Die Schatten von La Rochelle
s a gte de Thou eindri n glich, »so ist es an Euch, den ersten S chritt zu tun. Versöhnt E uch m it d e m König.
Es ist ein Wunder, daß er bis jetzt nichts anderes getan hat, als zu schweigen. Ihr wißt doch, wieviel Wert er auf seine W ürde legt. Er hätte Euch E ure Ä m ter neh m en können.«
»Nur, weil ich die W ahrheit gesagt habe ? « Cinq Mars sah de Thous Miene und fügte hastig hinzu: »Schon gut, A u guste, schon gut, ich weiß, was Ihr m eint.«
» W irklic h ? Es ist se h r , sehr wic h tig, daß Ihr Euch m it d e m König versöhnt, nicht nur für Euch, sondern für das ganze Land. Zu lange hat der König nur auf einen Einfluß gehört.«
Cinq Mars lachte. Er hatte wegen der Sache m it der Gazette zwar eigene Ressenti m ents gegen den Kardinal, aber die ernsthafte, idealistische Feindschaft, die de Thou bewegte, war ihm fr e m d, und er fand sie belustigend. »Kom m t schon, Auguste. Der Kardinal ist gar nicht so übel. Mein Vater, Gott h a b ihn selig, hat ihn vergöttert, und Ihr wißt d oc h, daß er m ich dem König ursprün g lich vorg e st e llt h at. Ich wette, er wäre auch bereit, z w ischen m ir und dem König zu ver m itteln, wenn ich ihn n u r darum bäte.«
Er zog eine Gri m asse. »Was m i ch allerdings Überwindung kosten würde. Der Mann riecht in der letzten Zeit ständig nach Krankenstube.«
Es war hoffnungslos, dachte de Thou. Cinq Mars schien dieser Tage einfach nichts ernst neh m en zu wollen. Er beschloß, sich der Stim m ung s eines Freundes anzupassen. »Nun, wenn es Euch da m it ernst ist ich habe heute die H e rz o gin von Aiguillon h ier gesehen. Bitt e t sie d o ch um ihre Fürsprac h e.«
Cinq Mars stieß sich federnd von der Fensterbank ab, an die er sich gelehnt h a tte. » W ißt Ihr, das ist eine hervorragende Idee. Ich hatte ohnehin Pläne m it der Herzogin.«
Das entgeisterte Gesicht seines Gegenüber entlockte ihm erneut ein Lachen. Das nagende Gefühl d e r Beunruhigung war verschwunden; er fühlte sich wunderbar. Die Sonne schien, er war jung, und später, wenn er die Angelegenheit m it Mada m e d’Aiguillon erledigt hatte, würde er einen Ausritt machen, um die angenehm beißende L uft dieses Nove m b ertags auf der Haut zu spüren, nur um zu spüren, daß er lebte.
»Mit der H erzogin?« wiederholte de Thou fassungslos. » D er Eis p rinze s si n ? «
»In m einen A r m en wird sie sch m elzen«, sagte C i nq Mars und kniff ein Auge zu. »Ihr wißt doch, ich liebe die Herausforderung, und ich habe gestern beim Spiel eine W ette darauf abgeschlossen, daß ich die unerreichbarste Frau Frankreichs erobere.«
Nicht, daß er Marion de Lor m es überdrüs s ig war, aber d aß sie ihn bedingungslos anbetete und daß der König sich offensichtlich m it ihr abgefunden hatte, ließ sie von einem Abenteuer zu einer lieben Gewohnheit werden. Und er brauchte das Abenteuer. Die Herzogin von Aiguillon g alt als unnahbar, und s oweit er w u ßte, hatte sich noch keiner der G alane bei Hof rüh m en können, sie erobert zu haben. W arum nicht das Angenehme m it dem Nützlichen verbinden? Heute war der richtige Tag dafür.
Der E m pfang bei der K önigin war zu Maries großer E r leichterung vorbei. Sie hatte sogar noch etw a s Z eit und ging langsam in Richtung des Vorhofs, wo die K utschen w a rteten. In Gedanken war sie bei ihrem Brief an Margot, und sie s c hrak zusam m en, als je m and sie ansprach.
»Mada m e, was für eine Freude! I c h habe Euch überall gesucht.«
Sie neigte den Kopf. »Monsieur le Grand«, sagte sie m it einiger Zurückhaltung. Insgeheim hatte sie den Verdacht, daß die offizielle Anrede, die sich Cinq Mars m it s e inen Ä m tern als Großstall m eister und Großkämmerer errungen hatte, ihm d a s liebste an diesen Würden war.
»Mada m e, ein Ratl o ser bittet Euch um Hilfe, ein z u tiefst V erwundeter sucht Trost. Kann i c h m it Euch spreche n ?«
Sie glau b t e zu wis s e n , worum e s sich ha n delte, und willi g te resignierend ein. Unter den Proteges ihres Onk e ls war ihr Cinq Mars nie der liebste gewesen, obwohl sie seine Mutter und seine Schwester, die m it ein e m ihrer La-Porte-Vett e rn verh e ir a tet war, se h r gern hatte. Der vielgerüh m te juge n dliche Cha r m e schien ihr im m er der einer glänzenden S chatulle zu s e in, die im Innern leer war, und sein Verhalten dem König gegenüber fand sie schlichtweg töricht. Aber sein V ater h atte zu den Freun d en ihres Onkels gehört, lange ehe Vater hatte zu
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