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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Freundin wird jetzt auch wach sein, wir können frühstücken ... Ach, hilf mir doch mal auf, mit diesem verfluchten Bein ist das immer eine größere Sache.« Lonerin tat es, und dabei kam es ihm ganz seltsam vor, dass ein so großer Geist in einem mittlerweile so hinfälligen Körper steckte. Sennars knöcherner Arm fühlte sich höchst zerbrechlich an im festen Griff seiner Hand.
    Ohne ein Wort zu wechseln, spazierten sie zurück, doch es war ein Schweigen, in dem nichts Feindseliges mehr steckte, eher etwas Vertrautes, das sie verband. Noch im Wald, aber nicht weit vom Haus, erblickten sie Dubhe, die sich, mit ihren Messern in den Händen, gewandt wie eine Katze zwischen den Bäumen bewegte.
    Die Schattenkämpferin trainierte. Lonerin erinnerte sich noch, wie er ihr zum ersten Mal zugesehen hatte, an die abwehrenden Gefühle, die ihn dabei überkamen, weil sie sehr viel von der Gilde übernommen hatte. Heute jedoch war es anders.
    Als er nun ihre präzisen, anmutigen Bewegungen sah, schien sie ihm plötzlich unerträglich schön, perfekt, unerreichbar. Wie eine verbotene Frucht, so fern, außer Reichweite für ihn und immer noch von einem Geheimnis umgeben trotz der Nächte, die sie zusammen verbracht, trotz all der Abenteuer, die sie gemeinsam überstanden hatten. Und die Wunde tief in seinem Herzen brannte wieder.
    Sennar stand neben ihm und sah Dubhe mit einer Mischung aus Bewunderung und Wehmut zu. Welche Erinnerungen, süße oder bittere, mochte dieser Anblick bei ihm wachrufen?
    »Das Frühstück ist gleich fertig«, rief er, und Dubhe fuhr herum.
    Mit Sicherheit hatte sie die beiden gehört, hatte sie kommen sehen, sich dann aber doch wieder ganz auf ihre Übungen konzentriert. Nun hielt sie in ihren Bewegungen inne und blickte den alten Magier an, der aber, ohne noch einmal aufzusehen, seine Schritte in Richtung des Hauses lenkte und die beiden jungen Leute allein ließ.
    Kaum kreuzten sich ihre Blicke, wurden Dubhes Gesichtszüge sofort sanfter, was Lonerin als unangenehm empfand. Seit jenem schrecklichen Abend behandelte sie ihn mit besonderer Rücksicht, so als sei er aus Glas. Und plötzlich verstand er, warum sie ihn immer wieder gebeten hatte, sie nicht so mitleidig anzuschauen. »Wo wart ihr denn?«
    »An Nihals Grab«, antwortete er trocken. Dubhes Augen leuchten auf. »Da wäre ich auch gern mitgekommen ...«
    »Vielleicht war es besser so. Immerhin bist du von einer weiteren traurigen Geschichte verschont geblieben«, antwortete er nur.
    Er ging auf das Haus zu und hörte, wie Dubhe ihm kurz darauf folgte.

Verrat
    »So rechtfertigst du also mein Vertrauen? Ist das der Respekt, der Gehorsam, den du deinem Vater schuldest?«
    Das Wams blutgetränkt, kniete Learco vor dem König. Er hätte höllische Schmerzen. Den ganzen Rückweg hatte er verwundet zurückgelegt mit einem Drachen, der noch übler zugerichtet war als er selbst, und kaum im Palast eingetroffen, musste er seinen Vater aufsuchen, um ihm Bericht zu erstatten. »Majestät, er ist verwundet ...«, mischte sich nun Volco ein. Learco hörte, wie sein Adjutant zaghaft auf ihn zutrat, wahrscheinlich, um ihm zu helfen.
    »Bleib stehen, wo du bist!« Die Stimme seines Vater bebte vor unbändigem Zorn. »Du musstest ihn töten. Feiglinge kann ich an meinem Hof nicht gebrauchen.« Learco spürte, wie sein Blick verschwamm. Die Wunde war an sich nicht lebensgefährlich, doch hatte er viel Blut verloren, und eine beängstigende Kraftlosigkeit befiel nun mehr und mehr seine Glieder und breitete sich, von der Wunde ausgehend, im ganzen Körper aus.
    Nun begann sein Vater, mit großen Schritten nervös vor ihm auf und ab zu marschieren. Es war offensichtlich, er wollte ihn nicht gehen lassen, wollte das Leiden seines Sohnes verlängern.
    »Hast du ihn wenigstens verwundet?«, fragte er schließlich. Learco hob mühsam den Blick. »Ja, mein Herr, an der Schulter.«
    Es war nur ein Kratzer, mehr nicht. Dies eine Wunde zu nennen, war schon übertrieben. Aber wie hätte er seinem Vater gestehen können, dass er den entscheidenden Stoß versäumt hatte? Schon jetzt konnte er ihn nicht ertragen, diesen verächtlichen Blick, mit dem der Vater ihn betrachtete. Im Grund wünschte er sich doch nur dessen Anerkennung.
    Da stahl sich unerwartet ein triumphierendes Lächeln in Dohors Gesicht. »Dann ist er dennoch erledigt.« Learco schaute ihn nur verdutzt an.
    »Allzu gut kenne ich dein sanftes Herz«, fuhr sein Vater nun fort, wobei er jedes Wort verächtlich

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