Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
nd.«
Dubhe musste daran denken, wie Lonerin damals bei ihrem er s ten Kampf gegen Rekla in d en Abgrund ge s türzt war, an d en Ha ss , d en s ie in seinen Augen erkannt hatte, ein Hass, der n ic ht zu ihm pas s en wollte u nd doch in ihm l o derte.
»Warum hasst du die Gilde so sehr?«
»Als ich acht Jahre alt war, bekam ich das Rote Fieber.«
Dubhe hatte v o n di es er Krankheit gehör t , seit Jahrhu n derten eine Geißel der Aufgetauchten Wel t . S ie b efiel vor a l lem Kinder und führte zu hohem Fieber und u nstillbaren Blu t un gen. Die meisten Erkrankten starben d a ran, verbl u t e ten regelrecht. Jedermann in der Auf g etauchten Welt fürchtete sie.
»Meine Mutter war allein, mein Vater hatte sie vor meiner Geburt sitzen lassen, u nd sie hatte nu r m ich. Und s o be g ab s ie sich zum Schwarzen Gott, zu T h enaar, u nd bot s ich al s P o st u lantin a n.«
Lonerin str i ch sich m it der fl ac hen Hand ü b e r das G esich t .
Dann fuhr er fort: »Ich wurde wieder gesund, a b er meine Mutter kehrte nicht mehr zurück. Wir haben nach ihr ges u cht, haben u ns sel b st z u m Tempel aufgemacht, ich und die Nachbarin, bei der sie mi ch g el a s s en hatte, a b er v on meiner Mutter keine Spur. Erst einige Mo nate später erfuhr ich, was geschehen war. Es gab da so einen Acker, nicht weit von den Orten, an denen ich mit meinen Freun d en spie l te, u n d dieser Acker . .. war voller K n ochen .. . und einmal haben wir uns dorthin gewagt ... meine Kameraden und ich ... und da fand ich sie ... s ie lag in ei n er G r u be ...«
Dubhe konnte sich das Grauen lebhaft vorstellen. Sie schwieg. Was hätte sie auch sa g en so l len? E s g ab k einen T r ost. Das w usst e s i e.
»Wir bargen ihre Leiche und beerdigten sie. Und ich kam zu einem Onkel. Einige Jahre lang überlegte ich nur, wie ich R a che nehmen könn t e. Ich würde d i e Gilde vernichten, di e se S chweine a l l e umbring e n, a u ch wenn es m ich s elbst d a s L eben k ostete, so da c hte ich. Dann j edoch ler n te ich Meister Fol w ar kennen, der mich lehrte, dass es auch einen anderen Weg g ibt. M ein G roll w ü rde m ich n u r in die Irre l eiten. Ic h mu sste ihn verwandeln und neue Kraft daraus sc höpfe n . Deshalb wa n dte i c h mi c h d e r Magie zu, um meinem Schmerz und mei n em Hass einen Si n n zu geben. U n d deshalb ließ ich mich auch in den Bau der Gilde schicken und meldete mich dann freiwil l ig f ü r d i e nächste M i ss i on.«
Dubhe senkte den Blick. Das hatte sie nicht gewusst, sah ihn nun in einem neuen Licht.
»Ich habe seine Hand vergl ü hen la s sen u nd dabei gej u belt. Und obwohl mir klar geworden war, dass er nur d e shalb so ver b issen kämpfte, w eil er Rekla l ie b te, wollte ich ihn töten. Ic h konnte mich d a nn aber beherrschen. Doch wer w eiß . « Eben. D a s war der g ro ß e Unt e rschied zwi s chen ihnen beiden. Er hatte noch eine Wahl, konnte h altma c hen vor d em Abgrund. Sie ni c ht. Sie se lb s t wur d e i m mer wieder erba rm ungslos hinabgezogen.
»Ich habe auch falsch gehandelt, habe meinen Trieben nachgegeben. Deshalb mu sst du d ich nicht sc h u ldig f ü hlen.«
D u bhe lächelte bitter. »W i llst du im Ernst d e inen ku rzen Moment der Sc hwäche m i t d em Gemetzel vergl e i c hen, da s i c h angeri c htet habe?«
»Aber du war s t doch nicht b ei dir. Du konntest einfach nicht anders. Es wä r e doch wohl ni c ht besser g ew e sen, wenn du zug elassen hätt e st, da s s Re k la d ich umbringt. Wem wäre damit gedient gewesen ? «
Dubhe senkte den Blick. Sie wusste es auch nicht, aber alles wäre besser gewesen als die Schuldgefühle, die sie jetzt plagten, als der Abscheu vor sich selbst.
»Schuld ist do c h n u r der F l uc h, d i es e s v erd a mmte Sie g el. D as macht dich k ap u tt, sorgt dafür, d a ss di e ses g anze Unheil g eschi e ht. Aber das b i st nicht du. D a s m u ss dir d o ch a u ch k lar sein!« Lo n erin er g riff ihre Hand, dr ü ckte sie u nd sah ihr dabei lan g e in d ie A ug en.
»Du hast noch nie jemanden getötet, deshalb kannst du das nicht verstehen. Auf die Gründe kommt es nicht an. Es zählt nicht, ob du ein R e cht hattest, j e mandem das Leben zu nehmen, und es ist auch gleich, ob es ein tra g i s c h er Unfall oder sonst ir g endetwas war. N u r die T a t zählt. Danach ist dann nichts mehr wie zuvor. Der Tod wi r d T ei l deiner s e lbst, mischt s ich in dein B l u t, dur c hflie ß t d e i n en Körper, vergi f tet d i ch. Desw eg en ...
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