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Die Schattenhand

Die Schattenhand

Titel: Die Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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fragte ich. «Oder wissen Sie das noch nicht?»
    «So gut wie. Die Mädchen hatten Ausgang…»
    «Beide?»
    «Ja, früher haben hier zwei Schwestern gearbeitet, die ihren freien Tag zusammen verbringen wollten, deshalb hat Mrs Symmington es so geregelt. Und als dann diese zwei ins Haus kamen, wurde die Regelung beibehalten. Sie richten im Esszimmer ein kaltes Abendessen her, und Miss Holland kümmert sich um den Tee.»
    «Aha.»
    «Bis zu einem bestimmten Punkt ist alles ganz klar. Die Köchin, Rose, kommt aus Nether Mickford, und wenn sie an ihrem freien Tag heimfahren will, muss sie den Halb-drei-Uhr-Bus nehmen. Darum war es immer Minnie, die den Abwasch vom Mittagessen besorgt hat. Rose hat dafür abends gespült. Genauso war es gestern auch. Rose ist um fünf vor halb drei zu ihrem Bus aufgebrochen, Symmington ging um fünf nach halb drei ins Büro. Elsie Holland und die Jungen haben das Haus gegen drei viertel drei verlassen, und Megan Hunter ist etwa fünf Minuten später mit dem Fahrrad weggefahren. Danach war Minnie allein im Haus. Offenbar ist sie meistens zwischen drei und viertel nach drei gegangen.»
    «Das heißt, das Haus stand leer?»
    «Ach, das stört hier niemanden. Die wenigsten sperren ihre Häuser ab. Wie gesagt, ab zehn vor drei war Minnie allein im Haus. Sie hat es nicht mehr verlassen, das steht fest – sie trug noch Häubchen und Schürze, als wir sie gefunden haben.»
    «Ich nehme an, Sie können den Todeszeitpunkt ungefähr abschätzen?»
    «Doktor Griffith möchte sich nicht festlegen. Zwischen zwei und halb fünf, lautet sein offizielles medizinisches Urteil.»
    «Wie ist sie getötet worden?»
    «Man hat sie durch einen Schlag auf den Hinterkopf betäubt. Dann hat man ihr einen ganz gewöhnlichen Bratspieß mit sehr feiner Spitze in die Schädelbasis gestoßen, was den sofortigen Tod zur Folge hatte.»
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Es war keine angenehme Vorstellung.
    «Ziemlich kaltblütig», sagte ich.
    «Oh, ja, ja, so sieht es aus.»
    Ich sog den Rauch tief ein.
    «Wer tut so etwas?», fragte ich. «Und warum?»
    «Warum», sagte Nash langsam. «Das werden wir vielleicht nie erfahren. Aber wir können Vermutungen anstellen.»
    «Sie wusste etwas?»
    «Sie wusste etwas.»
    «Aber sie hat gegenüber niemandem hier etwas angedeutet?»
    «Soviel ich weiß, nicht. Die Köchin sagt nur, dass sie seit dem Tod von Mrs Symmington verstört war und immer bekümmerter geworden ist und immer wieder gesagt hat, sie wisse nicht, was sie tun solle.»
    Er stieß einen kurzen, erbitterten Seufzer aus.
    «Es ist jedes Mal dasselbe. Sie kommen nicht zu uns. Sie haben alle diese tief sitzende Angst davor, sich mit der Polizei einzulassen. Wenn sie gekommen wäre und uns erzählt hätte, was sie bedrückt, wäre sie jetzt noch am Leben.»
    «Und sie hat Rose gegenüber nicht die kleinste Andeutung gemacht?»
    «Nein, angeblich nicht, und ich neige dazu, es zu glauben, denn wenn Rose etwas wüsste, würde sie sofort damit herausplatzen – und es wahrscheinlich auch noch gehörig ausschmücken.»
    «Es ist wirklich zum Verrücktwerden», sagte ich.
    «Vermutungen können wir trotzdem anstellen, Mr Burton. Es kann nichts Greifbares gewesen sein. Eher eine vage Ahnung – etwas, das einem nachgeht, und je länger man darüber nachgrübelt, desto stärker wird das Unbehagen. Kennen Sie das?»
    «Ja.»
    «Ich glaube aber, ich weiß, was es war.»
    Ich sah ihn beeindruckt an.
    «Dann haben Sie gute Arbeit geleistet.»
    «Nun ja, Mr Burton, ich weiß etwas, das Sie nicht wissen. An dem Nachmittag, an dem Mrs Symmington sich umgebracht hat, hätten beide Mädchen außer Haus sein sollen. Es war ihr freier Tag. Aber Minnie ist wieder hergekommen.»
    «Das wissen Sie?»
    «Ja. Minnie hatte einen Freund – den jungen Rendell aus dem Fischgeschäft. Mittwochs schließt der Laden früher, da sind er und Minnie immer zusammen spazieren gegangen oder, bei Regen, ins Kino. Aber an dem fraglichen Mittwoch hatten sie sich kaum getroffen, als sie auch schon Streit bekamen. Unsere anonyme Freundin hatte wieder einmal zugeschlagen – Minnie hätte auch noch andere Fische an der Angel, hat sie behauptet, und der gute Fred Rendell war außer sich. Sie hatten einen furchtbaren Krach, und Minnie stürmte nach Hause und schwor, sie würde sich nicht eher wieder blicken lassen, als bis Fred sich entschuldigt hätte.»
    «Und?»
    «Nun, Mr Burton, die Küche ist nach hinten gelegen, aber die Speisekammer geht zur

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