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Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes

Titel: Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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eder.

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Wieder in Aktion
       
    Lieber Ido,
    ich weiß, es ist viel Zeit verg a n gen, seit i c h Dir da s letzte M a l g e schrie b e n hab e , und dafür schäme ich mich. Du hättest eine bes s ere B e h a ndlung verdi e nt. In der Zwischenz e it ist sehr viel geschehen, Dr a m a tisches h a t s i eb zugetragen, und dies ist der Grund, wieso ich mich so lan g e nicht gemeldet hab e . Tar i k ist fo rt von mir.
    Wie Du weißt, war das Verhältnis zwischen meinem Sohn und mir schon l a nge gestört, doch ich schob es auf sein Alter, denn in gewis s er W eise h a ssen ja a lle Jungen irgendwa n n ei n m a l ihren V a ter . . . Zudem h o ff t e ich, d a ss er mi c h im Grund doch lieb e n würde, dass u ns erer g e meinsamer Schmerz und u n s e re Blutsb a n d e st ä r k er seien a ls a ll un s ere t ö richten M einungs v ersc h iedenheit e n . D o ch ich irrte mich. Es w a ren nicht die üblichen Reib e r e ien zwischen V a ter und Sohn. Er hasst mich tats ä chlich, das weiß ich jetzt, er hat mir nie verziehen, was geschehen ist, und das k a nn ich sogar versteh e n-. Wie s o llte er a u ch, da es mir selbst ja a u ch k eine R u he l ä sst? T a ts a che ist, d a ss wir beide n a ch Nih a ls Tod ein freudlos e s L e ben geführt haben, nicht mehr taten, als zu überleben, zu atmen und zu essen. Es war, als sei ich selbst mit ihr gestorben, und so konnte ich ihm k ein 'Leitbild sein, ko nnte ihm nicht helfen, diese k laffende W unde in seinem Her z en z u schließen. W ie eine Pfl a n z e, die im Dun k eln her a nw ä chst, zo g ich ihn a u f, und so h a t er sich immer weiter v o n mir entfernt. Ist es nic h t t r a gisch, d a ss uns die Wa hrheit s o h ä ufig erst dann klar w ird, wenn es b e r e its zu spät ist? Nun stehe ich vor einem Sche r benhau f en, denke über me i n Versag e n nach, während ich hier am Tisch sitz e , den Brief v o r mir, und um mich herum nur der v o n der Finst e rnis e i ngeschlos s ene Wa ld.
    Ach Id o , ich fühle mich so allein. Wä re Nih a l n o ch d a , w ä re d a s a l les nicht p a ssiert. W enn ich z u rückdenke a n die J a hre, die wir hier zu sammen mit T a rik ver b racht h a ben, spüre ich noch, wie glücklich wir waren. Und dabei hätte ich damals sch o n wiss e n kö nnen, d a ss Leu t e wie wir k ein Recht a u f R u he und Fried e n haben. Nibal hat das häufig gesagt, als wir n o ch in der Aufgeta u cht e n W elt z u s a mmenlebt e n .
    Aber ich schwei f e ab. I m M oment k o mme ich mir vor wie ein B o o t , das von Strude l n hin und her geworf e n wird, habe gerade heute Ab e nd das Gefühl, den Verstand zu ver l ieren. Aber vielleicht erz ä hle ich Dir am besten a lles der Reihe nach.
    Es begann wie so oft. Ich weiß n o ch nicht e i nm a l mehr den Gru n d, a n dem sich der Streit entzün d ete. Vielleicht w o llte er Z ur Küs t e hinunt e r, und ich verbot es ihm. M a nchma l Zog es ihn d o rthin, ich weiß g a r n icht, warum, vi e lleicht nur, um mich zu ärgern, denn dort le be n die E l fen. Auf a l le Fäl l e be gannen wir zu streiten und uns auf übelste Weise anzugiften . . . Wir schlugen u n s alles um d i e Ohren, was sich aufgestaut hatte, spuckten auf diese fünf z e hn gemeinsamen Jahre. Irgendwann stürmte er in sein Zimmer und schl o ss sich d o rt ein, und ich verkr o ch mi c h in meines, h a be nur n o ch über den B ü c hern gese s s e n.
    Eine g a nz Wo che l a ng h a ben wir nicht mit e inander gere d et. Mein Gott, was bin ich für ein miserabler V ater. . . Aber wie hätte ich a u ch w issen sollen . . . Schließlich k a m er aus seinem Zimmer und k l o pfte bei mir a n . Er s a h so ernst a u s, und ich d a chte bei mir, d a ss er erwach s en e r geworden, dass e r , ohne dass ich e s bemerkt hatte, z u m Mann geworden war und dass wir uns n u n vielleicht endlich bess e r verste h en w ür den. Stattdess e n eröff nete er mir, er halte dieses Leb e n nicht mehr aus, in den Unerfors c hten La n den gehe er l a ngsam z u gru n de, er müsse et wa s g a nz Neues a n f a ngen, und in seinem Alter h ab e seine M u tter schon eine k l a re V o rstellung d a v o n gehabt, was sie mit ihrem Le b en anf a ngen wolle. Er sagte, dass er f o rtziehen würde, w o hin, wisse er noch nic h t, a b er mit Sicherheit weit weg von mir.
    Und k e in ein z iges liebev o lles W o rt ka m mir in dieser Situati o n ü b er die Lippen. St a ttdess e n ließ ich mich hinreißen v o n einem törichten Stolz, wollte mich als V ater gegen ihn durc h setzen

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