Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
und sc h rie ihn an , dr o hte ihm. Denn ich wusste, o hne ihn h a tte ich g a r nichts mehr, und in meiner Ve rz weiflung reagierte ich so u n beso nn en.
Er ließ mich stehen und schlug die Tür hinter sich zu. Damals habe ich ihn zum letzten Mal gesehen. Obwohl ich überall nach ihm suchte. All die Monate, in den e n Du nichts v o n mir h ö rtest, h a be ich nichts an deres g e t a n, al s diese verfluch t en Lande hier auf d er Suche nach i h m in alle R ic h tungen Zu d urchs t reifen. Bis ich schließlich zum Saar g e l a ngte. Er h a t ihn übert eu ert, Id o , ich weiß es. Er ist ins L a nd sein e r Mu tter h e imge k ehrt, in u n sere Heim a t. U n d wenn es so ist, lebt er mittlerweile in einer an de re n We lt und br au cht mich nicht mehr.
So machte ich kehrt und bemühte mich zu akzept i er e n, was geschehen war. Es ist s o schw e r. Ich weiß, Ido, Du bist d e r Ein z ige, der mich versteh e n kann. Gemeinsam haben wir den Tyrann e n bekämpft und b e siegt. Aber was hat es uns geb r acht? Wozu war es gut, a l l das Leid, a l l die Entbehr u ngen? F r üh e r war ich überzeugt, wir würden, w e nn un s er Schmerz, vor a l lem der Nih a ls, erst e i nmal über w un d en wäre, irgendwie be l ohnt werd e n: würd e n un s er Glück finden oder zumindest Frieden. Und nun sieh dir m a l an, was a u s uns ge w orden ist.
Seit Nihals Tod is t um mich herum a lles finster. Auch Du schre i bst in Deinen Briefen von Kriegen und Intrigen. Und dann erst dies e r D o hor, der dem Tyrannen As t er in vielem so ä hnlich z u sein scheint.
Nichts von dem, was wir getan, was wir geopfert haben, hat wirklich Zu etwas Gutem geführt. Vom K r ieg gegen A s t e r blieb mir ein lahmes Bein, und Dir wurde ein A u ge entri s sen. Und woz u ? Vergebli c he Opfer, v ergeblich vergossen e s Blut. Aber viell e icht denkst Du ja an ders d a rü b er. Du gibst nic h t auf, k ä mpfst immer weiter und wi r st noch mit dem Schwe r t in der H a nd ster b en. Ich h i ngegen fühle mich s o alt und verbr a ucht. . . Mittlerweile ka n n ich Ta riks Entscheidung verstehen und will i h m nicht noch einmal meine N ä he au fdr ä ngen. Desh a lb unterlasse ich e s, n a ch ihm Zu suchen. Ein Ma n n, der gescheit er t ist, muss der Wa hrheit irgendwann ins Gesicht se h e n . Und ich bin gescheitert. Falls Du Ta rik zuf ä ll i g einmal be geg n en solltest, so richte ihm d o ch von mir au s, ich verstü n de ihn jet z t 'und er m ö ge mir verzeihen, d a ss ich ihn unglücklich gemacht habe. Mehr nicht.
D a mit will ich diesen Brief schließen. Ich gl au be, ich werde n o ch l a nge Zeit zu m N a chdenken br au chen, d a her sorge Dich a lso nicht, wenn Du nichts v o n mir h ö rst. Jetzt wieder g a nz a llein z u sein, ist ei n e gr o ße Belastung, aber vielleicht ist diese Einsa m keit au ch die ein z ige Rettung für mich.
Grüße bitte Soana von mir. Unten auf der Seite habe ich noch ein Rezept für einen Zaubertrank aufgeschrieben, der ihr bei ihrer Krankheit hoffentlich helfen kann. Gib es ihr z u lesen, sie weiß d a nn schon B e scheid.
D a nke für alles, mein einziger Freund S e nnar
Mit d em Brief i n der Han d , einigen durch die Jahre ver g il b ten, m it verbl ic hener Tinte beschriebenen Blättern, stand Id o vor d em k öni g lichen Pal a st in La od a m ea. Die Luft war frisch, der Morgen klar. Ein he r rlicher Frühsommertag k ün d igte sich an.
Im La u f d er J a hre, vor a llem nach Niha l s T o d u nd d em Be g inn der Auseinanders e tzungen mit Tarik, h a tten Se n nars Briefe i m mer trauriger geklu n gen, nachdenklicher und waren auch immer seltener geworden. Ir g endwann beschrän k ten sie sich a u f ein p a ar Zeilen, ein e n eilig h in g eworfenen Gruß. Die Seit e n, d i e er j etzt i n der Hand ha t te, ste l lten d en letzten r i chtigen Brief dar, den er von dem Magier erhalten hatte.
Mit Sennars Schweigen verschwand für Ido auch der letzte Gefährte, der letzte Gleichgesinnte einer Welt, die er geliebt hatte. Nun war nur noch er selbst übrig, als e inzige Ru i ne, d ie der Kri e g u n d das Leben zurückgelassen hatten.
Manche Andeutungen in diesem Brief verstand Ido erst jetzt besser. Wenn er sich um blic k te, sah er n u r ne u e G esichter, d ie ihm wenig oder g ar nichts sa gt en: s t ets wechselnde K am pf g efährten, die Mit g li e der des Rats der Wasser, Schüler. Niemandem aus dieser Schar fühlte er sich wirklich verb u nden. Längst war er ein einsamer K rieger geworden, den
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