen auf ihn gerichtet waren, und wartete ein wenig, ehe er wei t ersprach. »Soweit ich weiß, ist früher schon ein m al ein Vorsitze n der des Ministerrats mit Einverständnis des Königs ermordet worden.«
    De Thou sah erst verwirrt, dann erl e ichtert und begeistert zugleich aus; Fontrailles m achte eine undurchdringliche Miene, Bouillon lächelte, und über das Gesicht des Herzogs von Soissons huschte ein breites Grinsen, das ebensoschnell wieder verschwand.
    »Aber der König hat Concini gehaßt«, m einte er bedrückt.
    »Er hat auch den Kardinal ein m al gehaßt«, stellte Cinq Mars fest.
    »Und der König, glaubt m i r, ist nachtragend, w enn m an ihn nur oft genug an seinen Groll erinnert.«
    W i eder schwiegen sie eine Zei t lang, aber dies m al gespannt und erwartungsvoll. » W enn Richelieu tot ist«, sagte de Thou begeistert,
    »werden all die Verbannten hei m kehren können.«
    Der Herzog von Soissons sprach beinahe gleichzeitig. »Gefällt m i r. Vor alle m , weil der verfluchte Priester überall seine Leibwachen dabei hat, nur in Gegenwart des Königs nicht. Aber wer…«
    Fontrailles hüstelte. » W i e es sich trifft«, sagte er, »habe ich einige lose Kontakte zu Seiner Gnaden, dem Grafherzog Olivares, und er hat m ir j e manden e m pfohlen, der sogar schon in Paris ist. W ir müßten ihn nur langsa m , ohne den Arg w ohn des Kardinals zu erregen, in die U m gebung des Königs einschleu s en. Ich dachte, daß Ihr, Monsieur le Grand«, er verbeugte sich kurz zu Cinq Mars hin, »ihn vielleicht zu einem der Musketiere des Königs m a c hen lassen könntet.«
    »An und für sich wäre das nic h t weiter schwer«, erwiderte Cinq Mars bedrückt. »Treville, der Haupt m ann der Musketiere, ist ein Freund von m ir. Aber er würde ni e m als einwilli g en, ei n en Spanier zum Musketier zu m achen.«
    Fontrailles schüttelte lächelnd den Kopf. »Es handelt sich nicht um einen Spanier«, sagte er.
     

11. KAPITEL
     
    Charlotte hatte sich vorgenommen, gegenüber hohen Herrschaften nie m ehr etwas anderes als Dien s tbeflissenheit zu e m pfinden, aber das kleine Mädchen, das Condés Sohn heiraten m ußte, tat ihr leid.
    Bei den Vorbereitungen im Palais C a rdinal war ihr, als sie ein m al Zeit zum Luftholen fand, endlich b e wußt geworden, daß es sich um den jungen Enghien handelte, der hier verheiratet werden sollte. Sie hatte d ie B r aut ber e its z u Gesicht bekom m en, d i e noch jünger wirkte als die zwölf Jahre, die sie angeblich zählte. Dann fiel ihr auf, daß die Herzogin von Aiguillon es ir g endwie fertiggebrac h t hatte, i h r keine einzige Pflicht zuzuteilen, die sie in Berührung m it dem Gefolge des Bräutiga m s gebracht hätte.
    Als sie am Morgen der Hochzeit hinter ihrer H errin stand und ihr die Haare käm m te, sagte diese: » C harlotte, ich werde dich vor d e m Fest nicht m ehr brauchen. Du kannst tun, was du m öchtest, solange du m orgen früh wieder hier bist.«
    Charlotte hielt einen Mo m ent l a ng inne, dann zog sie die Bürste weiter durch das lange, schwarze Haar und dachte wieder: Sie weiß es. Oder sie ahnt zu m i ndest etwas.
    »Mada m e sollte sich v o r dem Ball das Haar no c h ein m al le g en la s sen«, entgegnete sie ausdrucklos, »und außerdem wäre es besser für Mada m es Kleid, wenn ich es in der Nacht noch ausbürste und über Wasserdampf aushänge.«
    Im Spiegel begegneten sich ihre und Marie de Vignerots A ugen.
    »Es ist deine Entscheidung«, sagte die Herzogin ruhig.
    Mada m e w a r gerade dabei, m it dem obersten Koch noch ein m al die Reihenfolge der Gänge durchzu g e h en, als m an ihr m eldete, es sei noch ein weit e rer, v ers p äteter Ga s t eingetroffen. Sie hatte sich kaum auf den W e g zum Empfangszim m e r g e m acht, als ihr ei n e Frau entgegenka m , die Charlotte noch nie ges e hen h atte, auch in ihrer Z eit bei Annette noch nicht. Charlotte war sic h er, daß sie sich an diese roten Haare erinnert hätte, und außerdem trug die Da m e skandalöserweise ein Kleid m it einem tief e n Ballausschnitt, obwohl es noch Vor m ittag w ar.
    » W illkommen, Margot«, sagte ihre Herrin m it einer etwas kühlen Stim m e.

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