Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
an.«
Zögernd kam s ie der Aufforderung na c h.
»Diese Eigenschaften sind ei n e Gabe, Rekla, und was du getan hast, ist ganz außerordentlich.«
Sie schl u c k te. » Aber ic h bin d och böse .. . Das g anze Dorf w e iß e s .«
Der Mann schüttelte heftig den Kopf. »Nein, du bist etwas Besonderes. Nur Einfälti g e nen n en di e s Bösart igk eit, We is e j e doch G erechti gk eit. Ohne da s s du e s wusstet, hat mein Gott, Thenaar, durch dich gehandelt und seine Herrlich k eit gezeigt.«
Diese Worte r e ichten aus. E in Gott, der i h r Tun lenkte. I hr F luch eine Gabe. I hre Augen strahlten.
So lernte sie T h enaar kennen u nd erfuhr, dass sie ein Kind des Todes war. Und ihr wurde klar, wie falsch es w a r, jahrelang zu glauben, d as s sie verfl u cht se i . Welch entsetzl ic hes M is s verständni s , wie v iel u nnöti g es L e id! N e in, sie war g ar a u s erwählt, von T henaar, der d ie Siegreichen ge s chaffen hatte, und Aufgabe dieser Siegreichen war es, alle zu töt e n, die nicht an Thenaar gla u b t en und nicht von ihm auserwählt waren. Deren Blut musste f ließen und Thenaar geopfert werden bis zu dem Tag seiner Wiederkehr.
Und Rekla war tats äc hlich e t was Besonderes. Denn auch unter den Siegreichen, den As s as s inen, kam es nur selten vo r , d a ss jemandem das Töten derarti g e Freude bereite t e. S o en t deckte sie nun eine n eue Welt. S ie musste s i ch n i cht mehr schuldig f ü hl e n, s i ch n i cht m ehr selb s t b e strafen, d u rfte st a ttde s sen j u beln u nd sich fre u en, w e il sie a u serwählt worden wa r . All die Angst d er z u r ü ckliegenden Jahre löste s ich plöt z lich a u f, u nd Re k la war erf ü llt von ein e r Heiter k ei t , di e si e bis dahin nicht gekannt hatte. Nun sah sie ihre Eltern als d a s, was sie wirkl i ch gewesen waren: minderwertige, nutzlose Kreaturen, die den Tod verdient hatten. Thenaar wurde ihr ganzer Lebensinhalt. D ieser Gott hatte s i e erwählt, und sie beschl o s s , s ich ihm g anz hinz ug eben. Ihm zu dienen, so l lte ihr einziger Leben s zwe c k, jeder Ate m zug ihm geweiht s e in. Und sie w ü rde nicht eher ru hen, bis sich sein Ruhm über die g es a mte Auf g eta u chte Welt ve r breitet hatt e .
Bald schon sah sie s ich d u rch Thenaar b e lohnt. Als sie ei n mal vor seiner Statue kniete und zu ihm betete, ve r nahm s ie plötzli c h ein Flü s te r n, ganz lei s e nu r, d o c h in dem Frieden, der sie überkommen hatte, konnte sie eini g e Worte verstehen. Ja, der Gott sprach zu ihr. Sie w ar so be we gt, da s s ihr di e Tränen kamen. Mit einem Mal ve rs tand sie d ie ganze G r öße ihrer A u f g abe, u nd sie b a t ihn, sie niem a ls zu verla s sen. Da n n wolle s i e g anz all e in ihm ge hören.
So vergingen die Jahre, und Rekla nahm immer bedeutendere Stellungen in der G ilde e i n , b is si e sch lie ß l ic h z u den ältesten und ranghöchsten Siegreichen z ählte. Sie wurde zur Expertin in der Welt der Gifte, studierte Kräuter- und Pflanzen k unde, und das zum Teil mit Büche r n, d i e A ster se l bst verf a sst hatte. Ihre Meisterleistung war der Trank, der ihr die ewige Jugend schenkte. S i e hatte ihn sel b st ent w ic k elt u nd war besonders st ol z dara u f. Ein T ran k , der n u r s ehr schwer herz ust ellen war, den sie s i ch s e lbst v orbehielt u nd e ifers üc htig h ü tete. So war denn ihr n icht alternder Körper wie eine Maschine, ein Dolch in Thenaars Händen. Alles tat sie nur für ihren Gott. B i s zu ihrem letzt e n Ate m z u g wollte sie ihm im Vollb es itz ihrer Kräfte dienen. A u ch wenn der Tod sie dennoch irgendwann ereilen w ü rde, so aber in der Bl ü te ihrer J u gend, s o f l ink u nd s t ark wie a l lezei t , a ls u nfehlbare tö d liche W a ffe.
Ja, es war ein glückliches Leben. Weil ihr Leben ein Ziel hatte. Das hatte gefehlt in ihrer Kindh e it, die wie ein Umherta u meln in d er Finster n is gewe s en wa r , a u f der vergebl i c h en Suche nach einem Hal t , n a ch Fre u de. Erst der G la u be an Thenaar hatte i hr Dasein erst r ahlen l ass en, u nd ihr Weg w a r g eradlinig u nd sicher g eword e n. E g al was gesc hah, i m mer w u sste si e , d a ss er, ihr G ot t , ihr beistand und immer beistehen würde.
Dann war D u bhe a u f g eta u cht, u nd all e s hatte s i ch verä nd ert. Solan g e das Mädchen in der Gilde weilte, war Reklas Welt noch in O rdn u ng. Ja, s i e hatte es sogar gern ü bernommen, f ü r die N e u e verantwortlich zu sein. Sie e m pfand es
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