Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
la u schte au f das At m en des Mädchen s , be m er k te, d as s e s ihr schwerfie l . D u bhe lit t , daran gab es keinen Zweifel, und R ekla freute sich über jedes Stöhnen.
Sie wusste gar nicht mehr, wann sie sich zum ersten Mal am Leid anderer gelabt hatte. Es war so tief in ihrem Wesen verw u rzelt, da s s sie f a st ver g e s sen h a tte, w ie es e inst be g o n nen hatte. V i ell e icht im Spie l . I n dem Dorf im Land d e s Mee r es, dem s i e entst a mmte, kam es vor, dass sie den älteren Jungen folgte. Da sie nicht sehr beliebt war, konnte sie i h nen n u r a u s d e r Ferne z u sehen u nd s i ch der Gruppe nie anschließen. Und so beobachtete sie manchmal, dass die Jungen, offenbar a u s L an g eweile, T ie r e q u älten. Et w a G rillen die B e ine a b schnitten oder Schmetterlingen die Flügel ausrissen, und dabei noch grölten und lachten.
Diese Szenen h atten etwas Faszinierendes für si e . D ie ve r zweifelten F l uc htvers uc he der Opfe r , ihre H i lflo s i gk eit, wie s ie um s Ü b erleben k ä m pfen, sich d um pf wei g erten, d i e ih n en z ug edac h te Folter zu ertragen, und s i ch so krampfhaft an ihr Leben kla m merten.
Und so kam es, dass sie irgendwann selbst d a mit begann, Tiere zu quälen, für sich a ll e in, u nd dabei be g riff, dass d i e Din g e f ü r sie an d ers l a g en: Bul y , Gr anda und deren Freunde vergnüg t en sich mit diesem Spiel nur, wenn sie zusammen waren. Es war ein Gruppenri t ual. Sie l a chten z u sa mm en, f ü hlten s i ch g e m einsam stark. Sie selbst konnte da nicht mittun. Es g elang ihr nicht, Kontakt zu fi n den, denn sie war zu schüchtern, u m einen v o n ihnen anzusprechen, und das G efü hl, den anderen u nterlegen zu s e in, d ie Angst, e twas F a l sches z u t u n oder zu s a g en, lähmte sie g eradez u . A b er vor allem w ar en e s d ie and e r e n , die sie ablehn t en.
Weil sie so sc hwei gs am war u nd weil a l le wu ssten, w a s b e i ihr zu Ha us e v or s i ch g in g . Ihre F a m ilie stand in ei n em den k bar s c hlechten R u f, u nd alle k annten ihre G eschichte. N u r si e , Re k l a , w e i g erte s i ch no c h, der Wahrhe i t ins G esicht zu schauen.
Das einsame Vergnügen, die Tierchen in ihrem Todeskampf zu beobachten, wurde mehr u nd mehr zu ihrem liebsten Zeitvertreib. Ihrer Mutter erzählte sie, sie gehe mit Freunden spiele n . A b er Fre u nde hatte sie k e ine. Zur gleichen Z eit wie d ie an d eren Kinder v erli e ß sie das Haus, war aber nicht mit ihnen zusammen. I rgendwo hinter einer verfallen e n Mauer oder an einem ab g eschieden e n F leck l i eß s i e sich n i eder un d be g ann ihr Li eblin g sspi e l.
»Ich habe g eh ö rt, du b ist g ar nicht m it den a n deren zusammen«, sagte die Mutter eines Ta ge s zu ihr.
Rekla errötete.
» B ulys Mutter hat es mir ge sa gt. Wenn de in Vater hört, da ss d u Lü gen erzähl s t, bekomme ich es ab. Dann wi r d er wüt e nd und schlägt mi c h. Verstehst d u ?
Benimm dich d och wie d i e a n deren Kinder i n deinem A lte r . Und bel ü g m i ch nie mehr. Hör s t du ? «
Rekla antwortete nicht. S ie r e dete ohn e hin wenig mit i h rer Mutter, hätte auch nicht g ew u sst, was s ie sa g en s ollt e . Fü r sie w ar die M u tter s o weit fort w i e eine Fremde. Sowe i t s i e sich erinnerte, war sie von ihr nie im A r m g ehalten worden, und auch wie sie sich um d ie Tochter kümmerte, war kalt und distanzier t . Es war eine P f l i cht, d ie sie w i derwillig erf ü llte, u nd wenn sie m it ihr sprach, dann meistens, um sie zu e r m a hn e n, ihren Vater nicht in Rage zu brin g en. Die B e zi e hung zu ihm war aller d i n gs noch schlechter. Er war sehr viel älter als ihre Mutter und stank immer nach B i er. Wenn sie e t was angeste l lt hatte, setzte es Schl ä ge, und wenn seine Toc h ter genug eingesteckt hatte, ging er ü blicherweise a u f seine F rau l os.
Dann schlo s s s i ch Rekla in ihrem Zimmer ein u nd hielt s ich die Ohren z u , u m das Geschrei von jenseits der Wa n d nicht h ö ren zu müssen. I rgendwann wur d e es dann still. Ihre Mutter kauerte in einer Ec k e d es Ra um s, wä h rend der Vater das Ha u s ver l ie ß , u m sich vo l lla uf en zu la ss en.
Lange Zeit war Rekla das Verhalten ihrer Eltern vollkommen rätselhaft. Dann irgendwann wurde sie zufällig Zeuge, wie ein Junge einem anderen von i h r erzählte.
»Das weiß doch jeder, dass ihre Eltern sie gar nicht haben wollten. Eines Abends vor vi e len Jah r en muss Reklas Vater
Weitere Kostenlose Bücher