Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen
wäre ich ja schon tot«, versuchte Ido zu beruhigen. »Also schreib weiter. Ich wurde vergiftet, mein Gefährte verletzt. Schickt uns einen Drachen und einen Magier. Ido.«
San schrieb zu Ende und blickte dann mit weit aufgerissenen Augen zu Ido auf.
»Und jetzt brauchen wir ein Feuer.« Der Gnom reichte ihm zwei kleine Feuersteine. »Weißt du, wie das geht?«
San nickte schwach.
Es dauerte ziemlich lange. Der Junge war aufgeregt und quetschte sich in einem fort die Finger. Doch Ido drängte ihn nicht, denn er wusste, dass er damit nur alles noch schwieriger machen würde, und zudem konnte er die Angst des Jungen auch verstehen.
Schließlich stoben ein paar Funken auf und sprangen auf das Papier über.
»So, jetzt konzentrier dich!«
San wusste nicht genau, was er zu tun hatte, war zu verwirrt.
»Komm, schließ die Augen und halte die Hand über das Papier«, forderte Ido ihn auf.
San gehorchte, doch seine Hand zitterte.
»Denk an den Namen, den ich dir jetzt sage: Folwar. Denk ganz intensiv nur diesen Namen, verstanden? Denk an nichts anderes!«
Zum Glück war der Zauber nicht sehr kompliziert. Für etwas Schwierigeres wäre San zu aufgewühlt gewesen.
Langsam verbrannte die Flamme das Papier, bläulicher Rauch stieg auf und zog davon.
»Nun kannst du die Augen öffnen.«
San tat es, und Ido zeigte ihm den Rauch. »Siehst du? Das zeigt, dass es geklappt hat. Gut gemacht!« Er bemühte sich, ihn anzulächeln, während bereits heftige Schauer seinen Körper durchliefen.
Mit offenem Mund sah San den bläulichen Kringeln nach und schien einen Moment lang ihre prekäre Lage vergessen zu können.
Auch Ido blickte zum Himmel auf, an dem es jetzt langsam hell wurde. »Nun können wir nur noch warten.«
Aufgeregt eilte Theana zu Meister Folwar. Es kam selten vor, dass er sie zu sich bestellte. In den langen Jahren ihrer Lehrzeit war immer Lonerin sein Lieblingsschüler gewesen, obwohl er später zu ihnen gestoßen war.
»Der Meister will dich dringend sprechen«, war ihr ausgerichtet worden, woraufhin sie sofort das Schlimmste befürchtet hatte. Nun riss sie die Tür auf und stürmte in den Raum.
Aber sofort beruhigte sich ihr Herzschlag ein wenig, als sie das Lächeln sah, mit dem Folwar sie aus seinem Rollstuhl heraus anblickte. Sie verlangsamte ihre Schritte, ergriff aber doch unwillkürlich Folwars Hand, nahm sie zwischen die ihren und kniete vor ihm nieder. »Ich war so in Sorge, Meister! Warum habt Ihr mich so eilig rufen lassen?« Der alte Magier lächelte sanft. Theana liebte dieses Lächeln, schon von früh auf hatte es ihr Trost gespendet, und sie konnte sich nicht vorstellen, ohne es zu leben.
»Tut mir leid, dass ich dich mit meiner Eile geängstigt habe. Aber die Lage ist tatsächlich dramatisch.«
Seine Miene wurde ernster, und Theana erhob sich. Offensichtlich wollte ihr Folwar etwas Wichtiges mitteilen.
»Gerade habe ich eine magische Botschaft von Ido erhalten. Er wurde vergiftet und sitzt im Großen Land fest, in der Nähe der Grenze zum Land des Wassers. Und der Junge, den er bei sich hat, ist verwundet. Das heißt, wir brauchen jemanden, der sich in der Magie, aber auch in den Heilkünsten auskennt.« Theana schaute ihn entgeistert an. »Und Ihr meint, dass ich das übernehmen soll?«
Eine Zeit lang hatte sie sich in Laodamea um die Schwerstverwundeten aus dem Krieg gekümmert. Aber es war eine vergleichsweise ruhige Arbeit in einem vertrauten Umfeld gewesen. Dies jedoch wäre etwas ganz anderes. Folwar nickte.
Und Theana beschränkte sich darauf, den Kopf zu senken. Sie würde nicht kneifen, nicht bei der wichtigsten Aufgabe, die ihr der Meister je übertragen hatte, auch wenn sie befürchtete, dass ihre Fähigkeiten vielleicht nicht ausreichen würden. »Wie Ihr wünscht.«
»Du wirst dich mit Bjol und seinem Drachen auf den Weg machen.«
Theana schrak auf. Sie war noch nie geflogen und hatte panische Angst vor Drachen. Ein leichtes Zittern befiel ihre Hände.
»Ihr müsst unverzüglich aufbrechen.« Das Mädchen senkte wieder den Kopf. »Ich werde mein Bestes geben ... Und danke für Euer Vertrauen.« Folwar lächelte wohlwollend. »Und nun geh. Ich bin sicher, dass du uns nicht enttäuschen wirst.«
Den ganzen Flug über klammerte sich Theana an Bjol fest. Schon bevor sie sich in die Lüfte erhoben, hatte sie die Arme um seine Hüften gelegt und sie seitdem nicht mehr von dort weggenommen. Einen Tag würden sie unterwegs sein, hatte man ihnen gesagt. Im Grund hatte Theana
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