Die Schatten von La Rochelle
es eine Lösung. Sie sprachen noch ein wenig über seinen Halbbruder Vendô m e, dessen Flucht nach England und die m u t m aßlichen Konsequenzen, bevor Louis aufgeräu m t schloß: »Und morgen werden wir dann die Hochzeit Eurer jungen Nichte de Brézé m it unserem Vetter Condé feiern. Es war schwer, um diese Jahreszeit genügend junge Eber zu finden, aber ich habe m i r die Mühe ge m a cht, selbst das W ildbret für die Hochzeitstafel zu erja g en.« Er biß sich auf die Lippen. »Oh. Eigentlich wollte ich Euch das erst m orgen erzählen, als Überraschung. Ich ho f fe doch, Euer Haushof m eister hat nichts verraten ? «
»Kein W ort, Sire«, entgegnete der Kardinal.
Die Männer, die im Hôtel de Venise zusam m engekommen waren, sahen selbst einer Hochzeitsgesell s chaft nic h t u nähnlic h ; auch ein flüchtiger Beobachter hätte erkan n t, daß die reichbesetzten Gewänder nur hochgestellten Herren gehören konnten.
»Ich m uß gestehen, Monsieur le Grand«, sagte der Herzog von Soissons, »ich war überrascht, a l s m i r der Marquis von Eurem Interesse erzä h lte. Ich h ielt Euch i mm er für einen P arteigänger des Kardinals.«
Cinq Mars’ Gesicht verdunkelte sich. »Ich bin nie m andes Parteigänger«, stellte er klar. »Ich habe s e lbst eine Partei. Es ist nur so, daß m ir jetzt e rst klar gewor d en ist, w a s f ür ein Tyrann der Kardinal ist.«
»In der Tat « , warf de Thou leide n sc h aftlich ein. »D er Mann i s t ein Unglück für unser ganzes Land. Die Bevölkerung hungert, da m it er seinen Ehrgeiz durch Kriege befriedigen kann, un d …«
»Die Bevölkerung ist m i r egal«, s c hnitt ihm Soissons unwirsch das Wort ab. »Der Mann ist ein unverschä m ter E m porköm m ling, das ist es. Meine Vorfahren haben auf d e m Thron Frankreichs gesessen, als seine noch dabei waren, sich das B ü rgerr e cht zu verdie n en, a ber m aße ich m i r etwa an, eine Leibwac h e zu haben, wie sie nur dem König zusteht? Ich kann es nicht fassen, daß Condé jetzt vor ihm kriecht und ihm seinen Sohn anbietet. Der Mann hat unseren Vetter Montmorency hinrichten lassen, als hätte es sich um einen Bauern gehandelt, den er beim Wildern ertappt h a tte, er nim m t uns ein Recht nach dem anderen, er will u ns alle zu Ho f schranzen m achen, die nic h ts anderes zu tun haben, als den König zu bedienen, und ich werde das nicht länger dulden!«
»Ganz zu schweigen davon«, m u r m elte Fontrailles, »daß er seinen geistlichen Stand und unseren Anspruch, die allerer s te Tochter der Kirche zu sein, dadurch entehrt, daß er die verdammten Protesta n t en im rö m i schen Reich gegen den deutschen Kaiser unterstützt.«
Cinq Mars, der befürchtete, daß s i e nie z u r Sac h e kä m en, wenn sie ein m al d a m i t begannen, die Sünden des Kardinals aufzulisten Gott wußte, der Mann hatte soviel wie L u zifer! -, entschied s ich, die Herren bei ihrer Aufzählung zu unterbrechen.
»Die Frage ist nun«, sagte er bedeutsa m , »was zu tun ist.« Allge m eines Schweigen breitete sich aus, bis de Thou stirnrunzelnd m einte: »Aber Henri, Ihr seid es doch, dem der König sein Ohr lei h t.«
»Selbstverständlich, aber ich k a nn ihn doch nicht einfach b itten, den Kardinal zu entlassen!«
»Von Entlassen reden wir hier nicht«, knurrte Soissons.
»Nun«, sagte Bouillon, der bisher geschwie g en hatte, »eines i s t klar. Für m ehr brauchen wir die Unterstützung allerhöchster S t ellen.«
De Thou nickte. »Ich bin siche r , Monsieur wäre zu gewinnen.« Soissons, der Gaston gut kannte, schnaubte verächtlich, nickte aber, und Fontrailles m einte: »Monsieur ist zu offensichtlich, obwohl ich zustimme, daß wir seine Unterstützung gut gebrauchen könnten, wenn es hart auf hart geht. Aber B o uillon und ich dachten an, nun, sagen wir, auswärtige höchste Stellen.«
»Sprecht deutlich«, forderte Soiss o ns. »Man hat m i r die Statthalterschaft der Ch a m pagne weggenom m en, aber wenn m i r die Spanier Truppen zur Verfügung stellen sollt e n, dann bin ich da m it in wenigen Monaten in Paris.«
» W ir reden hier doch nicht von e i ner Rebellion gegen den König!«
rief de Thou entsetzt.
Cinq Mars, der befürchtete, daß m an ihn h i er als unbedeutende Randfigur ansehen und üb e rgehen könnte, wenn er nicht auf der Stelle etwas unternah m , sagte kalt: »Ihr seid zu kurzsichtig.«
Soissons kniff die Augen zusam m e n . » W ie m eint I h r da s ? « f r agte er drohend.
»Ich m eine«,
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