Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
ihn. »J ed er mu ss seinen e i g enen Weg gehen. Und das war für dich der richtige.«
Tarik entgegnete nichts und schwieg einige Augenblicke. Dann fragte er: »Hat mein Vater d i ch ge sc hi c kt ? « Seine Stimme war mittlerwei l e nur no c h ein mühsames Fl ü stern.
»Nein. Ich bin gekomm e n, um dich zu wa r nen und zu beschützen Ido spürte eine enorme Wut in sich. Was war er nur für ein miserabler Beschützer!?
»Schade. Ich h ätte ihn gern w iedergesehen.«
Ido fasste sich ein Herz. »Sennar hat mir häufiger geschrieben in all den Jahren.
Erst a l s du for tg in g st, brach d ie Verbind u ng ab. In s e inem let z ten Brief b a t er m ich, n i cht na c h dir zu s u chen, dir aber etwas auszurichten, fal l s ich d ir einmal begegnen soll t e. Ich soll d ir sagen, dass er deinen Entschl u ss nun verstehen ka n n . «
Tarik schwieg. Und Ido beugte sich noch näher zu ihm hinab.
»Hörst du mich, Tarik? Dein Vater kann dich verstehen, so wie du ihn sicher auch verstehen kannst. Und er bittet dich, i h m zu verzeihen . «
Tarik lächelte und drückte nur fest Idos H a nd. B is zum M orgen sprach e r kein Wort mehr. Se i n Atem wurde immer schwä c her, s e in G es ic ht ble i cher, doch das Lächeln in seinem Gesicht blieb.
Als er starb, war die Sonne noch nicht aufgegangen.
Ein weiterer Abschied, ein weiterer Toter. Diesmal hatte Ido noch nicht einmal Gelegenheit gehabt, ihn bess e r kennenzuler n en. Wie ers c hlagen fühlte er sich von der Last d i eser Erfahr u ngen, d ie er i n s e inem Leben s c hon so oft g e m acht hatte. Doch er musste handeln, hatte eine neue Herau s forderung zu bestehen für sich sel b st, f ü r Tari k , f ü r Nih a l u nd a l l die anderen. Vor lan g er Zeit hatte e r beschl o ssen, t r otz al l er R ü ck sc hläge den K a mpf fortz u setzen, u nd jetzt du rfte er erst recht nicht a u fstec k en, nachdem sc hon s o vi e l Bl u t g ef l ossen, so v i el L eid entstanden w a r.
6
Regen
Nach der grauenhaften Begegnung mit den Geistern im Wald verlief die Reise nun r u higer. Zwar tauchten auch nach Sonnenunterg a ng des nächs t en T ag es wieder sel t same E r schein u n g en a u f, s o da s s L onerin u nd D u bhe s i ch erne u t g e zwungen sah e n, Nachtwache zu halten. Mit dem folgenden Morgen aber waren die Geister ga n z verschwunden. Dafür e r wachten nun die Klänge und Geräusche des W a ld es . D i e Ba um wipfel r a u schten im W ind, die F arne raschelten, we n n irgendwelches Getier hin du rchh u schte. B e s t ändig w u rde d ie S t il l e d u rch b rochen. Der Wald hielt nicht mehr länger den A t em an, war dadurch aber nicht weniger unheimlich geworden. Die Dü sternis wollte nicht weichen, und weiterhin fühlten sich b eide stä n dig beob ac htet.
»Als wolle u ns der Wa l d nicht a u s d en Au g en las s en . . . A n fan g s wies er u ns zurück und he t zte dann seine Geister auf uns. Doch d i ese P r üfu n g haben wir bestanden. N u n jedoch st u di e rt er u ns, u nd i m Unterholz w immelt es von seinen Geschöpfen, die weitergeben, was sie gesehen haben . «
»Du bist ja richtig poetisch«, bemerkte Dubhe mit einem Lächeln.
Lonerin errötete. »Zauberei bedeutet, die Na t ur zu studieren mit a l l ihren Bewohnern u n d ihren Gesetzen. Vielleicht sehe ich sie d e shalb so >poetis c h<, wie du sa gs t.«
Dubhe dachte, dass sie diese S ichtweise g e rn geteilt hätte. Ihre eigene Welt war sehr viel nüchterner, es zählte nur das nackte Überleben, ein Leben, das nicht mehr war als E s se n , Trinken und Atmen. Lonerin aber z eigte ihr, da s s es dar ü b e r hinaus noch etwas anderes gab, sehr viel e s so g ar, D i n g e, von d enen sie s ich j e doch a u s g eschl o ss e n f ü hlte.
Einmal wachte Lonerin im M o r g en g ra u en a u f u nd st e llte fes t , d a ss Dubhe f ort war. Er machte s i ch Sorgen. In ihrer Lage war es sehr unklu g , auf e igene Faust loszuziehen, zu mal sie an d ies em Tag einen Schluck von dem Gegenmittel einzunehmen hatte.
Als er nach ihr rief, erhielt er keine Antwort, und so begann er, die Umgebung nach ihr abzusuchen.
Es dauerte eine Wei l e, bis er s i e gefunden hatte. T ief im Wa l d, z w ischen d e n Bäumen, erblickte er s i e, g a nz in s i ch ve rsu nken u nd schwa r z g e k leide t , ge na us o, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte, et w as B litzend e s i n der Han d , d a s sie mit eleganten, raschen Bewe gu ngen in w e iten Bögen d u rch die klare Morgenl u ft schwang.
Lonerin hatte
Weitere Kostenlose Bücher