Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
als erregend, über e i nen Menschen, eine Untergebene, voll k ommen bestimmen zu k ö nnen. Aber dann, mit Dubhes Flucht, war schlagart i g alles z u sammengebrochen.
Re k la betrach t ete den Vorfall als ihr persönl i ches Vers ag en. Schlie ßl ich war si e für Dubhe verantwortlich ge w esen und hatte sich von ihr an der N a se herum f ühren l assen. Wären es nur Schul d gefühle gewesen, hätte sie schon damit u m gehen kön n en. Aber etwas a n deres stand im Vordergru n d.
Als man Dubhes Flucht entdeckte, war Rekla in ihrer Verzweiflung unverzüglich in den T empel g eeilt. Vor der Stat u e ihr e s G ottes warf sie s i c h zu Boden n i e der, hob die Hände zum Himmel und flehte: »Ve r gib mir, oh Thenaar, ich bitte dich, ver g ib deiner u nw ü rdi g en Dienerin! Sprich zur mir, z e ige m ir, was ich tun soll. Ich w i ll deine r echte Hand s ei n.«
Doch kein Wort, kein Trost erreichte sie von oben. Alles schwieg.
Viele S tunden brachte s i e büßend und bet en d vor der St a tue zu, doch vergeblich. Thenaar sc hwieg gekränkt, u nd Rekla war d erart erschüttert, d a ss s ie sich persönlich er b ot, Dubhe zu suchen und z u r ü c k z u brin ge n, sah s i e da r in d och d i e einzige Mögl ic hkeit, den Zorn ihres Gott e s zu besänftigen. W e nn das B lut di e ser Verräterin in d as B e c k en in d e r g ro ß en Halle flos s , w ü rde T henaar endlich wieder das W o rt an sie richt e n. Re k la konnte es nicht erwarten, so übermächtig war das Verla n gen, seine Sti m me wiederzuhören. Eigentlich hatte sie, in Erwart u ng von D u bhes Opfe ru ng in der Gil d e, schon mal d e n jungen Mag i er, mit dem das M ädchen u nterwegs war, t öten u nd sein Bl u t T henaar darbringen wollen. Aber au ch er war i h r entwischt, auch er hatte ihre Pläne durchkreuzt.
Ihren unermesslichen Zorn darüber hatte Rekla nur teilweise an Dubhe au slassen können, indem sie sie mit Schlägen und Tritten traktierte. Aber das reichte ihr nicht.
An diesem Abend hatte sie zwei Tropfen m ehr in ihren Trank gegeben und wartete jetzt auf ihr Stöhnen, auf die W i rku n g des Giftes. Dubhe würde nicht daran sterben, aber l ei d en würde s i e, sehr sogar.
Als das erste Wimmern an ihr Ohr drang, verzog sich Reklas Miene zu einem zufriedenen Lächeln.
11
Gefangenschaft
Mitten in der Nacht sp ü rte D u bhe sie p l ö t zlich neben s ic h. M ü hsam dr e hte sie sich um und sah in ein funkelndes A u genp a ar. S i e d a chte zu rück an die vi elen Male, da sie a u f der Wan d erung mit Lonerin solch funkelnde Augen im D ickicht des W a ld e s b e merkt hatte. D i ese hier w a ren ganz ähnlich. Reklas Augen waren die eines wi l d e n Tieres.
» I ch hab dich stöhnen hören«, sagte sie. Ihre Stimme klang beängstigend ruhig.
Sofort überkam Dubhe ein heftiger Abscheu vor dieser Frau, zumal sie jetzt spürte, wie aus der T iefe ihres Lei b es ein Ve r langen aufstieg. S ie b iss d ie Z ä hne zu s ammen, d am i t ihr d i e Worte ni c ht über d i e L i ppen kamen, doc h Rekla ahnte, was in ihr vor g ing.
»Ich w e i ß , was du bra u chst.«
Sie lächelte. Genauso wie damals, als Dubhe sie zum ersten Mal gesehen hatte.
A u s einer T a s c he holte Re k la ein F läsc h chen hervor u nd sc h wen k te es v or Dubhes Augen hin und her. D as Mädchen wu sste, was darin war, und sp ü rte, wie s ich die B e stie k nu r rend re g te.
»Das wi l lst d u . N i cht wahr?«, f u hr Re k la m it s üß licher Sti mm e fort, »n u r l e ider hat eine Verräterin wie du keine Belohnung verdient. Du verdienst nur Leid und Schmerz.« Und sie umschl o ss das Fl ä schchen in ihrer Fa u st.
Sie freute sich, die Mischung wirkte.
»Vielle ic ht w u ndert es d i ch, dass es d ir so s chlecht g e ht. Aber in dem Trank, den du bekommen hast, war etw a s dri n , was nicht hineingehörte. Auch wenn ich dich lebendig zum Tempel bringen mu s s, niemand hat mir befohlen, dich zu schonen.«
Dubhe fletschte die Zähne. Daher also diese seltsame, schmerzhafte Benommenheit. »Ich will gar nichts davon«, log sie mit zitternder Stimme.
»Ach nein? Könntest du dich rühren, w ü rd es t du mir die A mp u lle a u s d e n Händen reißen.«
Dubhe stöhnte. Es war nicht z u ertrage n , sich wieder so ern i edri g en zu m ü ssen f ü r das nackte Überleben. Nicht, nachdem sie nun gesehen hatte, dass es auch eine andere W elt gab außerhalb der Mauern ihres Gefängnisses, und daran änderte a u ch n ichts, d a ss ihr diese We l t ve rs
Weitere Kostenlose Bücher