Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Gerichtsreporterinnen denken.
    »Wer hat behauptet, dass sie woanders gestorben ist?«, fragte er.
    Die Frau schielte zu Hans Bülow hinüber. In der letzten Ausgabe der GT war in einem Artikel darüber spekuliert worden.
    »Wir haben den genauen Hergang des... Todesfalls noch nicht ermitteln können«, sagte Winter.
    »Wann erfahren wir, ob sie ermordet wurde?« »Später am Nachmittag bekomme ich den Obduktionsbericht der Gerichtsmedizinerin.« »Gibt es Zeugen?« »Dazu kann ich mich nicht äußern.« »Wie wurde die Leiche entdeckt?« »Wir bekamen einen Notruf.« »Von einem Zeugen also?«
    Winter machte eine Geste mit den Armen, die jeder deuten konnte, wie er wollte.
    »Ist sie Schwedin?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Na, wie sieht sie denn aus? Sieht sie aus, als wäre sie schwedischer oder skandinavischer Herkunft, oder als käme sie ganz woanders her?«
    »Darüber möchte ich noch nicht spekulieren.« »Wenn sie nicht aus dem Norden ist, wäre es leichter, sich zu überlegen, wo in Göteborg sie wohl gewohnt hat«, meinte ein junger Journalist, den Winter, soweit er sich erinnerte, noch nie gesehen hatte.
    »Warum?«
    »Wissen Sie nicht, wo die Einwanderer wohnen?« Winter antwortete nicht. Die nördlichen Vororte kamen ihm in den Sinn, aber das war zu simpel gedacht. »Weitere Fragen?« »Wie alt ist sie?«
    »Da sind wir uns natürlich auch nicht sicher. Um die dreißig.« Die Journalisten schrieben, reckten ihm die Mikrofone entgegen: ein Sommermord in Göteborg. »Wie werden Sie weiter vorgehen?«
    »Heute Morgen wurden umfassende Ermittlungen aufgenommen. Wir arbeiten daran, die Spuren am Fundort zu sichern, und versuchen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, die Frau zu identifizieren«, erklärte Winter.
    »Wann ist es passiert?«
    »Was?«
    »Der Mord. Oder der Todesfall. Wann ist es passiert?« »Es ist noch zu früh, das genau zu sagen. Gestern, irgendwann am späten Abend.« »Und gefunden wurde die Frau...?« »Heute früh.« »Wann denn?« »Etwa um vier.«
    »Haben Sie mit jemandem gesprochen, der in der Nähe war?«
    »Wir versuchen, alle anzuhören, die etwas gesehen haben könnten. Jeder, der glaubt, wertvolle Hinweise zu haben, wird gebeten, sich bei der Polizeidienststelle zu melden.«
    »Und das Motiv?«
    »Unmöglich, das im Moment zu sagen.« »Ist sie vergewaltigt worden?« »Das kann ich nicht beantworten.«
    »Gibt es etwas, das Sie wieder erkennen?«, fragte Hans Bülow.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hat der Fall Ähnlichkeit mit einem früheren? Hier oder anderswo?«
    »Aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen kann ich auf diese Frage nicht weiter eingehen.«
    »Also ist das Opfer der Polizei nicht bekannt?«
    »Ich glaube, ich habe eben gesagt, dass wir die Tote noch nicht identifizieren konnten.«
    »Kommt das häufig vor?«
    »Wie bitte?«
    »Kommt es häufiger vor, dass die Identität einer Toten unbekannt bleibt? Ich meine, nach so langer Zeit.«
    »Es sind jetzt...« - Winter blickte auf die Uhr - »...weniger als zwölf Stunden vergangen, seit wir sie gefunden haben. Das ist nicht lange.«
    »Sicher ist das eine lange Zeit«, protestierte der Journalist mit der Sonnenbrille.
    »Weitere Fragen?«, sagte Winter. Er wusste, der coole Bursche hatte Recht.

9
    Es regnete den ganzen Tag. Sie saß jetzt an einem anderen Fenster. Die alten Männer waren nicht da. Sie hatte Angst, aber die Angst war stärker, wenn die Männer da waren. Im Auto hatte sie einmal geschrien, und da hatte einer von ihnen sie so angeschaut, als ob er sie schlagen wollte. Er hatte nichts getan, aber er hatte ausgesehen wie einer, der zuschlägt.
    Das Haus lag irgendwo anders, denn draußen standen jetzt andere Bäume. Mehr Häuser gab es nicht, und niemand ging je den Weg entlang. Nie hörte sie ein Auto oder einen Zug. Einmal grollte es über ihr. Vielleicht ein Flugzeug. Sie versuchte, nach oben zu blicken, aber das vorstehende Dach störte dabei.
    Sie schaute sich nach einem Telefon um, aber es gab keines.
    Wäre ein Telefon da gewesen, hätte sie den Hörer abnehmen, auf die Tasten drücken und mit Mama sprechen können. Sie wusste, wie man das machte.
    Mama musste bald kommen. Vielleicht waren die Männer deshalb draußen. Die beiden suchten Mama. Die Männer waren weggefahren und zurückgekommen und wieder gefahren und zurückgekommen. Jetzt war einer weg, und der andere war auch nicht da, aber er war nicht mit dem Auto gefahren. Vielleicht war er doch nicht weg. Sie dachte, vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher