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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Schon möglich. Normalerweise verfügen wir nicht über die nötige Ausrüstung, aber wir haben sie bei den Knaben von der Hubschrauberstaffel ausgeliehen, um sie ein wenig zu testen. Infrarot-Kameras. Ich muss bei der Polizei vor Ort in Härlanda anfragen.«
    »Kannst du das jetzt gleich tun?«
    »Ja, das wäre wohl das Beste, wenn du es noch schaffen willst, dir die Bänder anzusehen. Falls sie in der Gegend gewesen sind.«
    »Wie meinst du das?«
    »Weiß der Herr Kommissar nicht, wie das geht? Die Polizisten in den mit Video ausgerüsteten Wagen sehen sich das Band an, spulen es zurück, und dann übernimmt ein anderer. Aber vielleicht... Es war möglich, dass sie heute eine Viertelstunde länger warten, bevor sie an eine neue Stelle ausrücken. Weil diesmal mehr Leute sich das Band anschauen sollten. Es war ja wie gesagt ein Test.«
    »Das Band wird normalerweise sofort überspielt?« »Natürlich. Hier in der Verkehrsüberwachung sind die Mittel beschränkt.«
    »Bitte ruf dort an, sei so gut.« »Wo kann ich dich erreichen?«
    Winter sagte es ihm und drückte auf Aus. Er verließ den Wagen, das Telefon in der Brusttasche und stellte sich ein Stück weit neben das Auto, um ein paar Dehnübungen zu machen, die Hände auf die Karosserie gestützt. Es knirschte im Körper.
    Ich muss mich mehr bewegen, dachte er. Ich werde nicht ewig der jüngste Kommissar bleiben. Bergenhem hat mich kürzlich erst wegen Hallenbandy gefragt. Eine verrückte Idee, aber vielleicht mache ich mit. Oder ich laufe jeden dritten Tag nach Längedrag und durch den Slottskogen zurück. Dabei bin ich den ganzen Sommer mit dem Rad gefahren...
    Er überquerte die Fahrbahn, um sich den Busfahrplan anzusehen. Es war die Bushaltestelle Helenedal, und der Bus 701 hielt auf dem Weg vom oder zum Broplatsen und Frölunda Torg. Die erste Fahrt morgens kam um Viertel nach fünf hier vorbei. Der letzte Bus ging um 23.43 Uhr. Das mussten sie untersuchen. Winter speicherte diese Anregung bei den anderen zu dieser Ermittlung. Manchmal fühlte er sich wie ein großer Staubsauger, der alles einsog: Aussagen von Vernommenen, gesicherte Spuren, gute Ideen und verrückte Einfälle, und das meiste hatte mit der Sache an sich nichts zu tun. Und ganz allmählich finde ich Dinge, die zusammenpassen, dachte Winter. Dann kann ich eine Hypothese formulieren.
    Das Telefon in der Brusttasche piepste. Winter meldete sich.
    »Walter wieder. Du hast richtig gedacht, Winter. Tatsächlich sind sie heute Nacht und heute früh mit den Videowagen draußen in den östlichen Stadtteilen gewesen. Ein Sonderangebot für unsere Kunden. Gibt es nur in dieser Woche.«
    »Prima«, freute sich Winter. »Haben sie irgendwo am Boräsleden gestanden?«
    »Allerdings. Und ein paar von den Kameras, die nachts verwendet werden, sind noch nicht wieder benutzt worden.«
    »Sind das alle Kameras?«, fragte Winter.
    »Jetzt komme ich nicht mit.«
    »Du hast gesagt, ein paar Kameras. Wurden gleich mehrere in dem Gebiet verwendet, von dem wir sprechen?« »Nein, wenn ich es richtig verstanden habe, nicht.« »Ich muss mir diese Bänder ansehen.«
    »Wo?«
    »Kannst du sie am Nachmittag in meine Abteilung bringen lassen?«
    »Natürlich. Wir haben ja extra Kurierautos für so was«, sagte Kronvall, und Winter lachte auf.
    »Dank dir.«
    »Wenn das hilft, den Fall zu lösen, wollen wir aber auch einen Teil der Anerkennung abbekommen. »Selbstverständlich.«
    »Wir danken Kommissar Walter Kronvall von der Verkehrsüberwachung für die Steilvorlage zum Tor. Etwas in der Art.«
    »Wir von der Fahndung vergessen unsere Freunde nicht.«
    Winter brach die Verbindung ab und blieb vor dem Busfahrplan stehen. Der Hirsch drüben war zurückgekehrt. Er war sogar näher gekommen, bewegte sich in einem weiten Kreis von der einen Seite des Feldes zur andern, bis zum Hügel in der Mitte. Für einige Sekunden war ein großer Teil des Körpers sichtbar. Winter war ihm so nahe, dass er sehen konnte, wie die Muskeln in einer einzigen vollkommenen Bewegung zusammenwirkten. Der braucht keine Dehnübungen, dachte er.
    Das Tier stand nun still, den Blick auf Winter gerichtet. Beäugte ihn. Winter war wie gelähmt. Der Hirsch hypnotisierte ihn einige Sekunden lang. Winter war nie Jäger gewesen. So wie hier musste es sein: ein Opfer, ein Jäger, eine Waffe, ein Blickkontakt, der sich zu Stunden dehnte. Die Stille vor dem Tod. Ein Heben der Waffe. Ein furchtbares Geräusch. Ein Körper, der zusammenbricht.
    Der Hirsch hatte

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