Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
Dubhes Hand auf der Trage. Er wollte sie nicht allein lassen. Und so schleppte er sich neben ihr und hinter ihren Rettern her.
Der Meister war da, bei ihr. Hielt ihre Hand, fuhr ihr sanft über die Stirn. Murmelte tröstende Worte.
>lch bin so froh, dass du zurückgekehrt bist<, raunte sie, ihn anblickend.
Jetzt, da sie sein Gesicht wieder vor sich sah, wurde ihr erst bewusst, wie verzweifelt sie sich nach ihm gesehnt hatte.
>Ich kann nicht bei dir bleiben, das weißt du.< >Dann komme ich mit dir.< Der Meister seufzte, blickte sie liebevoll an. >Glaubst du nicht auch, es ist an der Zeit, alles zu vergessen und ganz neu zu beginnen?< Noch fester drückte sie seine Hand. >Ich will nur dich.< >Aber ich bin von dir gegangen, und es hat keinen Sinn, dass du weiter nach mir suchst. < Er blickte ihr tief in die Augen, so wie sie es liebte, und fügte hinzu. >Er ist nicht ich.< Dubhe war den Tränen nahe. >Ich weiß<, raunte sie.
Dann löste sich die Finsternis, in der sie gefangen waren, in einer gleißenden Lichtwolke auf und trug den Meister davon.
>Verlass mich nicht, wollte Dubhe rufen, doch ihre Kehle schmerzte zu sehr, und sie bekam keinen Ton heraus. Da schlug sie die Augen auf, und grelles Licht blendete sie. Sie spürte, dass sie in einem weichen Bett lag, und fühlte einen dumpfen Schmerz im ganzen Leib, der sich an den verschiedensten Stellen zu heftigen Stichen steigerte. Ihre Beine ragten ein gutes Stück über die Matratze aus trockenem Laub hinaus.
Als sie mit den Lidern blinzelte, begann das grelle Licht zu weichen und deutlicheren Umrissen Platz zu machen. Ein Fenster, eine grünliche Decke, eine Truhe. Schließlich ein vertrautes Gesicht.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Lonerin und lehnte sich weit zu ihr vor.
Einige Augenblicke sah Dubhe ihn wortlos an. Ausgezehrt, blass, müde sah er aus. Sie empfand eine große Zuneigung für dieses Gesicht, aber nichts darüber hinaus. Das tat weh, und sie schloss die Augen.
»Du bist schwer verletzt worden. Nicht verwunderlich, wenn du dich schlecht fühlst.«
Dubhe schaute ihn an und bemühte sich zu lächeln. Doch langsam nahmen jetzt die Erinnerungen Gestalt an, grauenhafte, unerträgliche Bilder, die nicht zu vertreiben waren, weil sie sich unauslöschlich in ihr Hirn eingebrannt hatten. Zuletzt Filla, der sich verzweifelt in ihrem Griff wand, während er unablässig voller Liebe diesen einen Namen rief: Rekla.
»Es ist ein Wunder, aber wir sind in Sicherheit«, unterbrach Lonerin den Fluss ihrer Gedanken.
Dubhe riss sich los, blickte ihn an. Hinter ihm sah sie einen Ausschnitt des Raums, in dem sie sich befanden. Es handelte sich um eine Holzhütte mit einem Dach aus getrocknetem Blattwerk. Die Decke war seltsam niedrig, und zu einer Seite öffnete sich ein großes Fenster, das den Blick freigab auf ein Gewirr von Bäumen im rötlichen Licht einer Sonne, die an einem wolkenlosen Himmel unterging. Neben dem Bett standen ein Stuhl sowie eine Truhe mit kunstvoll geschnitzten Ornamenten, die Dubhe an irgendetwas erinnerten. »Du fragst dich sicher, wo wir hier gelandet sind«, sagte Lonerin lächelnd. Dubhe nicke.
»Unsere Retter sind Gnomen. Ganz außergewöhnliche Gnomen mit spitzen Ohren und dunkelblauen Haaren.« Lonerins Gesicht strahlte vor Freude und neuem Mut.
Er hatte allen Grund dazu. Im Gegensatz zu ihr. Er war wirklich gerettet, sie nicht, steckte immer noch mittendrin in ihrem Albtraum, war gefangen in den Klauen der Bestie. Ein weiterer großer Unterschied zwischen ihnen beiden, einer von vielen.
»Sie sind eine Kreuzung zwischen Gnomen und Elfen, die offenbar hier ganz in der Nähe an der Küste siedeln.«
Diesmal blieb Dubhes Herz kühl bei der Erwähnung der Elfen, jenes sagenhaften Volkes, das früher einmal Teil ihrer kindlichen Fantasiewelt war.
»Sie sprechen Elfisch und heißen Huye, ein abwertender Name, den ihnen die Elfen gegeben haben. Er bedeutet wohl so viel wie >Winzlinge<.«
»Und die haben uns gerettet?«, fragte Dubhe mit müder Stimme.
Sie war gar nicht so sehr daran interessiert, die Geschichte ihrer Rettung zu erfahren, doch das Geplauder lenkte sie immerhin von den Gräuelbildern ab, von denen ihr Kopf voll war.
»Sie sind gerade noch rechtzeitig aufgetaucht, als ich uns schon fast aufgegeben hatte. Du warst so voller Blut, und ich am Ende meiner Kräfte durch den Kampf und die Zauber ... Ich dachte, wir wären verloren, wir würden sterben, du würdest sterben, und das war das Allerschlimmste.«
Auch diese
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