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Die Schattenhand

Die Schattenhand

Titel: Die Schattenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Kleine – Megan. Sie klang völlig verstört.»
    «Und was glaubst du…»
    «Das Mädchen, Minnie, wenn mich nicht alles täuscht.»
    Ich war schon an der Tür, als Joanna mir nachrief:
    «Warte. Ich steh auf und fahr dich.»
    «Nicht nötig. Ich fahre selber.»
    «Du kannst noch nicht Auto fahren.»
    «O doch.»
    Und ob ich es konnte. Es tat weh, aber nicht allzu sehr. Binnen einer halben Stunde war ich gewaschen, rasiert und angezogen, hatte den Wagen aus der Garage geholt und fuhr bei den Symmingtons vor. Keine schlechte Leistung.
    Megan musste schon nach mir Ausschau gehalten haben. Sie kam aus dem Haus gestürzt und klammerte sich an mir fest. Ihr armes kleines Gesicht war kreideweiß und zuckte.
    «Oh, Sie sind gekommen – Sie sind gekommen! »
    «Ganz ruhig, Fratz», sagte ich. «Ja, ich bin gekommen. Also, was ist los?»
    Sie fing an zu zittern. Ich legte den Arm um sie.
    «Ich – ich hab sie gefunden.»
    «Du hast Minnie gefunden? Wo?»
    Das Zittern verstärkte sich.
    «Unter der Treppe. Da ist ein Schrank mit Angelruten und Golfschlägern, lauter solche Sachen, wissen Sie?»
    Ich nickte. Der typische Dielenschrank.
    Megan fuhr fort: «Da war sie drin – ganz zusammengequetscht… und… und kalt… grauenhaft kalt. Sie war nämlich – sie war tot! »
    «Warum hast du gerade im Schrank nachgeschaut?», erkundigte ich mich.
    «Ich – ich weiß nicht. Als Sie gestern Abend angerufen hatten, haben wir uns alle gewundert, wo Minnie steckt. Wir haben noch eine ganze Weile gewartet, aber sie kam nicht, und irgendwann sind wir ins Bett gegangen. Ich hab nicht gut geschlafen und bin früh aufgestanden. Außer mir war nur Rose auf – Rose ist die Köchin. Sie war böse, weil Minnie wegblieb. Sie sagte, in einem anderen Haus, wo sie gearbeitet hat, wäre ein Mädchen auf genau die gleiche Art durchgebrannt. Ich hab mich mit einem Glas Milch und einem Butterbrot in die Küche gesetzt – und dann kam Rose plötzlich mit einem ganz komischen Gesicht rein und sagte, dass Minnies Ausgehsachen noch in ihrem Zimmer wären. Ihre besten Kleider, die sie immer an ihrem freien Tag anzieht. Und ich dachte, vielleicht – vielleicht ist sie ja nie weggegangen, also fing ich an, mich umzuschauen, und dann hab ich den Schrank unter der Treppe aufgemacht, und da – da lag sie…»
    «Die Polizei ist schon verständigt, nehme ich an?»
    «Ja, sie sind gerade da. Mein Stiefvater hat sie sofort angerufen. Und dann – dann hab ich es nicht mehr ausgehalten und hab Sie angerufen. Es macht Ihnen doch nichts aus?»
    «Nein», sagte ich. «Es macht mir nichts aus.»
    Ich musterte sie genauer.
    «Hat dir irgendwer einen Brandy gegeben oder einen Kaffee oder einen Tee, nachdem – nachdem du sie gefunden hattest?»
    Megan schüttelte den Kopf.
    Ich verwünschte die ganze Bagage. Symmington, dieser Wichtigtuer, hatte nichts anderes im Kopf als die Polizei. Und Elsie Holland und die Köchin schienen genauso wenig danach zu fragen, welche Wirkung eine so schauerliche Entdeckung auf dieses sensible Kind haben musste.
    «Komm, Fratz», sagte ich. «Komm mit in die Küche.»
    Wir gingen ums Haus herum und durch die Hintertür in die Küche. Rose, eine mollige Vierzigerin mit einem Gesicht wie eine Götterspeise, saß am Herdfeuer und trank starken Tee. Sie begrüßte uns mit einem Redeschwall, die Hand aufs Herz gepresst.
    Ganz schummrig sei ihr geworden, sprudelte sie hervor, und dieses Herzrasen, Allmächtiger, schließlich hätte es genauso gut sie erwischen können, jeden von ihnen hätte es erwischen können, im Schlaf ermordet alle miteinander!
    «Spendieren Sie Miss Megan erst mal eine ordentliche Tasse von Ihrem Tee», sagte ich. «Für sie war es nämlich ein viel schlimmerer Schreck. Immerhin hat sie die Leiche gefunden.»
    Die bloße Erwähnung der Leiche hätte Rose fast erneut in Gang gesetzt, aber ein strenger Blick von mir brachte sie zum Schweigen, und sie schenkte eine Tasse mit tintenschwarzer Flüssigkeit voll.
    «Hier, junge Frau», sagte ich zu Megan. «Das trinkst du jetzt. Sie haben nicht zufällig einen Schluck Brandy da, Rose?»
    Rose erwiderte etwas unschlüssig, es sei noch ein Rest Weinbrand vom Plumpudding übrig.
    «Wunderbar», sagte ich und schwappte einen Schuss davon in Megans Tasse. Ich sah Rose an, dass sie die Idee gut fand.
    Ich befahl Megan, bei Rose zu bleiben.
    «Miss Megan ist doch gut aufgehoben bei Ihnen?», fragte ich, und Rose antwortete mit einem hochzufriedenen «O ja, Sir».
    Ich ließ die

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