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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Tisch neben ihm und hielt Händchen. Für die beiden war es ein besonderer Augenblick. Eine schwedische Familie an dem Tisch auf der anderen Seite des schmalen Gangs bestellte gerade. Kinder liefen hin und her, auf dem Weg zu und von der Eistheke am anderen Ende, wo man sich sein Eis selbst holen konnte. Ein kleines Mädchen, das sein Eis stolz vor sich hielt, hüpfte los und stolperte, und das Eis flog in einem hübschen Bogen, und ein Haufen, der nach Vanilleeis aussah, landete auf Winters Stiefel, den er gerade in die Luft gereckt hatte. Er hatte gemütlich die Be ine übereinander geschlagen, um sich einen Zigarillo anzuzünden. Das Mädchen begann zu weinen, und sofort kam eine junge Frau und fragte, was passiert sei, und das Mädchen deutete auf Winter. Die Frau sah das Eis auf Winters Stiefel. Er hatte sich nicht gerührt, das Streichholz noch immer unangezündet in seiner linken Hand, den Zigarillo im Mundwinkel. Das Mädchen weinte. Der Boden zwischen ihnen war streifig vom Eis. Die Frau sagte etwas zu ihm, aber Winter konnte nicht antworten, weil er plötzlich herausplatzte und noch mehr lachen musste, als er sah, wie ihm sein schlanker Zigarillo aus dem Mund flog, am Bein hinabglitt und wie eine Dekoration im Eis stecken blieb.
    »Wir bitten um Entschuldigung«, sagte die Kellnerin, die mit einem sauberen Frotteehandtuch gekommen war. »Manche Kinder können sich einfach nicht bremsen, wenn es um Eis geht. Und eigentlich sind wir ja schuld, weil sie es sich selbst holen müssen.«
    »Schon okay«, antwortete Winter und wischte sich das Eis vom Stiefel. »So glänzt er noch mehr.«
    »Dürfen wir Sie zu etwas einladen?«, fragte sie und schaute ihn wieder kritisch an, während er sich aufrichtete und das Handtuch zurückgab.
    »Nein, ist schon in Ordnung.«
    »Vielleicht etwas zum Kaffee?«
    »Oder zum Eis«, ergänzte Winter, und sie lachte ein kurzes und fröhliches Lachen.
    Winter trank seinen Kaffee. Keinen Alkohol. Die Kellnerin bemühte sich noch einmal zu seinem Tisch. Sie war vielleicht dreißig und auf eine dänische Art blond, dachte er. Mit sandfarbenen Streifen im Haar. Ihm war so, als sähe sie enttäuscht aus bei seinem Aufbruch.
    Im Zentrum waren noch immer viele Leute unterwegs. Winter ging auf dem Boulevarden zurück, begegnete aber immer weniger Menschen, je mehr er sich dem Bahnhof näherte. Der Abend war so mild, dass er sein Sakko offen lassen konnte.
    Vor dem Boulevard-Cafe direkt gegenüber dem Hotel fielen ihm zwei Männer auf, die in dem Lokal verschwanden, als er näher kam. Die Fenster waren offen, und er hörte Stimmengemurmel. Er überquerte die Straße. Ein Mann war undeutlich in einem Fenster zu sehen. Winter zündete im Gehen einen Zigarillo an, was ihm Gelegenheit gab, erneut einen raschen Blick auf das Fenster des Lokals zu werfen, und noch immer stand der Mann da, im Halbdunkel, das Licht im Rücken, halb hinter den dünnen Gardinen versteckt.
    Vielleicht stimmt's ja auch nicht, zweifelte Winter. Aber wenn es nun dieselben Männer waren, die vor Den Jyske Bank über ihre Hamburger redeten, als ich vorbeigekommen bin. Na ja, die Stadt ist ja wirklich nicht so groß.
    Bei seinem Auto angekommen, schloss er es auf und tat so, als wühle er im Handschuhfach. Noch immer war der Mann da am Fenster, aber seine Silhouette hatte sich bewegt, um Winters Bewegungen besser verfolgen zu können.
    Winter stieg aus dem Auto und bog um die Ecke in sein Hotel. Er bekam seinen Schlüssel ausgehändigt. Der Aufzug war irgendwo stecken geblieben, also stieg er schnell die Treppe hoch und wartete im Flur vor seinem Zimmer mit dem Schlüssel in der Hand, bis der Zeitschalter die Flurbeleuchtung ausschaltete. Dann erst öffnete er die Tür zu seinem Zimmer, trat schnell aus dem Dunkeln ins Dunkle und schloss sofort hinter sich ab. Das Zimmer schimmerte im Licht, das vom Platz und den Straßen draußen hereinströmte. Winter kniete sich hin und kroch durchs Zimmer auf das Fenster zu, wo er sich im Schutz des Vorhangs aufrichtete. Durch einen schmalen Spalt konnte er bis zur Ecke des Gebäudes und auf die andere Seite der Fußgängerzone blicken. Von der Mallorca Bar hörte er einen Ruf und sah einen Mann wankend die Kneipe verlassen. Die Tür zum Boulevard-Cafe lag im toten Winkel. Also wartete er ab und beobachtete schließlich, wie der Mann vor der Mallorca Bar von einem anderen Säufer Gesellschaft bekam, der ihm etwas auf Dänisch zurief. Winter wich ein Stück ins Zimmer zurück, als sich

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