Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
reude daran! Aber was w a r von so einer nichtsnutzigen Frau wie dir sc hon and e res zu erwart e n als so eine To chter?«
Vielleicht war es gar nicht schlimmer als die anderen Male. Ihre Mutter, die schreiend davonlief, der Vate r , der sie durch das Zimmer jagte, Stühle, die am Boden zersplitterten.
Und s ie, Re k la, in e iner Ec k e d es Ra um s, pr es ste die Hände a u f die Ohren. Und doch hörte sie j edes Wort, jed e s einzelne durc h drang ihre Handflächen und setzte sich in ihrem Kopf fest.
» I ch habe dich vor der Schande bewahrt, als ich dich geheiratet habe. Kein anderer Mann hätte dich noch genommen, aber ich habe es getan, obwohl du mir völlig g leich b i st g ena us o wie deine b e schrän k te Tochter d a! «
Das stimmt nicht, das stimmt nicht!
Noch f e ster pr e sste Rekla d ie Hände auf d ie Ohren, doch d i e Worte ihrer E ltern vermengten sich nun mit jenen, die sie damals im G espräch der b e iden J u n g en aufgeschnappt hatte.
»Ich hab das Kind niemals gewollt!«, schrie ihre Mutter.
»Und dich auch nicht! Du hast dich mir an den Hals geworfen!« Sie schluchzte, doch was sie sagte, war k alt und e r barmu ng slos. »W a s g laubst du d e nn? Nat ü rlich habe ich ve r sucht, das Kind rechtz e it i g we gm achen zu lasse n . Ich wollte mir das alles ersparen, aber es ist m ir nicht ge l u n g en. Verfl u cht s e i der Ta g , als ic h d i ch tr a f. Verfl u cht se i est du, verfl u cht s o llt i hr sein, ihr a l le bei d e!«
Das stimmt nicht, das stimmt nicht!!
Rekla öffnete d ie tränenversc h leierten Augen, und das E inz ig e, was s i e wahrna h m, war das Funkeln eines Geg e nstandes auf dem Ti sch. Verzaubert betrachtete sie es, wie d am als das Gl itzern d e r G lasscherb e . Es war das M e sser, mit dem ihre Mutter das Gemüse schnitt.
Ohne dass ihre Eltern es m er k ten, sta n d s ie au f u nd g riff zu dem Me ss er. Plötz l ich w usst e s i e, da s s sie e s t u n m u sste, weil damit a ll e s ve r schwind e n würde, was di e sen Al b traum ausmachte: ihr Vater, ihre Mutter, ja die ganze Wahrheit di e s e r absurden, tr ag ischen G esch i chte.
Und so st ac h s i e z u . Zw e i m al, u nd ihr Vater s ac k te zu B o de n . M i t e inem de r art tiefen H a ss in den Augen be o bachtete ihre Mutter die Sz e ne, d a ss Re k la diesen Blick nie mehr vergessen würde. Bei i h r reich te ein einziger Stoß, bald ver stummten die Schreie, und i m Haus wur d e es st i l l . D i ese e i g e n t üm lic h e Ruhe hatte etwas F riedl ic hes, u nd R e k la be g ann zu weinen, vö l lig la u tlos.
Sie floh. Was sie getan hatte, ging über jede V orstellung hin a us. Eine Rückkehr war unmögli c h. Si c h ihre Jagderfahru n g zunutze machend, streifte sie zi e l l os d u rch die Wä l der, wä h rend a u f i mm er m ehr Hä us erwänd e n ihr B i ld a u ft au chte, als Z e ichnung auf Plakate n , die auch eine Belohnung für die E r greifu n g der Verbrecherin versprachen. Die Leute bet r ac h teten ihr B ild u nd sch ü ttel t en den Kopf. Jetzt wussten alle, wozu sie fähig war. Ich bin böse.
Wäre der Ma n n nur einen Tag später in ihr Leben getreten, hätte sie nicht überlebt. M it ihren Kräften am Ende, hätte sie e s aufgegeben, zu kämpfen, zu jagen, hätte nur noch auf den Tod gewartet. Sie war zw ö lf, und aller Leb e nsmut erschöpft. Die Ungeheuerlichkeit ihr e r Tat z ermürbte, erdrückte si e .
Lautlos war d e r Mann hinter sie getrete n , und a l s Rekla entsetzt herumfuhr, hatte er sie nur angelächelt. » Ru h i g , ich w i ll dich n i cht v erraten.«
Es war selten vorgekommen in ihrem Leben, dass ihr jemand nichts Böses wollte.
Die Gefühle überwältigten s i e, und d e r ganze Schmerz, der sich in den zurückliegenden Jahren angestaut hatte, brach hervor in einem verzweifelten Weinen, währ e nd der Mann s i e an s ich drückte.
Er war ganz in Schwarz gekleidet, und seine Bewegungen waren flink und elegant. Er sei ein Siegreicher, erklärte er, und trage immer einen schwarzen Dolch bei si c h, mit Heft und Glo c ke in Form einer Schlange, und besitze noch unzählige weitere Waffe n .
»Ich kenne d i c h, Rekla, und weiß all e s über d i ch. Ich w eiß, da s s du d e ine Eltern u m g ebracht hast, u nd ich we iß , da s s du den G er u ch von B lu t ma gs t.«
Sie errötete und schlug schuldbewusst die Augen nieder.
Der Mann griff unter ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf an. »Du hast keinen Grund, dich zu schämen. Schau mich
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