Die Schatten von La Rochelle
Bithynien ka m , sich aber dann in Mira m e v e rliebte und viel länger blieb, als er sollte, bis e r f ast m it Gewalt in s ein Hei m atland zurüc k be f ördert werden m ußte.
Die Königin versuchte, zur Loge des Kardinals hinüberzuschauen, um zu erkennen, ob so etwas w i e höhnischer Triu m ph seine Miene überzog, aber sein Gesicht lag im D unkeln. Noch deutlicher hätte das Dra m a, das sich da auf der neu e i ngeweihten Bühne abspielte, nicht auf Buckingham anspielen können. Wollte er sich über s i e lustig m a che n ?
Es war nicht ihre Schuld gewesen, daß sich Buckingham in sie verlie b t hatte, als er d en französischen Hof besuchte. Gut, vielleicht hatte sie auch nichts getan, um ihn zu ent m utige n , aber sie h atte sich nichts zuschulden kom m en lassen bis zu jenem Spaziergang i m Park, als s ie m it ihm allein gewesen war. Bis d ahin war es einfach die Freude an d e m neu e ntdeckten Spiel m it der Gefahr gewesen, das Vergnügen, sich den Hof m achen zu lassen, et w as, was ihr G e m ahl nie getan hatte. Erst als Buckingh a m sie geküßt hatte, war es anders für sie geworden, und selbst danach hatte sie ihr Ehegelübde nie gebrochen, ganz gleich, was Louis denken m o c hte, der Buckingham noch nicht ein m al einen offiziell e n Abschied gegönnt und danach an den englischen König geschrieben hatte, wenn Buckingham noch ein m al englischer Gesandter in Frankreich würde, betrachte er das als offene Kriegserklärung.
Sie warf ihrem G e m ahl einen kurz e n Blick zu. Er hatte sie nie geliebt, und jede freundliche W ä r m e, die er ihr gegenüber empfunden haben m ochte, war m i t ihrer frühen Fehlgeburt erloschen, aber es m achte ihn rasend eifersüchtig, wenn irgend je m and zeigte, daß er sie liebte.
Zunächst war sie sicher, daß ein Theaterstück, was sie an jene unselige Zeit erinnerte, nur bösartig g em eint sein konnte, aber nach und nach fiel i h r auf, daß Mira m e weder die Schurkin noch die ko m i sche Person des Stückes war, sondern die tragische Heldin. Vielleicht hatte sie s ich g etäusc h t. Viell e icht war es ein Kompli m ent, ein Zeichen des Verständnisses, kein Hohn.
Am Ende, als die Schauspieler s i ch verbeugt hatten und der Applaus verklungen war, tauchte plötzlich vor ihrer Loge eine vergoldete Brücke auf. Sie erhob sich und stellte fest, daß im Parkett bereits die Musiker Aufstellung genom m en hatten. Hinter Louis erschienen der Vater und der Onkel der Braut.
»Mada m e«, sagte der Kardinal, »wü r det Ihr uns die Ehre erweisen, den Ball zu eröffnen?«
Sie nahm B r ézés Ar m , aber als sie n eben ihm die Brücke hinunterschritt, ko n nte sie es s ich nic h t versagen, noch ein m al über ihre Schulter zurückzublicken. Dem Ge s icht s ausdruck des K a rdinals ließ sich im m er noch nicht entneh m en, ob das Stück D e m ütigung oder Huldigung hatte sein sollen. Doch s i e erinnerte sich an La Rochelle, eine Nachricht und einen Ring, und si e dachte, ganz gleich, was war, Monseigneur, Ihr irrt Euch, wenn I h r anneh m t, daß ich Euch je vergeben werde.
Marie stand neben ihrem Onkel u n d beobachtete die Tanzenden. Die kleine Claire Cle m ence be m ühte sich redlich, an m utig und würdevoll zugleich zu wirken, während sie die Courante anführte. Marie schloß kurz die Augen. In stillsch w eigendem Einverständ n is berührten i h re F i n gerspitzen d i e des Kardinals. Sie dachten beide an Claires Mutter, Nicole, die liebevolle, scheue Nicole, und an den Tag, an dem o ff ensichtlich ge w orden war, daß sie die Grenze z u r Fa m ilienkrankheit e n dgültig ü b erschritten h atte.
Es hatte m i t einer Reihe panikerfüllter Briefe von Nicoles G atten, Urbain de Brézé, beg o nnen, weil Nicole sich in ihrem Landhaus in Milly eingesperrt hatte und sich wei g erte, es zu verla s sen. Die Pest war in der Gegend ausgebrochen, und Brézé wollte unbedingt fort. Marie konnte sich noch an den W or t laut des B r iefes erinnern, m it dem ihr Onkel geantwortet hatte, weil sie seinen ursprünglichen Entwur f , in dem er sei n em Zorn auf Brézé freien Lauf ließ, abge m ildert hatte.
»Versucht alles, um sie zu überreden, nach Saumurzu gehen, oder an jeden anderen Ort, den sie vorzi e ht, um dort zu leben. Ihr habt mit meinem außerordentlichen Mißfallen zu rechnen, wenn Ihr Milly verlaßt, ehe meine Schwester abgereist ist. Veranlaßt sie so liebevoll, wie Ihr könnt, dazu, den Ort zu verlassen… Sagt ihr, daß nichts Schlimmes sie in Saumur
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