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Die Schattenhand

Die Schattenhand

Titel: Die Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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überlegte.
    «Nein», sagte ich, «ganz und gar nicht. Wenn es hier irgendwo eine gefährliche Irre gibt, die harmlose Frauen in den Selbstmord treibt und armen kleinen Dienstmädchen den Schädel einschlägt, dann habe ich nichts dagegen, ein wenig Schmutzarbeit zu verrichten, um dieser Irren das Handwerk zu legen.»
    «Eine sehr vernünftige Einstellung, Sir. Aber lassen Sie sich gesagt sein, die Person, die wir suchen, ist gefährlich. So gefährlich wie eine Klapperschlange, eine Kobra und eine schwarze Mamba zusammengenommen.»
    Mich schauderte ein wenig. Ich sagte: «Dann sollten wir uns wohl besser beeilen?»
    «Allerdings. Glauben Sie übrigens nicht, dass die Polizei untätig ist. Ganz im Gegenteil. Wir ziehen an mehreren Strängen gleichzeitig.»
    Seine Stimme klang grimmig.
    Vor meinem inneren Auge entstand das Bild eines gewaltigen Spinnennetzes…
    Er wollte Rose’ Geschichte deshalb noch einmal hören, so erläuterte er mir, weil sie ihm bereits zwei verschiedene Fassungen erzählt hatte, und je mehr Versionen er von ihr zu hören bekäme, mit desto größerer Wahrscheinlichkeit würden ein paar Körnchen Wahrheit zu entdecken sein.
    Rose war dabei, das Frühstücksgeschirr zu spülen, aber sie hörte sofort auf und verdrehte die Augen und presste die Hand aufs Herz und betonte abermals, wie schummerig ihr schon den ganzen Morgen sei.
    Nash blieb geduldig, aber fest. Das erste Mal habe er sie sanft angefasst, hatte er mir erklärt, das zweite Mal hart, jetzt versuchte er es mit einer Mischung aus beidem.
    Rose erging sich lustvoll in Schilderungen der vergangenen Woche: wie Minnie in tausend Ängsten umhergegangen war, wie sie gezittert und «Frag nicht», gehaucht hatte, wenn Rose sie drängte, ihr doch zu sagen, was mit ihr los sei. «Es wär ihr Tod, wenn sie’s mir sagen tät, das waren ihre Worte», schloss Rose mit begeistertem Augenrollen.
    Aber nichts darüber, was genau Minnie bedrückte?
    Nein, nur dass sie um ihr Leben bangte.
    Superintendent Nash seufzte, ließ das Thema fallen und begnügte sich damit, Rose eine detaillierte Darstellung ihrer eigenen Aktivitäten am gestrigen Nachmittag zu entlocken.
    Diese beliefen sich, kurz gefasst, darauf, dass Rose den Halb-drei-Uhr-Bus bestiegen, den Nachmittag und Abend bei ihrer Familie verbracht hatte und mit dem Bus um zwanzig vor acht aus Nether Mickford zurückgekehrt war. Kompliziert wurde der Bericht durch die bösen Ahnungen, die Rose den ganzen Nachmittag über geplagt hatten, sogar ihrer Schwester war es aufgefallen, und von dem Gewürzkuchen hatte sie auch keinen Bissen heruntergebracht.
    Von der Küche gingen wir weiter zu Elsie Holland, die mit den Kindern im Schulzimmer saß. Sie zeigte sich vernünftig und entgegenkommend wie immer. Sie stand auf und sagte:
    «So, Colin, ihr rechnet jetzt alleine weiter, und wenn ich zurückkomme, sind die nächsten drei Aufgaben fertig.»
    Dann führte sie uns in das Schlafzimmer der Jungen. «Ist es hier recht? Ich dachte, wir reden besser nicht vor den Kindern.»
    «Danke, Miss Holland. Ich weiß, ich habe Sie das schon einmal gefragt, aber hat Minnie Ihnen gegenüber ganz sicher nie erwähnt, dass sie sich wegen etwas Sorgen machte – seit Mrs Symmingtons Tod, meine ich?»
    «Nein, sie hat nichts erwähnt. Sie war ein sehr stilles Mädchen, wissen Sie, sie hat nie viel gesagt.»
    «Was man von der anderen ja nicht behaupten kann.»
    «Nein, Rose redet viel zu viel. Ich muss ihr manchmal regelrecht den Mund verbieten.»
    «Könnten Sie mir noch einmal ganz genau erzählen, was gestern Nachmittag war? Alles, woran Sie sich erinnern.»
    «Wir haben zu Mittag gegessen wie immer. Um eins, und ziemlich zügig. Ich lasse die Jungen nicht trödeln. Und dann… ja, Mr Symmington ist wieder in die Kanzlei gegangen, und ich habe Minnie geholfen, den Tisch fürs Abendbrot zu decken – die Jungen haben so lange im Garten gespielt, bis ich so weit war, dass wir aufbrechen konnten.»
    «Wo sind Sie hingegangen?»
    «In Richtung Combeacre, über die Wiesen – die Jungen wollten gern fischen. Ich hatte ihren Köder vergessen und musste noch einmal umkehren.»
    «Wann war das?»
    «Hmm, losgegangen sind wir um zwanzig vor drei – vielleicht auch ein paar Minuten später. Megan wollte erst mitkommen, aber dann hat sie es sich doch anders überlegt und stattdessen ihr Fahrrad geholt. Sie fährt für ihr Leben gern Fahrrad.»
    «Ich meinte, wann Sie umgekehrt sind, um den Köder zu holen. Sind Sie dazu ins Haus

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