Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
auf, stell t e sich auf die Hinterbei n e und sch l ug mit den Vordert a tzen, deren Krallen im Halbdunkel funkelten, n ac h D u bhe a u s. S ie w u ss t e n i cht, wie s ie s i ch w ehren sollte n . W ild sc hwan g en Hörner u nd T a tzen d u rch die L u ft. Das Untier wa r völlig u nberechenbar.
Hin und her springend, konnte Dubhe immer wieder ausweichen, bis sie irgendwann über eine Wurzel stolperte. Sie fand sich am Boden wieder und sah das F abelw ese n m it weit a usg estrec k ten Krallen a u f sich zu rasen. Es war der abs u rde G e g ensatz zw i schen dem u nsch u ld ig en Zie g en g esicht, in d a s s ie nu n starrte, u nd d e n todbrin g enden Krallen, der sie am meisten entsetzte. Unwillkürlich schlo s s sie d ie Au g en.
Doch Lonerins Stimme, der nur ein einziges Wort rief, veranlasste sie dazu, sie wieder zu öff n en.
Das Tier war erstarrt, stand, die rechte Tatze erhoben, die Hörner gesenkt, reglos vor ihr. Nur einen kurzen Moment fra g te sich Dubhe, was dies e s Wunder bewirkt haben mochte, dann gewann ihr In stinkt die Oberhand, und ihr Körper handel t e für s i e. T ief bohrte s i ch d i e K l inge i n die Br u st des Tieres. Ohne einen Laut brach es t ot zusammen.
Als sie sich umdrehte, sah sie Lonerin keuchend mit ausgestreckter Hand dastehen. »N ic ht schl e cht, o d er? E in Tric k , den wir Magier schon ganz zu Anfang lernen. L ithos hei ß t er u nd l ä h m t den F eind . «
Schwer atmend rappelte Dubhe sich hoch. Auch diese Rettung hatte sie also Lonerin zu ve r danken.
Sie hob ihren Bogen auf und betrachte das seltsame Wesen. Seine Augen waren geöffnet und s t arrten sie immer noch fein dse lig an.
»Wieso hat es uns bloß angegriffen?«, murmelte sie.
Lonerin zuckte mit den Ac hs eln. »Ein wei t erer Bewe i s, d a ss es in diesem Wald, in di e sen Lan d en keine Logik gibt, keine Na t urgesetze. Hör mal!«
Er hob einen Finger, und sie lauschten. Der Wald schwieg wieder.
» G laub mir, es ist, wie i ch dir g esagt habe. Wir werden die ganze Zeit beobachtet.« Er zeigte auf ihr Bein. »Ist e s schlimm?«
Dubhe warf einen kurzen Blick auf ihren Knöchel. Es war nicht viel mehr als ein paar Kratzer, und auch der S t oß in den Unt e rleib hatte höchstens ein paar blaue Flecke hinterlassen. Sie schüttelte den K o pf und er g riff Lon e rins Hand, um sich hochzuziehen. »Nein, es ist sc h on in Ordn u n g . Und bei dir ? «
»Na ja, du bist ja dann doch noch wach geworden, und ich bin wohl mit dem Schrecken davongekommen.«
Er läch e lte, u nd a u ch D u bhe rang sich ein L ächeln ab, u m die Spann u ng zu lösen.
»Immerhin brauchen wir nicht zu hungern. Das Fleisch kommt uns doch gerade re c ht, um un se re Vorräte aufzufü l len, oder ni c ht ? «, fügte er hinzu.
Beide m achten sich daran, das Tier zu zerlegen. I rgendwann blickte Lonerin zu ihr auf und lächelte wi e der. » Hörnerziege, wie fin d est du das?«
Dubhe blickte ihn fragend an. »Was?«
»Hörnerziege, als Name für diese neue Tierart.«
»Riesenzie g e v iell e icht«, sc hl u g sie za g haft v or.
»Ja, aber die H örner sind das Wichtigst e . U n d außerdem, w as ist mit den Krallen?«
»Riesenkatzenhörnerzie g e.« Lonerin pr u stete l o s, d o ch D u bhe beschränkte s i ch wieder nur auf ein kurzes Lächeln und sch ie n nicht wir k l ic h Spaß an di es em Spiel zu haben. Sie schien eher ins Schlachten vertieft.
»Du kennst dich damit aus«, bemerkte Lonerin irgendwann.
Dubhe sah nicht von der Arbeit auf. »Das gehört auch zu den vielen Dingen, die mir mein Meister beigebracht hat.«
Lonerin schwieg eine Weile u nd fragte d a nn plötzlich: »Er war sehr wich t ig f ü r dich, nicht wahr?«
Dubhe versteifte sich ein wenig und antwortete dann: »Er hat mit damals das Leben gerettet, als ich nach dem Tod meines Spielkameraden und der Verbann u ng au s dem Dorf ziellos d u rch die Gegend s t reifte. I rgendwann gelangte ich in eine Ortschaft, die S o ldaten überfallen hatten. Und einer von ihnen wollte mir was antun. D er Meister kam hinzu, tötete ihn und hat mich gerettet.«
Ihr Blick zeigte wieder die Schatten, die sich nur so selten lichteten.
Eines Tages schaffe ich es, diesen Schleier zu lüften, dachte Lonerin zu seiner eigenen Überraschung.
»Sieben Jahre lang habe ich m it ihm zusammengelebt. Er war all e s für mich. Anfangs wollte er mich gar n i cht bei s ich ha b en, empfand m ich n u r als L a s t . Dann schl u g i c h ihm vor, mic h als Sch ü lerin a u fz u
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