Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
paar der Binden hervor, die sie aus dem Versteck bei den Kanälen mitgenommen hatten. Er hatte Mühe, den Verband anzulegen. Seine Hände zitterten merklich, und Schweißperlen traten ihm auf die Stirn, obwohl es keineswegs warm war. 3 »Geht's dir gut?«
Ido sah auf und bemerkte Sans besorgten Blick. »Ja«, antwortete er zögernd. »Deine Hände zittern.«
Ein letzter Knoten, dann machte sich Ido daran, seinen eigenen Körper zu untersuchen. An der Schulter verspürte er ein leichtes Brennen und erinnerte sich an die Wunde, die er im Kampf davongetragen hatte. Learcos Schwert hatte ihn nur gestreift, und doch war die Wunde, wie er tastend feststellte, geschwollen und schmerzte.
»Offenbar brauche ich noch mal deine Hilfe«, sagte er mit einem bemühten Lächeln.
San schaute ihn erschrocken an.
»Bleib ganz ruhig. Sieh dir einfach mal die Stelle an meiner Schulter an, wo er mich getroffen hat.«
Der Junge schien jetzt ein wenig gefasster, denn er tat genau, worum der Gnom ihn gebeten hatte.
»Und? Was siehst du?«
Ido spürte Sans Hände auf seiner Haut. Unglaublich kühl kamen sie ihm vor.
»Du glühst.«
Eben. Ein schlechtes Zeichen.
»Die Stelle ist gerötet, ein Kratzer ... oder mehr ein Schnitt. Darum herum ist alles geschwollen, und die Ränder sehen ein wenig violett aus.«
Ido kannte sich mit Giften nicht besonders gut aus. Gift war eine Waffe, die er nicht mochte. Er war ein Krieger, kein verdammter Meuchelmörder, und wenn er töten musste, dann nur durch die Wucht des Schwertstreichs und nicht mit hinterhältigen Tricks. Aber wieso hatte Learco das getan? Betrug schien nicht zu ihm zu passen, und auch als er zum ersten Mal auf ihn getroffen war, hatte er in seinen Augen etwas von Ehrlichkeit wahrgenommen. Ob Dohor dahintersteckte? »Was ist das, Ido?« Der Gnom riss sich aus seinen Gedanken, drehte sich zu San um und bemerkte, dass dieser Mühe hatte, nicht in Panik geraten. Ruhe, wir müssen ruhig Blut bewahren.
Er nahm einen tiefen Atemzug, wobei er zu verbergen versuchte, wie sehr ihn das anstrengte.
»Wir brauchen Hilfe. Allein kommen wir nicht weiter.« »Fühlst du dich denn schlecht?« Ido überhörte die Frage.
Er hatte keine Ahnung, wie schlimm es um ihn stand. Die Wunde war nicht tief, aber bei zahlreichen Giften reichte das schon. Jedenfalls war schon viel Zeit vergangen, seit das Schwert ihn getroffen hatte, und noch schienen die Anzeichen vergleichsweise schwach. Vielleicht war noch nicht alles verloren. Er begann in seinen Taschen zu kramen, wobei die Hände ihm kaum gehorchten und sich die Finger schon ein wenig taub anfühlten. Daher dauerte es seine Zeit, bis er gefunden hatte, was er suchte. Endlich legte er einige Steine mit eigenartigen Symbolen darauf sowie ein Stück Papier auf den Boden.
»Du musst etwas für uns zaubern.«
»Aber, Ido, sag mir doch wenigstens ...«
San schien wirklich kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen. Daher packte der Gnom ihn an den Schultern, das aber weniger fest, als er gewollt hätte, blickte ihm in die Augen und versuchte, seine Stimme möglichst sicher klingen zu lassen.
»Wir müssen uns abholen lassen. Weiterlaufen kann ich nicht mehr. Da wir nicht mehr weit vom Land des Wassers entfernt sind, könnte uns jemand auf einem Drachen zu Hilfe kommen. Dann schaffen wir es. Aber zunächst müssen wir melden, dass wir in Not sind. Verstanden?« San nickte, sein Gesicht blass wie ein Leintuch.
»Ich selbst beherrsche bloß zwei Zauber: Flammen entzünden und Botschaften senden. Aber im Moment bin ich zu schwach dazu. Das heißt, du musst das erledigen. Was wahr scheinlich sogar besser ist, weil ich immer schon ein mieser Zauberer war.« Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. Er hatte an seine Einführung in die Kunst der Magie zurückdenken müssen und eine Reihe anderer Dinge, die ihn jetzt nur ablenkten. »Tu es für mich.«
San nickte, aber immer noch zaudernd. »Nimm die Steine.«
Der Junge gehorchte, und Ido erklärte ihm Schritt für Schritt, was zu tun war. Er ließ ihn die Steine zu einem Kreis auslegen, reichte ihm dann eine Feder und ein Tintenfässchen, die er immer in seinem Reisesack mit sich führte, und diktierte ihm die Botschaft.
»Wir befinden uns im Großen Land, vielleicht zwei Meilen vor der Grenze zum Land des Wassers. Wir können nicht weiter. Ich wurde vergiftet . . . «
Sans Hand begann zu zittern, und in seinem Blick stand panischer Schrecken. »Nur leicht, wirklich nur leicht, sonst
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