Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
der Tod in zahllosen Schlachten immer wieder v ersc h mäht hatte, ein Relikt, ein Überlebender. Nun fühlte auch er sich alt und allein.
Die frische Mo rgenbrise wec k te ihn aus seinen Gedanken. Er lächelte, ein wenig bitter. Schon f r üher hatte er immer mal wieder geglaubt, j e tzt die Endstation erreicht zu haben, und jedes Mal war wieder etw a s Neues in s e in Leben getrete n . Die L iebes b e z iehung zu Soana, vor nunm e hr fast schon vie r z i g Jahren, zum Beispiel. Vie l le ic ht würde auch jetzt wi ed er etwas g e sc h ehen, w a s all e s auf einen Schlag änderte.
Er steckte den Brief unter sein Wams zurück. Anders als sonst hatte er nicht seine Krieg s montur angelegt. Für d ie bevor s tehe nd e Rei s e wäre sie unpa ss end gewesen. Man w ü rde ihn ver f olgen, u nd er m u sste dara u f bedacht sein, n icht aufzufallen. Daher hatte er sich auch wie ein Kaufmann g ek leidet, denn viele G nomen a u s dem Land der F elsen verdin g t e n sich als Ka u f l e u te. Um g anz sicherz ug ehen, tr u g er a u ch noch einen weiten U m hang, der seinen gedrungen e n, mu s kulösen Leib verbarg, mit einer großen Kapuze, die notfalls a u ch seine ma r kanten G esichtsz ü ge verdeck e n konnte.
N u n warf er s i ch den R e is esac k ü ber die Sc h u lter, saß a u f u nd ritt lo s , u m das zu s u chen, was v o n Nihal in d er A u f g eta u chten Welt ü brig war: ihr Sohn Ta rik .
Es ist komisch, dass er uns beiden so ähnlich sieht. . . Wie gern würde ich ihn Dir zeigen, er würde Dir gefallen. Wie sein Vater hat er rotes Haar, nur eine Spur dunkler, doch seine Augen sind violett, so wie meine. Das Schönste jedoch sind seine Ohren: nicht genauso wie bei einem Menschen, aber auch nicht so spitz wie bei den Halbelfen, eher so ein Mittelding. Ach, sie sind so süß, ich könnte sie den ganzen Tag küssen. Es ist ein Wunder, Ido, ein Wunder. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie fantastisch es ist. So ein Kind zu haben, ist eine Erfahrung, die ich auch Dir wünschen würde.
So hatte Nihal ihm die Geburt ihres Kindes mitgeteilt, ein Junge sei es, und es gehe ihm gut. In den Briefen der nächsten fünf Jahre hieß e s dann immer wieder, wie lebhaf t , fr ö hlich, aufgeweckt di e ser Junge s e i. Früher o d er später würde er ihn einmal kennenlernen, hatte Id o geh o fft, d enn im G r u nd seines Herzens war er überzeugt, da s s Nihal und Sennar eines T a g es z u r ü c kke hren w ü rden, weil ihnen die Aufgetauchte Welt doch m e hr am Herzen lag, als ihnen be wusst war. Vielleicht wäre es so g e kommen. Aber d ann war Nihal gestorben, und Sennar hatte sich vollkommen z u rückgezogen.
Als der Junge dann Hals über Kopf von zu Hause geflohen war, hatte Id o sogleich überl e gt, s i ch auf die Suche n ac h i h m zu ma c hen. Wäre es ihm gel u ngen, den Jungen zu finden, hätte er ihm ein paar h inter die Ohren gegeben und ihm klargemacht, dass dies kein Benehmen war, dass er nach Hause zurückk e hren u nd seinem V a ter z u r Seite st e hen soll e . Zu je ner Zeit j e doch war d i e La g e der A u f g eta u chten Welt beson d ers dra m ati s ch g ewesen. Unter s t ü tzt von A ire s , d er Königin des Landes des F e uer s , hatte I d o vor d em Rat A n k l age gegen Dohor erhoben, der damals begann, das Land der Tage von den Fammin zu säubern. Von jenen kriegerischen Geschöpfen also, die der Tyrann durch seine teuflische Magie erschaf f en hatte und di e nach d essen Sturz versuchten, sich dort in diesem Land eine eigene Zukunft au f zubauen. Mithilfe ve r schi e de ns ter Verbindungen und Ränkespiele war e s Doh o r gelunge n , die Anklage vor dem Rat umzukehren und den Gnomen sowie die Königin Air e s d e s Verrats anz u klagen. Ido ve r lor seine Stellung als O b erster G e neral der Akademie der Drachenritter und wu rde u nehrenhaft a u s dem Orden v ersto ß en. Und so b e schl o ss er, Dohors G e g ner u m sich zu samme l n u nd im Land des Fe u ers eine Widerstandbewegung g e gen den König zu or g anisieren u nd a nz u f ü hren. Ne i n, zu jener Zeit hatte er w ir k l i ch zu viel anderes im Sinn g ehabt, u m sich a u f die S u che nach Ta r ik m achen zu können.
Während er die weite Ebene ostwärts in Richtung des Landes der Tage durchritt, überlegte I do, dass Tarik mittlerweile ungefähr fünfundd r eißig Jahre alt sein m u sste. Er fl uc hte vor s ich hi n. Während er selbst immer n och gegen Dohor k ä m pfte, hatte Tarik wahrscheinlich län g st e ine F a m ilie g e
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