Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
beobachtete, w as Rekla ta t , trat s i e mit entse t zter Miene he r vor.
»Was zur Hölle treibst du denn da!?«
Zum ersten Mal in Rekl a s Le b en war es nun die Mutter, die sie verprügelte. U n d während sie z u schl ug , sc hrie s ie i mm er wie d er, sie sei ein U ngeheuer, und was sie da tr e ibe, s e i ein e s Me n sc h en nicht w ü rd ig .
Dennoch verriet s ie n i chts ihrem Ehemann, aber n u r u m sich s e lbst Ärger zu ersparen. S i e schloss Rekla in einen Raum ein und gab ihr ein paar Tage lang nichts zu e sse n .
Rekla spürte, dass sie es verdient hatte. Ihre Mutter hatte recht. Aber es war zu spät. Was als harmloses Spielchen gelangweilter Jungen begonnen hatte, war für sie zu einem Zwang geworden. Oder kam sie vielleicht d o ch no c h dagegen an? Im Dunkeln ausgestreckt a uf ihrem Bett l i egend, schwor sie s i ch noch ei nmal, da s s sie sich ändern würde. Wie, wusste sie zwar nicht, a b er sie w ü rde e s t u n.
Und so bemühte sie sich, ein ganz normales Mädchen zu werden, sich so wie all die anderen zu verhalten, mit ihren l ä cherli c hen Problemen, ihrem gr u ndlosen Gekicher. Aber es klappte nicht. S i e war b ö se, hatte absto ß ende Dinge ge t an -wie ihre M u tter ja au ch gesagt hatte - u nd gehörte desh a lb a u ch nicht daz u , zu den Gleichaltrigen, zur Dorfgeme i nschaft. U n d w enn es tatsächlich so war, wa ru m nicht d a mit weitermachen? Warum nicht wieder mit diesem Spiel beginnen, d a s zudem ja das E inzige war, w o ran sie Freude hatte.
Und so wurde sie wieder schwach. Und wieder ertappt. Erneut von ihrer Mutter, die vie l le i cht sogar froh war, endlich einen h andfesten Grund zu haben, ihre Tochter zu schlagen und so zu behandeln, wie sie es verdient hatte.
In dieser Zeit begann Rekla nun, sich auch selbst zu bestrafen. Dazu tauchte sie ihre Hände in eis k alt e s Wa ss er, b i s sie g anz g ef ü hllos u nd r ot w u rden. Od er sie zwang sich, im d u nklen Zimmer so lange a uf dem harten Boden zu k ni e n, bis s ie vor Schmerz z u weinen begann. Und dabei schwor sie sich immer wiede r : Ich werde es nie mehr tun. Nie mehr.
Es ging nicht. Und je länger sie mit ans a h, wie si c h ihre Eltern gegen s eitig und a u ch si e , ihre T ochter, immer tiefer h a ssten, desto weniger g elang es ihr, a u s diesem Teufelskreis auszubrechen, in den s i e verstr ic kt w a r.
Eines Abends ging sie in die Stube hinunter, gleich nachdem ihre Eltern wieder einmal gestritten hatten. Das hatte sie noch nie zuvor getan. Sonst hörte sie nur, wie ihre M u tt e r schl u chzend die Scherben u nd Tr ü mmer vom Boden a u f l as u nd besei t igte, und wartete, d a ss wieder a lles normal würde und alle Spuren der A u seinanders e tz u ng g etil g t waren. Und sie t rä um te davon, dass e lbe m it i h ren schmerzlichen Erinnerung e n tun zu können: sie a lle aufles e n und für immer be seitigen, sie a u slöschen, a ls wenn es sie nie g egeben hätte. An jenem Ab e nd aber war sie nicht mü de gewesen u nd hatte ihr Zi mmer verlassen, getrieben von irgendetwas, das sie nicht hätte benennen können.
In der Stube herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. Umgekippte Stühle, ein zerbeulter, offenbar mit Wu cht auf den Boden geknallter Topf, Blutstropfen u nd G lassche r ben einer zu B ruc h g e g an g enen F lasche. Re kl a k niete ni ed er u nd nahm eine Sc h erbe zur Hand. Der Mond, der in d a s Z immer sch i en, ließ sie in u nzähli g en blä u lichen Refle xe n erstrahlen. Wie schön, dachte sie.
Sie drehte das Glas in den Händen hin und her und spürte einen heftigen Schmerz, beo b achtete f a szini e rt, wie sich ihre Handflächen grellrot färbten. Noch fester dr ück te s ie zu u nd ließ das war m e Bl u t ü ber den Ha nd ballen u nd d e n Arm hinunterri n ne n . Sie hatte ihn verdient, diesen Schme r z, und sie genoss ihn.
Gu t m ö g lich, d ass sie s ich a b s i chtlich von ih r em Vater erw i schen lie ß , we i l sie dies e s Laster b eenden u nd e n dl ic h z u r R u he k o mm en wollte. J e denfal l s w ar sie eines Tages so u n vorsichtig, ihrer Leide ns c h aft in der Nähe des Ha u s e s n a ch zugehen, und als ihr Vater sie fand, hatte sie noch die Hände voller Blut.
Vor Zorn bebend und wieder mal betrunken, schleifte er sie an den Haaren ins Haus zu ihrer Mutter. »Wei ß t d u , w a s deine Tochter anst e l l t, d ie s es Un g ehe u er, das du u nbed i n g t a u fziehen mu sstest?! Sie schlachtet Kaninchen im Wald und hat noch ihre F
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